Vor dem nächsten Bahn-Streik: Die satte Zeit ist vorbei

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Erneut hakt es beim Bahnverkehr in Deutschland wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. Die Forderung ist nicht mehr zeitgemäß, kommentiert Christian Deutschländer.

München – Bis heute, also wenige Stunden vor Beginn, werden sich Bahn und GDL vor Gericht kloppen, ob der Streik rechtmäßig ist. Oder ob sich die Gewerkschaft mit ihren Untergesellschaften rechtlich verzockt hat. Schön – dafür sind Gerichte da. Zwei weit schwierigere Fragen klärt dieses Gericht indes nicht: Ist der Streik angebracht, nutzt oder missbraucht eine Spartengewerkschaft ihre überdimensionale Macht über den Alltag von Millionen? Und: Sind die Tarifforderungen der GDL angebracht?

Bahn-Streik in Deutschland: Weniger Arbeiten, aber volles Gehalt

Genau da wachsen die Zweifel an der zentralen GDL-Forderung, die Arbeitszeit auf 35 Stunden zu senken bei vollem Lohnausgleich. Dem Lokführer sei’s gegönnt. Jedem einzelnen sei’s gegönnt, der seine Arbeitszeit reduziert und Einbußen in Kauf nimmt. Aber die Grundidee hier – weniger arbeiten, volles Gehalt mit dickem Plus – ist aus der Zeit gefallen. Das ging früher noch in der satten Phase. Heute nicht mehr: Mit weniger Arbeit werden wir unseren Wohlstand nicht halten können. Nicht bei Fachkräftemangel. Nicht bei internationaler, oft weniger bräsiger Konkurrenz. Nicht mit unserer Alterspyramide.

GDL-Streik
Drei Tage lang will die Lokführergewerkschaft GDL streiken und den Bahnverkehr in Deutschland stark einschränken. Es ist der dritte und längste Ausstand im laufenden Tarifkonflikt mit der Bahn. © Bernd Wüstneck/dpa

Das Gegenteil wäre gesamtgesellschaftlich nötig. Länger arbeiten, raus aus der Behäbigkeit, öfter anpacken als aufregen. Übersetzt auf Tarifverhandlungen heißt das auf mehrere Jahre: Ja, mehr Lohn, aber für mehr Arbeit, mehr Flexibilität. Das reicht weit über Bahn und GDL hinaus. Aber gerade hier wäre es ein fatales Signal, wenn ein staatseigener Konzern, bei dem fast nichts richtig klappt, so einen grundfalschen Tarifabschluss fände.

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