Testet Putin die Freundschaft? Russland greift türkische Bayaktar-Drohnen-Fabrik in Kiew an

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Zwei Raketen treffen Baykars Drohnenfabrik in Kiew. Die Produktionsanlagen werden schwer beschädigt – es ist bereits der vierte Angriff seit Februar.

Kiew – Der türkische Konzern Baykar gehört zu den größten Drohnenherstellern weltweit. Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs begann Ankara im Jahr 2022, Drohnen an Kiew zu liefern. Zuletzt trieb man auch die Produktion in der Ukraine selbst voran: Im Februar berichtete Reuters, Baykar habe mit dem Bau einer Drohnenfabrik nahe Kiew begonnen. Laut Baykar-CEO Haluk Bayraktar sollte die Errichtung der Fabrik etwa zwölf Monate dauern. Doch der Kremlchef machte einen Strich durch die Rechnung: Zwei russische Raketen trafen am Donnerstag (28. August) die fast fertige Drohnenfabrik – und richteten einen Millionenschaden an.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin (Archivbild).
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin (Archivbild). ©  IMAGO / ITAR-TASS/Mikhail Metzel

Die bekannte Bayraktar-Fabrik in Kiew sei angegriffen worden, bestätigte Igor Zinkevich, ein Mitglied des Stadtrats von Lviv, auf Telegram. „Es wurden zwei Treffer registriert – die Produktionsanlagen wurden schwer beschädigt.“ Trotz des Krieges und früherer Angriffe hatte das Unternehmen weiterhin zig Millionen eigener Mittel investiert, Personal ausgebildet und die Produktion vorbereitet. Einem Bericht von Turkey Today zufolge beträgt die Gesamtinvestition 95,5 Millionen US-Dollar (etwa 82 Millionen Euro). Die meisten Anlagen waren laut Zinkevich bereits fertig.

Schwerer russischer Luftangriff und vierter Angriff auf Drohnenwerk in sechs Monaten

Die Beschädigung der Fabrik ereignete sich während eines massiven russischen Angriffs auf die Oblast Kiew, der mehr als 20 Tote in der ukrainischen Hauptstadt forderte. Mit etwa 600 Kampfdrohnen sowie mehr als 30 Raketen und Marschflugkörpern war es einer der schwersten Luftangriffe seit Beginn des Ukraine-Kriegs vor rund dreieinhalb Jahren. „Dies ist bereits der vierte Angriff auf das Werk in den letzten sechs Monaten“, ließ Igor Zinkevich auf Telegram wissen. Der russische Angriff auf die Fabrik dürfte in der Türkei zu Verstimmungen führen.

Doch die Türkei hat mit Russland enge wirtschaftliche und politische Verflechtungen. Die Beziehung von Kremlchef Wladimir Putin und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist von „Machtambitionen und politischem Kalkül geprägt“, analysiert der Experte Rasim Marz in der Debattenplattform ipg-journal. Das Verhältnis ist ambivalent: Die Türkei ist Nato-Mitglied, kaufte zuletzt aber das russische Luftabwehrsystem S-400. Russland ist der wichtigste Importpartner der Türkei und liefert auch Atomtechnologie für das Kernkraftwerk Akkuyu sowie Erdgas. In Syrien waren Moskau und Ankara vor dem Sturz des Assad-Regimes Gegenspieler.

Erdogan beteiligte sich nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland, liefert andererseits aber Drohnen an die Ukraine und übernahm bei Verhandlungen etwa zum Getreide-Abkommen eine Vermittlerrolle. Diese Schaukelpolitik bereitet dem Westen zunehmend Sorge. Putin und Erdogan treffen ab Sonntag (31. August) im chinesischen Tianjin im Rahmen bei einem Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zusammen. Ob auch die Beschädigung der Drohnenfabrik Thema zwischen den beiden Staatsoberhäuptern sein wird, ist nicht bekannt. Für Erdogan ist es auch eine Familienangelegenheit: Sein Schwiegersohn Selçuk Bayraktar ist Vorstandsvorsitzender von Baykar.

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