Durch Ukraine-Krieg beschleunigt: Baltische Staaten lösen sich aus russischem Stromnetz
Samstag, 8. Februar, 17.31 Uhr: Mehr als 30 Jahre nach ihrer wiedererlangten Unabhängigkeit haben sich Estland, Lettland und Litauen aus dem russischen Energiesystem gelöst. Um kurz nach 9.00 Uhr Ortszeit waren die drei baltischen EU- und Nato-Länder am Samstag vom gemeinsamen Stromnetz mit Russland abgekoppelt, mit dem sie aus historischen Gründen seit Sowjetzeiten verbunden waren.
Die Trennung verlief ohne Probleme und blieb für die Verbraucher unbemerkt, wie die Netzbetreiber in Estland, Lettland und Litauen mitteilten. Für einen Tag sollen die Stromnetze der drei Länder nun in einer Art Inselbetrieb allein funktionieren - und dann am Sonntag über Polen in das europäische System integriert werden.
Estland, Lettland und Litauen hatten bereits vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine ihre Stromimporte aus Russland eingestellt. Weiterhin waren sie aber Teil eines aus Sowjetzeiten stammenden gemeinsamen, synchrongeschalteten Netzes mit Russland und Belarus. Das galt in Tallinn, Riga und Vilnius inzwischen als Sicherheitsrisiko. Nach dem Netzwechsel werden sie dann die grundlegenden Parameter des Stromsystems wie etwa Frequenz und Spannung selbst kontrollieren können.
Aus auch geopolitischer Sicht wird dem Schritt eine große Bedeutung beigemessen. „Russland kann Energie nicht länger als Erpressungsinstrument einsetzen“, schrieb etwa die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas auf der Plattform X. „Dies ist ein Sieg für die Freiheit und die europäische Einheit.“
Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 beschleunigte das Vorhaben, das finanziell überwiegend von der EU getragen wurde. Die Kosten für den Aufbau der nötigen Infrastruktur betrugen insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro.
Selenskyj vor Treffen mit Trump: „Solider, dauerhafter Frieden kann näher rücken“
22.44 Uhr: Wolodymyr Selenskyj hat indirekt das anstehende Treffen mit US-Präsident Donald Trump bestätigt. „Die kommenden Wochen können in der Diplomatie sehr arbeitsreich sein, und wir werden alles Notwendige tun, um diese Zeit effektiv und produktiv zu gestalten“, schrieb der ukrainische Präsident auf X und Telegram. „Wir schätzen die Zusammenarbeit mit Präsident Trump sehr“, meinte Selenskyj. Selenskyj teilte zudem mit, dass auch Treffen ukrainischer und amerikanischer Teams geplant seien, um Details auszuarbeiten. „Ein solider, dauerhafter Frieden kann näher rücken.“
Die Ukraine sei auch bereit, mit den USA über die von Trump angesprochenen Mineralien und Seltene Erden zu kooperieren, „im Interesse der Sicherheit“. Die Ukraine verfüge über eine der größten Reserven an strategischen Ressourcen in Europa, „und der Schutz der Ukraine bedeutet auch den Schutz dieser Ressourcen.“
Trump trifft sich „wahrscheinlich nächste Woche mit Selenskyj“
20.22 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat ein baldiges Treffen mit seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj in Aussicht gestellt. „Ich werde wahrscheinlich nächste Woche mit Präsident Selenskyj zusammentreffen“, sagte Trump im Weißen Haus bei einem Treffen mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba. Zum Ort einer möglichen Zusammenkunft sagte Trump, dass es Washington sein könne. „Ich reise nicht dorthin“, sagte der Republikaner mutmaßlich mit Blick auf Kiew.
Trump sagte weiter, dass er „wahrscheinlich“ auch mit Kremlchef Wladimir Putin sprechen werde. „Ich möchte, dass dieser Krieg vor allem aus einem Grund beendet wird: Es werden so viele Menschen getötet“, so Trump über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Er monierte, dass die USA mehr Geld in die Ukraine investierten als Europa. „Und dennoch betrifft es Europa natürlich viel stärker als uns“, sagte er.
Der Republikaner betonte außerdem erneut, dass es in der Ukraine seltene Mineralien gebe. „Eines der Dinge, die wir mit Präsident Selenskyj anstreben, ist die Sicherheit ihrer Vermögenswerte. Sie haben Vermögenswerte unter der Erde, Seltene Erden und andere Dinge, aber hauptsächlich Seltene Erden“, so Trump. Er hatte zuletzt Hilfen für die Ukraine an den Zugriff auf deren Rohstoffe geknüpft. Selenskyj hatte deutlich gemacht, sich für westliche Hilfe mit Seltenen Erden und anderen Bodenschätzen erkenntlich zeigen zu wollen.
