Ziel „Überleben“: Russlands Militär will Verluste eindämmen – mit neuem Training

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Die russische Armee hat in der Ukraine viele Einheiten verloren. Jetzt sollen die Soldaten besser ausgebildet werden – mit einem neuen Trainingsplan.

Moskau - Die hohen Verluste der russischen Streitkräfte im Ukraine-Krieg beeinträchtigen Berichten zufolge die Moral der Truppe. Auch der Militärführung scheint bewusst zu werden, dass selbst Russland einen derart hohen Verschleiß nicht ewig aushalten kann. Jetzt will sie offenbar nachbessern – auf einem vergleichsweise kostengünstigen Weg.

Aufgrund der Erfahrungen in der Ukraine hat die russische Armee angekündigt, die Ausbildung der Truppen stärker auf Kampfeinsätze mit hoher Intensität auszurichten. Das berichtete am Donnerstag (14. Dezember) das US-Portal Newsweek. Kurz zuvor hatten US-Geheimdienste geschätzt, dass Russland 87 Prozent aller zu Beginn der Invasion in die Ukraine aktiven Bodentruppen verloren hat. Das britische Verteidigungsministerium hatte im Oktober auf X (vormals: Twitter) erklärt, dass die Zahl der russischen Opfer sprunghaft angestiegen sei. Dies hänge mit der im Oktober gestarteten Offensive auf Awdijiwka in der Oblast Donezk zusammen.

Training soll Russlands Soldaten helfen zu überleben – Ukraine „ein sehr ernst zu nehmender Gegner“

Nun werde es einen neuen Ansatz für die Ausbildung von Wladimir Putins Fronttruppen geben, schreibt das Portal unter Berufung auf die kremlnahe Zeitung Iswestija. Das Training moderner Techniken solle „den Soldaten helfen, in schwierigen Situationen zu überleben“. In erster Linie richte sich die Neuerung an diejenigen, die an der „speziellen Militäroperation“ – so der offizielle Begriff des Kremls für die groß angelegte Invasion der Ukraine – teilnehmen müssten.

Die Ausbildung der russischen Soldaten soll sich verbessern. Moskau will so die Verluste verringern.
Die Ausbildung der russischen Soldaten soll sich verbessern. Moskau will so die Verluste verringern. © IMAGO/Alexander Polegenko

Oberst Alexander Perendschiew, außerordentlicher Professor an der russischen Wirtschaftsuniversität Plechanow, habe Iswestija erklärt, der Entwurf des Dokuments sei nach Gesprächen mit Soldaten und jungen Offizieren entstanden, die „alle Härten des Frontdienstes durchgemacht haben“. Zunächst habe man herausfinden müssen, „welche Eigenschaften den Kämpfern an der Front unter den Bedingungen der modernen Kriegsführung fehlen“. Immerhin habe die Ukraine die Unterstützung der Nato und sei daher „ein sehr ernst zu nehmender Gegner“. Um zu siegen, müsse man „viele Nuancen berücksichtigen“.

Kraftübungen und Kampftraining - Putins Soldaten haben beides dringend nötig

Die Grundlage der neuen Ausbildung sei „körperliches Training“, sagte Perendschiew. Dieses ermögliche den Soldaten und Offizieren, „ihre Kampfeinsätze effektiv auszuführen und unter schwierigen Bedingungen zu überleben“. Das Ausbildungsdokument, das bis Ende des Jahres verabschiedet werden soll, betone vor allem die „Kampfkomponente“, so die Zeitung. Zudem müssten die Truppen Kraftübungen absolvieren, „um taktische Ausdauer zu entwickeln“. Laut Newsweek können Soldaten, die die neuen Fitnessanforderungen erfüllen, monatliche Prämien zwischen 15 und 100 Prozent ihres offiziellen Gehalts erhalten.

Wladimir Putins Armee scheint eine Überarbeitung des Trainingsprogramms dringend nötig zu haben. Gegenüber der Website Business Insider beschrieb ein Soldat namens Sergej, der in ukrainische Gefangenschaft geraten war, seine militärische Ausbildung. Diese bestehe hauptsächlich aus Aufgaben wie dem Aufheben von Stöcken. Zudem habe es Erste-Hilfe-Unterricht gegeben, der jedoch eher theoretisch als praktisch war. Seine Kampfvorbereitung habe aus dem Abfeuern zweier Magazine aus einem Sturmgewehr bestanden. Eigentlich habe er gedacht, er würde in der Ukraine lediglich Lastwagen fahren, dann sei er jedoch direkt zum Angriff geschickt worden. (tpn)

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