Mega-Streik im Ticker - Während sechstägigem Streik: GDL und Bahn führen wieder Gespräche

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dpa Anhänger der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer halten bei einer Kundgebung der GDL auf dem Schloßplatz ein Banner mit der Aufschrift: "wir streiken".

Seit Mittwoch streiken die Lokführer der GDL erneut für höhere Gehälter und weniger Arbeitszeit. Es ist der vierte Arbeitskampf im laufenden Tarifstreit – und mit sechs Tagen der längste. Doch nun gibt es wieder Gespräche zwischen der Bahn und GDL. Was sie sonst noch rund die aktuellen Streiks wissen müssen, erfahren Sie im Ticker.

GDL und Bahn führen Gespräche

Samstag, 27. Januar, 10.50 Uhr: Die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL haben in der Nacht zu Samstag während des laufenden Streiks Gespräche geführt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlungskreisen. Zu Inhalten oder möglichen Ergebnissen wurde nichts bekannt. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über die Gespräche berichtet.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bestreikt die Deutsche Bahn seit mehreren Tagen, um im laufenden Tarifkonflikt den Druck auf den bundeseigenen Konzern zu erhöhen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter um drei Stunden bei gleichbleibendem Lohn.

Die Bahn hat bisher angeboten, dass sich Lokführer und Zugbegleiter ab Januar 2026 für eine Stunde weniger Arbeit oder eine weitere Entgelterhöhung entscheiden können. Die GDL wies diesen Vorschlag zurück.

GDL-Chef Weselsky: Kein Grund für Rückkehr zu Verhandlungen

12.34 Uhr: Der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, sieht derzeit keinen Grund zur Fortsetzung von Tarifverhandlungen. „Es muss Schluss sein mit Scheinangeboten“, sagte er am Freitag bei einer Kundgebung am vierten Streiktag in Dresden. Er kritisierte, dass sich der Arbeitgeber nur „millimeterweise bewegt“ und nur über bestimmte Dinge verhandeln wolle wie den Tarifvertrag für Fahrdienstleiter. „Das sind Grundrechte, da gehe ich weder in die Schlichtung noch an den Verhandlungstisch.“

GDL-Chef Claus Weselsky bei einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof in Dresden.
Robert Michael/dpa GDL-Chef Claus Weselsky bei einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof in Dresden.

So sei auch das jüngste Angebot zur 37-Stunden-Woche keine Option für Weselsky wegen des Halbsatzes, dass das nur gehe, wenn genügend Personal da sei. Er verwies darauf, dass sich bereits 18 Eisenbahnverkehrsunternehmen verpflichtet hätten, die Arbeitszeitabsenkung mit Einstellungen und Ausbildung zu begleiten.

Trotz erheblicher Auswirkungen für Reisende und Pendler verteidigte Weselsky den bis Montagabend geplanten Bahnstreik. Arbeitskampf für bessere Einkommens- und Arbeitsbedingungen sei weder unanständig noch kriminell. Die Stimmung sei hervorragend, sagte er. „Ich wünsche vor allem nicht unseren Fahrgästen, dass irgendjemand ausloten will, wie lange wir als GDL durchhalten“. Und es gebe eine breite Unterstützung auf Gewerkschaftsseite. „Es sollte niemand darauf setzen, dass es da eine Entsolidarisierung gibt.“

Bahn-Beaufragter fordert Gesprächsbereitschaft

Freitag, 26. Januar, 04.00 Uhr: Der Bahn-Beauftragte der Bundesregierung, Michael Theurer, hat mit Blick auf den Lokführerstreik und den Tarifkonflikt bei der Bahn „auf allen Seiten“ Gesprächsbereitschaft gefordert. „Niemand darf am Verhandlungstisch auf Maximalpositionen beharren“, sagte der Verkehrsstaatssekretär der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Am Ende sind die Deutsche Bahn und ihre Mitarbeiter gleichermaßen auf die gesellschaftliche Akzeptanz des Verkehrsträgers Schiene angewiesen. Gerade der Hochlauf der Steuerzahlergelder für Erhalt und Ausbau des Schienennetzes hängt hiervon direkt ab.“

Michael Theurer (FDP), Bahnbeauftragter der Bundesregierung, hat die Lokführergewerkschaft und den bundeseigenen Bahnkonzern zu Verhandlungen aufgerufen.
Bernd Weißbrod/dpa Michael Theurer (FDP), Bahnbeauftragter der Bundesregierung, hat die Lokführergewerkschaft und den bundeseigenen Bahnkonzern zu Verhandlungen aufgerufen.

Der Tarifstreit dürfe nicht weiter auf dem Rücken der hart arbeitenden Gesellschaft ausgetragen werden. „Unsere Volkswirtschaft ist auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen“, so Theurer. „Arbeitnehmer müssen zum Arbeitsplatz, Güter zu den Kunden und Vorprodukte zu Unternehmen kommen. Deutschland ist nicht in der Lage, sich das Lahmlegen des Verkehrsträgers Schiene dauerhaft leisten zu können.“

CDU-Fraktion: GDL-Bahnstreik gefährdet Verkehrswende

13.27 Uhr: Im Fall eines Streiks wie derzeit bei der Deutschen Bahn muss es aus Sicht der Schweriner CDU-Landtagsfraktion die Möglichkeit für beschleunigte Schlichtungsverfahren geben. Während eines solchen von unabhängiger Seite geführten Verfahrens müssten Friedenspflicht herrschen und alle Streiks ausgesetzt werden, forderte der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Daniel Peters am Donnerstag. Er sprach sich dafür aus, „für zentrale Aufgaben und die Infrastruktur“ die rechtlichen Regelungen dazu anzupassen.