„Stadtzentrum Torezk fast vollständig unter feindlicher Kontrolle“
19.14 Uhr: Russland hat am Freitag angegeben, die strategisch wichtige Bergbaustadt Torezk im Osten der Ukraine vollständig eingenommen zu haben. Nun meldet das proukrainische Analyseprojekt Deepstate, dass die Stadt noch nicht komplett unter russischer Kontrolle sei. „Die ukrainischen Verteidigungskräfte setzen ihre Verteidigungsoperationen in Torezk fort. Die Kämpfe gehen im Stadtteil Zabalka sowie am nördlichen und westlichen Stadtrand weiter. Das Stadtzentrum ist fast vollständig unter feindlicher Kontrolle“, heißt es.
Russland meldet Einnahme von strategisch wichtiger Bergbaustadt in Ostukraine
15.27 Uhr: Nach monatelangen heftigen Kämpfen hat die russische Armee eigenen Angaben zufolge die strategisch wichtige Bergbaustadt Torezk im Osten der Ukraine eingenommen. Die Stadt in der Region Donezk sei infolge „aktiver offensiver Einsätze befreit“ worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag. Die Einnahme der Stadt könnte es Russland nun ermöglichen, wichtige Versorgungsrouten für die Ukraine zu blockieren.
Die ehemalige Bergbaustadt, die vor Beginn der russischen Offensive rund 30.000 Einwohner zählte, war seit dem vergangenen Sommer Ziel russischer Angriffe. Das ukrainische Außenministerium erklärte kurz vor der Ankündigung Russlands am Freitag, die Stadt liege „in Trümmern“ und veröffentlichte im Onlinedienst X ein Foto zerstörter Gebäude. „Dies war einmal Jemandes Zuhause. Ein Ort, an dem Menschen lebten, lachten und ihre Zukunft aufbauten. Jetzt sind es nur noch Ruinen“, hieß es dazu.
Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti wird die Einnahme von Torezk auch die Versorgung in Richtung der Stadt Tschassiw Jar erschweren und den Vormarsch der ukrainischen Soldaten zwischen den Städten Pokrowsk, Slowjansk und Kramatorsk erschweren. Auch Tschassiw Jar und Pokrowsk sind vom Vorrücken der russischen Armee bedroht.
Ukraine fängt russische Gleitbombe ab
14.52 Uhr: Die Ukraine hat eigenen Angaben nach erfolgreich eine russische Gleitbombe im südukrainischen Gebiet Saporischschja abgefangen. Dies bestätigte der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. Konkretere Angaben zur eingesetzten Waffe machte er nicht. Militärblogger hatten zuvor über den Einsatz einer experimentellen Waffe spekuliert.
Insgesamt sei ein „komplexer Ansatz“ aus bodengestützter Flugabwehr und in der Luft befindlichen Mitteln notwendig, um die mit Gleitbomben bewaffneten russischen Kampfflugzeuge fernzuhalten, sagte Ihnat. Es sei dabei schon mehrfach gelungen, diese gefährlichen Bomben rechtzeitig abzufangen.
Russen setzen Esel an der Ukraine-Front ein: „Normale Praxis“
13.40 Uhr: Russland setzt mittlerweile an der Front Esel für den Transport von Munition ein. Der Einsatz von Pferden oder Eseln, um Munition an die Frontlinie zu liefern, sei „eine normale Praxis, so Generalleutnant Viktor Sobolew, Mitglied des Verteidigungsausschusses der Staatsduma gegenüber der russischen Internetzeitung Gazeta.Ru. Die Einheiten würden mit Eseln auch mit Essen und anderer Ausrüstung versorgt.
Zahlreiche ukrainische Kommentatoren machten sich derweil lustig über den Einsatz der Lastentiere. In einem Kommentar hieß es, dass man zu den russischen Verlusten neben Soldaten, Panzern und Flugzeugen auch Esel zählen müssen. „Esel! Verdammt Putin, was soll das! Das ist zu viel. Frieden. Jetzt“, spottete ein Kommentator. Selbst unter regimetreuen Russen löste die Nachricht Häme aus. Russische Soldaten an der Front geben mitunter sogar mit Videos von den Tieren an.