Mindestens 600.000 Euro - So viel Vermögen brauchen Sie, um nie wieder arbeiten zu müssen

Früher nannte man es „von den Zinsen leben“, heute lautet das Schlagwort „passives Einkommen“. Gemeint ist immer dasselbe: Jede gute Geldanlage wirft eine Rendite in irgendeiner Form ab, seien es Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen oder anderes – ohne, dass Sie nach einmaligen Aufwand der Investition noch groß dafür arbeiten müssen. Wenn Sie nur noch davon leben wollen, muss Ihre Geldanlage in der Theorie nur groß genug sein. Wie groß, hängt von mehreren Faktoren ab.

Erstens müssen Sie sich vorher ausrechnen, wie hoch das passive Einkommen für Sie sein muss. Dazu ist es erforderlich, ein genaues Haushaltsbuch mit Ihren monatlichen Ausgaben von Miete über Lebensmittel bis zu Vergnügen zu erstellen. Dieses notwendige Budget kann sich sehr stark unterscheiden. Ein Student in einer WG in einer kleinen deutschen Stadt kommt vielleicht mit weniger als 1000 Euro im Monat über die Runden, eine vierköpfige Familie in München kann locker das Vierfache benötigen. Ihre Monatsausgaben mal zwölf ergeben das notwendige Jahresbudget, welches Sie über passives Einkommen mindestens verdienen müssen.

Der zweite Punkt ist die notwendige Rendite. Diese muss höher liegen als Ihr benötigtes Einkommen. Das liegt zum einen daran, dass Sie auf jede Form von Einkommen Steuern bezahlen müssen und zum anderen daran, dass Sie mit dem Einkommen auch die Inflation ausgleichen müssen. Brauchen Sie etwa ein Jahresbudget von 50.000 Euro und schaffen es, mit Ihrem Ersparten eine Rendite von 5 Prozent im Jahr zu erzielen, dann würde theoretisch eine Million Euro Anlagesumme für Ihr Jahresbudget ausreichen. Das gilt aber nur im ersten Jahr: Bei einer Inflation von zwei Prozent hätten dieselben 50.000 Euro ein Jahr später nur noch eine Kaufkraft von rund 49.000 Euro. Damit die Kaufkraft Ihres passiven Einkommens erhalten bleibt, muss Ihre Rendite also ausreichen, um sowohl Ihr Jahresbudget zu liefern als auch die Inflation auszugleichen. Das bedeutet auch, dass die Rendite in absoluten Zahlen jedes Jahr anwachsen muss.

Mit unterschiedlichen Anlageformen lässt sich so etwas unterschiedlich gut erreichen und entsprechend brauchen Sie unterschiedlich hohe Anlagesummen. Im Folgenden zeigen wir einige Beispiele für einen deutschen Durchschnittshaushalt, der nach Angaben des Statistischen Bundesamtes etwa 34.000 Euro im Jahr ausgibt. Außerdem gehen wir davon aus, dass es der Europäischen Zentralbank (EZB) langfristig gelingt, die Inflation bei durchschnittlich 2,0 Prozent pro Jahr zu halten.

1. Tagesgeld – 3,8 bis 6,4 Millionen Euro

Die simpelste Form der Geldanlage bleibt das Tagesgeld-Konto. Seit die EZB die Leitzinsen hierfür angehoben hat, steigen auch die Zinsen von Tagesgeld-Konten wieder. Die besten Angebote, die Sie aktuell bekommen können, bieten Ihnen zwischen 3,5 und 4,0 Prozent Zinsen pro Jahr. Abzüglich der 2,0 Prozent Inflation ergibt das eine Nettorendite von 1,5 bis 2,0 Prozent pro Jahr. Allerdings garantieren die meisten Banken die Zinssätze nur für wenige Monate oder bis zu einem Jahr. Mit einer reinen Tagesgeld-Anlage laufen Sie also Gefahr, in den Folgejahren nicht mehr genug Zinsen für Ihr passives Einkommen zu erhalten.

