Unterer Mayenbadweg in Mindelheim: Neues Wohnquartier nimmt Gestalt an

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Auf dem Gelände steht derzeit noch ein baufälliges Hochhaus: Auf dem Areal an der Memminger Straße / Unterer Mayenbadweg soll in den kommenden Jahren ein neues Wohnquartier mit Reihen- und Mehrfamilienhäusern entstehen. © Wiethaler

Das Quartier an der Memminger Straße / Unterer Mayenbadweg steht vor einem grundlegenden Wandel. Nach einem mehrstufigen Wettbewerbsverfahren liegt nun ein städtebaulicher Entwurf vor, der nicht nur das Stadtbild bereichern, sondern auch zur Entspannung auf dem angespannten Wohnungsmarkt beitragen soll. In seiner jüngsten Sitzung hat der Mindelheimer Stadtrat zentrale Weichen für die Umsetzung gestellt.

Mindelheim – Der Siegerentwurf stammt von einer Arbeitsgemeinschaft aus Harris + Kurrle Architekten (Stuttgart), Lieb Architekten (Freudenstadt) und Jetter Landschaftsarchitekten (ebenfalls Stuttgart). Er überzeugte die Jury mit einem durchdachten Konzept aus Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern, das auf die Hanglage des Areals eingeht und gleichzeitig viel Raum für Grün lässt.

Insgesamt sollen rund 87 Wohneinheiten entstehen – darunter zwölf Reihenhäuser und fünf Wohnblöcke mit bis zu sieben Geschossen. Die Höhenentwicklung wurde gezielt so gestaltet, dass sie zur bestehenden Bebauung passt und von der Straße aus deutlich niedriger wirkt. Die anspruchsvolle Topografie war für alle Beteiligten eine planerische Herausforderung – „ein ganz anderes Kaliber“, betonte Architekt Joel Harris. „Die Höhenentwicklung von vier, fünf, sechs und sieben Geschossen passt sich dem Geländeprofil an“. „Das war für uns alles Neuland“, sagte Bürgermeister Dr. Stephan Winter in der Sitzung. Architekt Gerhard Lieb ergänzte: „Wir folgen dem Hangverlauf.“

Die Tiefgaragen verlaufen schräg unterirdisch und befinden sich unter den fünf Wohnblöcken. „Das erfordert ein hohes Maß an Planung – ist aber ressourcenschonend, da weniger Aushub nötig ist“, so Lieb. Alle Gebäude sind per Aufzug zugänglich. Auch die Reihenhäuser bekommen Tiefgaragen. Die Wohnungen der Wohnblöcke sind nach Süden ausgerichtet, mit Loggien zur Straßenseite hin, Aufzügen im Norden und kompakten Erschließungsfluren. Die Fassaden aus Holz sorgen laut Architekt Harris für „eine freundliche Farbigkeit“, die sich laut Lieb „gut in das umgebende Grün“ einfügt. Zwischen den Gebäuden bleibt Platz für Grünflächen, einen Spielplatz und einen „kleinen Quartierstreffpunkt“, wie er es nannte. Die Zufahrt erfolgt über den Unteren Mayenbadweg.

„Rückgrat der Stadtgesellschaft“

Ein zentrales Element des Entwurfs ist der Anteil an gefördertem Wohnraum. Mindestens 20 Prozent der Geschossfläche sollen für sozialen Wohnungsbau reserviert werden – das entspricht etwa 15 Wohnungen. Der Stadtrat sprach sich nach rechtlicher Beratung dafür aus, diesen Anteil vertraglich abzusichern. Eine Pflicht zu speziell altersgerechtem Wohnraum wurde hingegen aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen verworfen.

Architekt Harris betonte: „Wir haben große Flexibilität in der Planung – auch größere Wohnungen lassen sich als geförderter Wohnraum umsetzen.“ Auf Nachfrage aus dem Gremium sagte Gerhard Lieb: „Die 20 Prozent sind noch nicht auf bestimmte Baukörper festgelegt.“ Investor Roland Görgens von der Conductor Bau GmbH ergänzte, dass Details mit dem Landratsamt abgestimmt werden müssten – derzeit seien die bayerischen Fördertöpfe leer.

SPD-Stadtrat Mehmet Yesil plädierte leidenschaftlich dafür, dennoch an den Sozialwohnungen festzuhalten: „Sie sind das Rückgrat einer funktionierenden Stadtgesellschaft. Sozialwohnungen sind nicht gleichzusetzen mit Seniorenwohnungen.“ Man brauche mietpreisgebundene Angebote für Menschen mit geringem Einkommen oder Alleinerziehende. Bürgermeister Winter unterstrich: „Es geht nicht um ein Entweder-Oder“. Die Wohnungen im Erdgeschoss seien barrierefrei, die übrigen barrierearm. „Damit eignen sie sich auch für Senioren.“

Mehrere Bauabschnitte

Die geplanten Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen sollen ein breites Publikum ansprechen. Investor Görgens sagte: „Das Gelände bietet 87 Einheiten – mehr geht natürlich immer, aber das war die Vorgabe.“ Wegen der schwierigen Marktlage werde das Projekt voraussichtlich in drei bis vier Bauabschnitten realisiert – begonnen werde im Süden. Stadtbaumeister Michael Egger sieht darin einen Vorteil: „Je nach Marktlage könnten in späteren Jahren wieder Fördermittel zur Verfügung stehen.“

Auch im Stadtrat stieß der Entwurf auf breite Zustimmung: Ursula Kiefersauer (Bürgergemeinschaft) sprach von einer „intelligenten Lösung“, Christoph Walter (CSU) nannte den Entwurf „zukunftsweisend, klug und sinnvoll – ein echter Gewinn für die ganze Stadt“. Silke Lotterbach (ÖDP) lobte die „Verträglichkeit der Höhenentwicklung“ und den Verzicht auf flächenfressende Bebauung. Thomas Burtscher (Grüne) erkundigte sich nach der Wirtschaftlichkeit – Görgens zeigte sich optimistisch: „Der Bedarf ist da.“ Man hoffe auf bessere Rahmenbedingungen.

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