Das Landesamt für Umwelt lud zu „Tagen der offenen Türe“ in die Wielenbacher Fischzucht

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Vor dem Teichareal im Wielenbacher Landesamt für Umwelt: Prinz Christoph von Bayern, Präsident Dr. Christian Mikulla, Leiterin Dr. Julia Schwaiger und Vize-Bürgermeisterin Christine Ulbrich. © Roettig

Zu Hofe wurde einst viel und gern Fisch gegessen. Das war sicher einer der Gründe, warum die Wittelsbacher im Jahr 1912 in Wielenbach die „Königlich-Bayerische Teichwirtschaftliche Versuchsstation“ gründeten, eine der ältesten Forschungsbehörden Deutschlands.

Wielenbach – Es ging dabei um die Ertragssteigerung von Fischteichen, die Erforschung von Fischkrankheiten, aber auch schon um die Abwasserreinigung. Mitinitiator war der damalige Thronfolger und spätere König Ludwig III. 112 Jahre später war ein Wittelsbacher Ehrengast bei der Eröffnung der „Tage der offenen Türe“ im Institut, das seit 2005 „Bayerisches Landesamt für Umwelt“ heißt. Prinz Christoph von Bayern, Landwirt und Forstwart, zeigte sich sehr angetan von der 85 Hektar umfassenden Dienstelle mit einem großen Teichbereich. Sie wird naturnah ohne Einsatz von Dünger und Pestiziden bewirtschaftet. Wiesen und Teichränder werden insektenfreundlich gemäht. Außerdem sei Wielenbach für das gesamte Umwelt-Landesamt mit zwölf Dienststellen der Pilotstandort für Klimaneutralität, wie Präsident Dr. Christian Mikulla stolz betonte. So wurde der 2023 eingeweihte Neubau im Passivhausstandard errichtet. Der Strom für Kühlungen, Pumpen, Labore und Büros kommt von PV-Anlagen und der Fuhrpark wurde auf E-Mobilität umgestellt.

Warum die Wielenbacher das Forschungszentrum seit jeher nur als „Fischzucht“ bezeichnen, erklärte Vize-Bürgermeisterin Christine Ulbrich in ihrem Grußwort. Das komme von früheren Zeiten, als die Bauernhöfe prägnante Hausnamen hatten. Und so tauften die alten „Wialabocha“ das Forschungszentrum schlicht als „Fischzucht“. Dabei sei das Aufgabengebiet der Dienststelle im Laufe der Jahre gewaltig angewachsen, wie die Leiterin Dr. Julia Schwaiger, betonte. Die vier Fachbereiche sind Fisch- und Gewässerökologie, Chemikalien- und Stoffbewertung, Aquatische Toxikologie und Pathologie sowie Qualitätsbegutachtung von Seen.

Die Besucher staunten bei ihren geführten Rundgängen über die 145 Teiche mit einer Fläche von 20 Hektar. In ihnen wird eine Vielzahl von Fischarten, darunter auch bedrohte,  gezüchtet, außerdem Muscheln und Krebse. Das Areal selbst ist ein Biotop mit einem Mosaik an Lebensräumen für Insekten, Vögel, Fledermäuse, Amphibien oder Reptilien. Sogar vom Aussterben bedrohten Arten wie der Sibirischen Winterlibelle und der Sumpfheidelibelle bietet Wielenbach eine geschützte Heimat.

Bei einem kleinen Bach erlebten die Besucher eine Fisch-Inventur mittels „Elektrobefischung“. Die Fische wurden mit einem leichten Stromschlag kurz betäubt, begutachtet und gezählt. Dank dieser an über 900 Messstellen in Bayern angewandten Methode könne man den Zustand der Gewässer prüfen, da die Fische dafür sehr sensible Indikatoren seien, so Dr. Christian Mayr in seiner Erläuterung.

Weiter ging es die Anlage für Aquatische Ökotoxikologie, einer bundesweit einzigartigen Versuchsanlage mit diversen Aquarien voller Bach- und Regenbogenforellen. Hier werden die Auswirkungen von Umweltschadstoffen, Arzneimitteln, hormonell wirksamen Stoffen und anderen Mikroverunreinigungen auf die Fische erforscht. In „kriminalistischer“ Kleinarbeit geht man der Ursache von Fischsterben und Gewässerverunreinigungen auf den Grund.

An insgesamt zwanzig Stationen wurde von den fünfzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landesamtes hautnah das riesige Spektrum ihrer Tätigkeit vorgeführt und erklärt. Wer dabei war, wird die Forschungsanstalt sicher nicht mehr respektlos nur als „Fischzucht“ bezeichnen.

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