Diese Gefahr außer Acht gelassen bräuchten Sie für ein passives Einkommen von 34.000 Euro pro Jahr eine Tagesgeld-Anlage von 3,8 bis 6,4 Millionen Euro . Das beinhaltet auch die Steuerzahlungen auf Ihre Zinsgewinne. Bei einem Freibetrag von 2000 Euro für Paare liegt der Steuersatz bei 27,99 Prozent und setzt sich aus Abgeltungsteuer, Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer zusammen. Sind Sie kein Kirchenmitglied mehr oder wohnen in Bayern oder Baden-Württemberg, wo die Kirchensteuersätze niedriger sind, reicht schon etwas weniger Erspartes.

2. Anleihen – 2,4 Millionen Euro

Ähnlich sicher wie Tagesgeld, aber mit höheren Zinsen ausgestattet sind Staats- und Unternehmensanleihen. Zwar können Sie hier auch hohe Renditen von mehr als zehn Prozent erzielen, doch jeder Prozentpunkt Rendite muss hier mit einem höheren Risiko eines Zahlungsausfalls erkauft werden. Von den 13 Staaten mit der besten Kreditwürdigkeit bei den drei großen Rating-Agenturen Moody’s, Fitch sowie S&P bieten derzeit Australien und Neuseeland mit jeweils rund 4,7 Prozent die besten Renditen. Abzüglich der Inflation würde das also eine Nettorendite von 2,7 Prozent ergeben. Auf Gewinne mit Anleihezinsen werden dieselben Steuersätze wie beim Tagesgeld fällig. Um damit ein passives Einkommen von 34.000 Euro im Jahr zu erzielen, müssten Sie rund 2,4 Millionen Euro anlegen und jedes Jahr zwei Prozent dieser Anlagesumme in Anleihen mit demselben Zinssatz investieren. Letzteres könnte der Knackpunkt werden, sollten die Leitzinsen weltweit in den kommenden Jahren wieder sinken – und damit auch die Zinsen von Staatsanleihen.

3. Dividenden von Aktien – 1,4 Millionen Euro

Statt Anleihen können Sie sich auch Aktien kaufen. Schließlich zahlen Konzerne einen Teil ihrer Jahresgewinne an Aktionäre in Form einer Dividende aus. Deren Höhe ist zwar abhängig vom Unternehmenserfolg, allerdings gibt es eine ganze Reihe von Unternehmen, die über Jahrzehnte hinweg stabile Dividendenrenditen bieten. Die Rendite einer Dividende ergibt sich, in dem Sie die Auszahlungssumme durch den Preis teilen, den Sie für die Aktie bezahlt haben. Die Allianz hat dieses Jahr beispielsweise 13,80 Euro Dividende pro Aktie bezahlt. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 263 Euro wäre das eine Dividendenrendite von 5,25 Prozent.

Theoretisch wäre es problemlos möglich, sich ein Depot aus dividendenstarken Aktien zusammenzustellen, dass eine verlässliche Dividendenrendite von 6 Prozent im Schnitt pro Jahr auszahlt. Auf die Auszahlungen würden dieselben Steuersätze wie bei Anleihen fällig, abzüglich Inflation ergibt sich zudem eine Nettorendite von 4,0 Prozent. Um Ihr passives Einkommen von 34.000 Euro im Jahr mit Dividenden zu verdienen, müssten Sie also rund 1,4 Millionen Euro anlegen.

Der Vorteil: Wenn die Kurse der Aktien steigen, die Konzerne die Dividendenrenditen für neue Käufer aber konstant halten wollen, steigen die Dividendenauszahlungen jedes Jahr an und damit Ihre Rendite. So gleicht sich der Kaufkraftverlust durch Inflation ein Stück weit selbst aus. Trotzdem müssten Sie jedes Jahr ein Drittel Ihrer Rendite in den Kauf neuer Aktien investieren.