Berg in Bewegung: Tiroler Traditions-Hof evakuiert
In Osttirol regt sich seit vergangenem Frühjahr ein Berg. Nach vermehrten Steinschlägen haben Geologen jetzt eine Evakuierung empfohlen.
Innervillgraten – Wie mächtig ein Berg sein kann, ist nicht erst seit dem riesigen Felssturz in Brienz bekannt. Der 100-Einwohner-Ort im Schweizer Kanton Graubünden entging nur knapp einer Katastrophe, als Mitte Juni 2023 Gesteinsmassen ins Tal donnerten und kurz vor dem alten Schulhaus liegen blieben. Ein ähnliches Szenario könnte einer Gemeinde in Österreich blühen, wenn auch wohl nicht in solch heftigem Ausmaß.
Berg in Tirol in Bewegung: Evakuierung nach Steinschlag
Doch klar ist: In Osttirol ist ein Berg in Bewegung. Oberhalb der Höfe von Innervillgraten, das im Tiroler Bezirk Lienz auf 1.400 Meter Höhe liegt, regt sich seit dem letzten Frühjahr der Bergrücken. „Vorerst nur mit leichtem und vereinzeltem Steinschlag, letztens ist allerdings vermehrt auch mittlerer Steinschlag bemerkbar“, berichtete Andreas Schett Osttirol Online. Als Grund vermutet der Bürgermeister der 900-Einwohner-Gemeinde Erosionen nach dem Sturmtief „Vaia“. Der Sturm richtete im Oktober 2018 im südlichen Alpenraum erhebliche Schäden an Bergökosystemen an.

Zunächst habe es in Innervillgraten nur vereinzelt leichten Steinschlag gegeben, der sich zuletzt verstärkte, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde. Auch deshalb haben die Verantwortlichen Geologen zur Inspektion hinzugezogen. Die Forscher empfahlen letztlich eine Evakuierung. „Diese ist mittlerweile erfolgt und die zwei Bewohner sind sicher untergebracht“, sagte Schett. Zuletzt donnerte in Südtirol eine Steinlawine auf die Brennerautobahn.
Bewohner von Innervillgraten verlassen Hof nach Steinschlag
Betroffen sei ein Wohnobjekt der Graferhöfe, in dem eine 86-jährige Frau und ihr 45 Jahre alter Sohn leben. Die beiden seien in ihr eigenes Ferienhaus umgezogen, das sich in der Nähe befindet, berichtete ORF Tirol. Als weitere Maßnahme wurde eine Hofzufahrt auf Ausservillgratener Gemeindegebiet gesperrt. In der kommenden Woche soll die Lage neu beurteilt werden. Die Aktivitäten am Berg sind bekannt. Seit Herbst 2023 richtete die Wildbach- und Lawinenverbauung ein Überwachungssystem ein und errichtete zwei Schutzdämme.
Die Graferhöfe haben eine lange Tradition. Bereits vor Hunderten Jahren nutzten die Görzer Grafen, auch Meinhardiner genannt, die Höfe. Sie schätzten das milde Klima und die sonnige Lage. 1933 richtete eine Mure verheerende Schäden an, die Höfe wurden in der Folge wiederaufgebaut. Ende 2023 war ein Ortsteil der Tiroler Gemeinde Fließ nach einem Felssturz abgeschnitten. (mt)