Drohkulisse in Asylunterkunft: Zeuge berichtet von Einschüchterung vor Gerichtsverhandlung

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Das Amtsgericht Ebersberg. © PETER KEES

Ein Zeuge anstelle des Angeklagten auf der Anklagebank: Hinter einer kuriosen Szene am Ebersberger Amtsgericht verbirgt sich eine bedrückende Geschichte aus einer Asylunterkunft, die wohl ein Nachspiel haben wird.

Ebersberg – Die Verhandlung vor dem Amtsgericht Ebersberg begann kurios: Ein Mann mit einem Ladungsschreiben in der Hand betrat den Gerichtssaal und setzte sich auf den Stuhl, auf dem üblicherweise der Angeklagte Platz nimmt.

Richter Benjamin Lenhart fiel schnell auf, dass dort der Falsche saß. Mit Hilfe einer Dolmetscherin wurde klar, dass es sich bei dem arabisch sprechenden Mann um den möglichen Geschädigten einer Körperverletzung in einer Asylunterkunft im nördlichen Landkreis handelt. Der Angeklagte selbst, der ebenfalls in der Unterkunft wohnt, fehlte. Bei ihm handelt es sich um einen jüngeren Mann, der mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein soll. Auch telefonisch war der Mann nicht erreichbar, die Verhandlung musste verschoben werden.

Angeklagter taucht nicht auf: Staatsanwältin beantragt Haftbefehl

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Richter Lenhart nutzte die Gelegenheit, den Zeugen zu befragen. Über den genauen Ablauf der angeklagten Körperverletzung wurde kaum gesprochen. Der Zeuge behauptete allerdings, es gebe ständig Konflikte. Hintergrund sei, dass der Angeklagte bei den deutschen Behörden falsche Angaben gemacht habe. Das gelte auch für drei Freunde des Mannes, die der Zeuge als „Security-Männer“ bezeichnete. Und es gab neue Vorwürfe: Am Tag vor dem Gerichtstermin sei er vom Angeklagten bedroht worden, so der Zeuge. „Er hat geschrien. Er wollte, dass ich nicht zu Verhandlung komme“, ließ der Mann über die Dolmetscherin erklären. „Er wollte mir ins Gesicht schlagen.“ Der Zeuge habe Anzeige bei der Polizei erstattet.

Die Staatsanwältin wurde hellhörig. Sie beantragte einen Haftbefehl gegen den Angeklagten. Ein neuer Gerichtstermin wurde für Ende Mai angesetzt. Richter Lenhart machte sich Sorgen um den Zeugen. „Es geht nicht, dass Sie dort geschlagen und bedroht werden.“ Der Mann solle sich künftig in solchen Fällen sofort an die Polizei wenden, so der Rat des Richters.

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