Pünktlich wie ein Uhrwerk übernahmen am 11.11. um 11:11 Uhr die Narren das Memminger Rathaus und läuteten damit die „Fünfte Jahreszeit“ ein.
Memmingen – Schon vor dem offiziellen Rathaussturm fanden sich zahlreiche Narren von den Himmlischen Teufeln sowie den Stadtbachhexen und befreundeten Zünften ein, um gemeinsam in Stimmung für die bevorstehende Übernahme zu kommen.
Die Mini- und die Kindergarde der Himmlischen Teufel zeigten ihr Können, während auf der Bühne die neuen Prinzenpaare vorgestellt wurden. Neu im Amt sind Prinzessin Benita I. und Prinz Alexander II. sowie das Kinderprinzenpaar Ludwig I. und Marie I.. Unter der Moderation von Joachim (genannt Joa) Kehrle gaben sich die Narren der Stimmung hin und fieberten euphorisch mit, bis die Zeiger der Uhr auf 11:11 Uhr standen.
„MAU, MAU, MAU – ‘s wird scho gau!“ erklang der Schlachtruf der Memminger Narren vor dem Amtsgebäude am Marktplatz. Dann war es so weit: Unter Jubelrufen erklomm Markus Schischke von den Stadtbachhexen die Leiter und mit vereinten Kräften brachten die Anwesenden den OB dazu, die weiße Fahne zu schwingen.
Daraufhin wurde das Stadtoberhaupt gemeinsam mit seinen Stellvertretern von den amtierenden Prinzenpaaren aus dem Rathaus eskortiert. Gemeinsam traten die Amtsträger auf die Bühne, wo sie zusammen mit Moderator Joa die „Fünfte Jahreszeit“ einläuteten. Mit einem siegessicheren Lächeln nahm Prinzessin Benita I. den Stadtschlüssel von Rothenbacher entgegen.
Rathaussturm in Memmingen: Narren übernehmen wieder die Macht – Kritische Töne und Zukunftsblick
Was ihn und die Narren doch sehr wurme, so Kehrle an Oberbürgermeister Rothenbacher gerichtet, sei, dass eine so prägende Veranstaltung von einem Traditionsverein aufgrund des Wochenmarktes auf den deutlich kleineren Platz vor dem Welfenhaus – den „Hinterhof des Rathauses“ – ausweichen müsse. Und das, während der Wochenmarkt wegen anderer Veranstaltungen häufiger auf den Hallhof verlegt werde. Es sei selten, dass ein 11.11. auf einen Samstag oder Dienstag fällt, da müsse es schon möglich sein, den Marktplatz dafür freizumachen, so Kehrle.
Rothenbacher erkannte die Kritik, jedoch sei es nicht so leicht, den Wochenmarkt zu verlegen. Es erfordere jedes Mal viel Organisation, zudem sei der Hallhof weniger gut erreichbar als der Marktplatz. Man werde das Thema aber im Stadtrat besprechen.
Auch weitere „Miseren“ der Stadt brachte Joachim Kehrle humorvoll aufs Tapet, etwa die Krähenplage im Stadtgebiet – insbesondere am Waldfriedhof und am Hühnerberg – sowie die oft diskutierte Umbenennung von historisch belasteten Straßennamen. In diesem Zuge schlug er mit einem Augenzwinkern vor, den Marktplatz einfach dauerhaft in „Platz der Himmlischen Teufel“ umzubenennen. Das wäre eine großartige Aufgabe für die neuen Stadtratsmitglieder, welche im März 2026 bei der Kommunalwahl gewählt werden.
Zuletzt wollte Joa Kehrle vom Memminger Stadtoberhaupt wissen, was ihm die Zahl 967 sage. Ob es etwa die Mitgliederzahl im Fasnachtsverein sein könnte, riet Rothenbacher. Kehrle löste das Rätsel auf: „Du bist seit 21. März 2023 im Amt, das sind genau 967 Tage bis heute.“ Mit einem Augenzwinkern fügte er an: „Aber, wie lange noch?“
Rathaussturm in Memmingen: Narren übernehmen wieder die Macht – Emotionaler Abschied auf der Bühne
Zwei Memminger Persönlichkeiten, die beim nächsten Rathaussturm nicht mehr auf der Bühne stehen werden, wollte Kehrle im Namen des Vereins seinen großen Dank aussprechen: Zweite Bürgermeisterin Margareta Böckh und Dritter Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger. Beide werden bei der Kommunalwahl nächstes Jahr nicht mehr antreten. Mit einem kleinen Präsent bedankte sich der Verein für den jahrelangen Einsatz beider.
Es hat mich gefreut und es war mir eine Ehre.
„Wir könnten doch auch den Wochenmarkt und den Rathaussturm gemeinsam auf dem Marktplatz machen“, schlug Dr. Hans-Martin Steiger vor. Beide werden die Veranstaltung, so sicherten sie es zu, auch in Zukunft verfolgen. Dann allerdings von den Zuschauerplätzen aus. Und auch Elferrats-Sprecher Joa Kehrle selbst wird ab dem kommenden Jahr keine aktive Rolle mehr auf der Bühne beim Rathaussturm übernehmen. Nachdem er in den vergangenen Jahren stets souverän durch die Veranstaltung geführt hatte, wird am 11.11.2026 der aktuelle Prinz, Alexander II., die Moderation übernehmen. Kehrle wird ihn dabei im ersten Jahr noch unterstützen und ihm sein Wissen weitergeben.
Rathaussturm in Memmingen: Sieben Regeln der Narren
Bis Aschermittwoch bleibt die Regentschaft der Narren über das Rathaus bestehen. So lange gelten auch andere Regeln in Memmingen. Diese verlas Joa Kehrle unter großer Zustimmung des Publikums.
- Regel 1: Jedes Mal, wenn der Oberbürgermeister ein Mitglied aus dem 11er-Rat oder der Prinzengarde sieht, muss er dreimal „MAU, MAU, MAU – ‘s wird scho gau!“ rufen.
- Regel 2: Bis Aschermittwoch muss die Fahne der Himmlischen Teufel über dem Treppenaufgang im Rathaus hängen bleiben.
- Regel 3: An der nächsten Stadtratssitzung während der Fasnetzeit im neuen Jahr 2026 muss der OB seine Narrenkappe tragen. Das muss mittels Beweisfoto dokumentiert werden.
- Regel 4: Das Schild „Platz der Himmlischen Teufel“ muss bis Fasnetsende am Rathaus hängen bleiben.
- Regel 5: Der OB muss einen Fasnetumzug mitlaufen oder bei den Himmlischen Teufeln als Fahrer mitmachen und einen Wagen und unseren Fasnetsanhänger ziehen.
- Regel 6: Er muss beim Kinderball am 25. Januar im HoSchmiStadl erscheinen – er darf natürlich auch eine Rede halten, wenn er will.
- Regel 7: Die Prinzengarde und ihr Gefolge besuchen den OB zu einem „Staatsbesuch“ in seinen privaten Gemächern auf ein Glas Sekt.
Mit Auftritten der Teeny-, Junior- und Prinzengarde endete die offizielle Veranstaltung. Gemeinsam ließen Narren, Angehörige und Gäste die Feier bei fröhlicher Stimmung ausklingen.
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