Deutschland fällt im internationalen Vergleich zurück – „beunruhigender Trend“

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Deutschland droht laut einer aktuellen MINT-Studie im internationalen Innovationsranking zurückzufallen. Ein „beunruhigender Trend“ zeichne sich ab. Mit ein Grund sind auch die hohen Energiepreise.

Köln – Der Wirtschaftsstandort Deutschland befindet sich in der Krise. Zu diesem Schluss kommt auch der aktuelle MINT-Herbstreport 2024 des Instituts der deutschen Wirtschaft. Deutschland droht im globalen Innovationswettbewerb zunehmend zurückzufallen, was die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts gefährdet. Konkret heißt es: „Deutschland gerät im internationalen Vergleich ins Hintertreffen“. Eine unerwartete Entwicklung zeigt sich jedoch beim Anteil von Frauen und älteren Beschäftigten in technischen Berufen.

Deutschland fällt bei Innovationskraft im internationalen Vergleich zurück

Deutschland läuft Gefahr, im globalen Innovationswettbewerb weit hinter andere Länder zurückzufallen. Schon in den letzten Jahren habe sich eine Stagnation abgezeichnet – ein Abwärtstrend, der nun noch stärker ausfallen könnte. Belastend wirken in Deutschland vor allem die hohen Kosten für Energie, Löhne, Steuern und bürokratische Hürden, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie beeinträchtigen. „Hohe Energiekosten und schrumpfende Märkte in traditionellen Kerntechnologien“ setzen dem Wirtschaftsstandort hierzulande erheblich zu: Rund 20 Prozent der industriellen Wertschöpfung in Deutschland stehen mittelfristig auf dem Spiel.

MINT-Berufe umfassen Tätigkeiten in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik („MINT“), die als Schlüsselfaktoren für Innovation und technologischen Fortschritt gelten – und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes. Die Nachfrage nach Fachkräften in diesen Bereichen ist hoch, weshalb MINT-Absolventen in Deutschland besonders gefragt sind.

„Beunruhigender Trend“: Deutschland büßt an Wettbewerbsfähigkeit ein

Eine Analyse von Deutschlands Innovationskraft im internationalen Vergleich zeige zudem einen „beunruhigenden Trend“. Im direkten Vergleich mit Ländern wie der Schweiz, Schweden, den USA, Japan, Korea, Frankreich, Dänemark, dem Vereinigten Königreich und China werde deutlich, dass „Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat“. Im Jahr 2000 belegte Deutschland mit einem FuE-Anteil (Ausgaben für Forschung und Entwicklung) von 2,4 Prozent des BIP den vierten Platz in einem Vergleich von zehn Ländern. Doch obwohl dieser Anteil bis 2022 auf 3,1 Prozent stieg, legten andere Länder stärker zu. Dadurch rutschte Deutschland auf den sechsten Platz ab.

Auch bei Deutschlands Patentleistung zeigt sich ein deutlicher Abwärtstrend. Laut der IW-Patentdatenbank ist der Anteil an internationalen Patentanmeldungen seit 2000 kontinuierlich gesunken, während er in den USA stabil blieb und Länder wie China und Südkorea große Fortschritte machten. Besonders im Automobilsektor zeigt sich, dass China seit 2010 seinen Fokus stark auf den elektrifizierten Antriebsstrang gelegt hat. In den USA, Deutschland, Japan und Südkorea ist der Trend zur Elektromobilität zwar erkennbar, aber deutlich weniger ausgeprägt.

Fachkräftemangel ist laut Studie größtes Innvoationshindernis

In Deutschland fehlten im September über 200.000 MINT-Fachkräfte. Der Mangel von Arbeitskräften in diesen Berufssparten gilt laut MINT-Herbstreport 2024 als größtes Innovationshindernis für Unternehmen. Zudem wirken sich die demografische Entwicklung und die rückläufige Bildungsleistung negativ auf die Innovationsfähigkeit Deutschlands aus. Der Anteil junger Menschen, die in den Arbeitsmarkt einsteigen, fällt im Vergleich zur älteren Bevölkerung, die in Rente geht, geringer aus, was den Arbeitsmarkt stark belastet. In anderen Ländern wie den USA, Frankreich, Dänemark und Schweden sind die Altersstrukturen ausgewogener abgebildet.

Unter MINT-Berufe fallen Berufsbilder, die sich unter Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik einordnen lassen. (Foto Illustration) © Julian Stratenschulte/dpa

Aufholbedarf besteht zudem im Bildungssektor. Denn Deutschland verzeichnet bei den Pisa-Ergebnissen seit 2012 großen Aufholbedarf, insbesondere im Bereich Mathematik. Von 2012 bis 2022 sanken die PISA-Ergebnisse in diesem Fach um 39 Punkte – das ist der stärkste Rückgang aller teilnehmenden Länder. Laut Statistischem Bundesamt nahme 2022 an der PISA-Studie 690.000 Schüler aus 81 Ländern und Regionen teil. 

Der MINT-Herbstreport hebt allerdings positiv hervor, dass der Anteil von Frauen und älteren Beschäftigten in MINT-Berufen in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. So stieg der Anteil von Frauen in MINT-Berufen seit 2012 von 13,8 Prozent auf 16,3 Prozent im ersten Quartal 2024. In absoluten Zahlen bedeutet dies eine Zunahme um 34 Prozent oder von 875.100 auf 1.172.300 Frauen. Gleichzeitig nimmt auch der Anteil älterer MINT-Fachkräfte (ab 55 Jahren) deutlich zu: Von 15,1 Prozent Ende 2012 auf 22,7 Prozent im März 2024. Besonders in West- und Ostdeutschland ist der Anteil hoch, mit 22,7 Prozent bzw. 24,1 Prozent.

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