Trendwende im Juli - Die Inflation steigt wieder: Verbraucher müssen jetzt drei Dinge wissen

Die Inflation steigt im Juli überraschend wieder

Im Vormonat Juni hatten sinkende Preise für Energie und nur noch moderate Zuwächse bei den Nahrungsmittelpreisen die Inflation in Deutschland gedämpft. Dienstleistungen wurden dagegen deutlich teurer, was sich etwa in der Gastronomie oder Autowerkstätten bemerkbar macht. Bei Dienstleistungen schlagen sich die zuletzt höheren Tarifabschlüsse von Gewerkschaften nieder. Auch die Kaltmieten zogen im Juni weiter an. 

Angesichts der kräftigen Gehaltszuwächse bleibt der private Konsum der wichtigste Hoffnungsschimmer für die schwächelnde deutsche Volkswirtschaft, die im zweiten Quartal überraschend um 0,1 Prozent schrumpfte. Für die zweite Jahreshälfte ließen die übrigen Stimmungsindikatoren nur wenig Schwung erwarten, schreibt etwa Volkswirt Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research. „Entscheidend wird daher vor allem sein, wie sich angesichts der realen Kaufkraftgewinne der private Verbrauch entwickelt.“

Ökonomen hatten zuletzt eher einen Trend zu stabilen Preisen im Sommer erwartet. So ergab eine Umfrage des Ifo-Instituts unter Unternehmen zu ihren Preisplänen, dass in den konsumnahen Bereichen seltener Preiserhöhungen geplant sind. 

1. Nahrungsmittel bleiben teuer, Dienstleistungen legen deutlich zu

Verbraucher spüren die Preissteigerungen vor allem beim Einkaufen und Essengehen. Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um mehr als 30 Prozent verteuert, ergab eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024.

Im Juli blieb die Teuerung bei Dienstleistungen mit 3,9 Prozent den dritten Monat in Folge konstant. Sie liegt damit weiter deutlich über dem Gesamtschnitt. Ursache sind laut Experten hohe Lohnrunden. Die Menschen in Deutschland spüren die Folgen bei personalintensiven Dienstleistungen, etwa beim Essengehen.

2. Kaufkraft der Haushalte seit 2022 gesunken - Weiter sparsam bleiben

Trotz sinkender Inflation: Auf längere Sicht ist die Kaufkraft der Verbraucher Jahre gesunken. Das mittlere Haushaltseinkommen wuchs nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2022 auf 2023 um 5,1 Prozent - die Teuerungsrate lag aber bei 5,9 Prozent.

Haushalte sollten trotz sinkender Inflation also noch nicht völlig in alte Ausgabenmuster zurückfallen: Noch können sie sich etwas weniger leisten als vor rund anderthalb Jahren.

3. Anlagechancen nutzen, mit der Hypothek eher warten

Sollte die Inflation im Jahresverlauf in Deutschland wie auch im Euroraum insgesamt sinken, gäbe das der Europäischen Zentralbank (EZB) Spielraum für weitere Leitzinssenkungen. Sie hat im Juni erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen wieder um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Im Juli ließ die Notenbank die Zinsen unverändert und hielt sich die Tür offen für eine weitere Zinssenkung bei ihrer Sitzung Mitte September. 

Grundsätzlich sieht die EZB bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent Preisstabilität gewahrt. Im Juli hat sich die Rate nun wieder minimal davon nach oben entfernt. Trotzdem glauben die meisten Experten, die EZB dürfte die Zinsen in diesem Jahr ein weiteres Mal senken. Die schwache Wirtschaft würde von niedrigen Zinsen profitieren.

Für Verbraucher heißt das:

  • Wer Geld festverzinslich anlegen möchte, sollte sich die soliden Renditen noch vor der nächsten Zinssenkung sichern. Festgeld und Co. werfen danach wohl weniger ab. Auch die Rendite von Staatsanleihen, deren Verzinsung dem Festgeld ähnelt, dürften dann sinken.
  • Wer Geld leihen will, etwa für Kredite oder Hypotheken, kann damit warten. Senkt die EZB die Zinsen, muss er weniger an die Bank zahlen.