Aufgrund des bundesweiten Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) kam es auch am zweiten Streiktag im Norden zu Einschränkungen im Bahnverkehr. „Die vollkommen verfahrenen Tarifverhandlungen zwischen der GDL und Bahn legen in mittlerweile regelmäßigen Abständen die ganze Republik lahm. Dieser Streik hat massive Auswirkungen, nicht nur für die Fahrgäste, sondern auch auf den Güterverkehr. Die hehren Ziele der Verkehrswende sind dadurch gefährdet, denn seit Wochen liefert die GDL Argumente für das Auto und gegen die Bahn“, warnte Peters. Für einen Streik, der nicht durch ernsthafte Verhandlungen begleitet werde, habe er wenig Verständnis.

Piloten und Flugbegleiter von Lufthansa-Ferienflieger Discover streiken gemeinsam

08.03 Uhr: Bei der Lufthansa-Tochter Discover treten am Freitag die Piloten und Flugbegleiter gemeinsam in einen 24-stündigen Streik. Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) kündigten die ungewöhnliche gemeinsame Aktion bei dem Ferienflieger am Mittwochabend an. Das Management der Airline „sperrt sich sowohl im Cockpit als auch in der Kabine gegen marktübliche Tarifverträge und verzögert oder verweigert sogar ganz die Verhandlungen“, erklärten sie.

VC hatte kurz vor Weihnachten bereits einen fünfstündigen Warnstreik organisiert. Die Piloten fordern unter anderem die Einführung einer Gehaltstabelle und Neuregelungen zu Flugdienst- und Ruhezeiten. Leider sei es im neuen Jahr so weiter gegangen, „wie das alte geendet hat: Wir werden endlos hingehalten“, erklärte der Gewerkschaftsvertreter Marcel Gröls.

Für das Kabinenpersonal geht es laut Harry Jaeger von UFO um die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung - und darum, überhaupt erst einmal Tarifverhandlungen zu starten. Die Versuche seien bislang „konsequent abgewehrt“ worden. „Es braucht endlich ausreichende und planbare Freizeit sowie ein Gehalt, von dem man tatsächlich auch sein Leben bestreiten kann“, erklärte Jaeger.

Die Fluggesellschaft Discover Airlines, bis September unter dem Namen Eurowings Discover bekannt, ist der neue Ferienflieger des Lufthansa-Konzerns. Die Airline hat ihren Hauptsitz in Frankfurt am Main, betreibt eine Flotte von 24 Flugzeugen, die touristische Ziele auf der Kurz-, Mittel- und Langstrecke ansteuern, und beschäftigt rund 2000 Mitarbeitende.

Dazu, wie viele Flüge von dem Arbeitskampf betroffen seien, machten die Gewerkschaften keine Angabe.

Experte: Risiken für GDL wachsen bei neuerlichem Streik

Donnerstag, 25. Januar, 05.00 Uhr: Mit ihrem harten Streik bei der Bahn steuert die Gewerkschaft GDL nach Einschätzung eines Experten einen zunehmend riskanten Kurs. „Nach diesem Streik muss man unbedingt wieder miteinander sprechen, am besten unter der Anleitung eines unabhängigen Moderators“, sagte der Tarif-Experte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) der Deutschen Presse-Agentur.

Die GDL müsse vermeiden, dass sich die öffentliche Meinung gegen die Lokführer wendet. Dies sei ein wichtiger Einflussfaktor, wenn es darum gehe, die eigenen Mitglieder bei der Stange zu halten. „Eine weitere Streikrunde ohne vorherige Verhandlungen könnte ein mediales Desaster für die GDL werden. Das könnte auch ein Kipppunkt für die Streikbereitschaft der Mitglieder werden“, meinte Lesch.

Hagen Lesch
dpa Tarif-Experte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Mit ihrem harten Streik bei der Bahn steuert die Gewerkschaft GDL nach Einschätzung des Experten einen zunehmend riskanten Kurs.

Mit schärferer öffentlicher Kritik stehe perspektivisch auch die finanzielle Unterstützung der GDL beim Streikgeld durch den Deutschen Beamtenbund in Frage. Dessen Verantwortliche hätten die GDL bereits im Bahn-Tarifkonflikt 2015 zu einer Schlichtung gedrängt. 

„Anders als mit einem Moderator kommt man in der momentanen Situation einfach nicht mehr weiter“, sagte der Gewerkschaftsforscher Lesch. Die Deutsche Bahn habe dies frühzeitig angeregt. Die GDL lehnt bislang ein solches Verfahren bislang ab.

Ein Problem seien die verhärteten Fronten, so Lesch. So lehne es die Bahn nach Angaben der GDL ab, einen Tarifvertrag bei der Instandhaltung mit der GDL auszuhandeln. Die GDL macht dies wiederum zur Vorbedingung neuer Verhandlungen, schildert Lesch. Unter Anleitung eines Moderators bestehe die Chance, derartige Konfrontationslinien erst einmal nach hinten zu stellen und zunächst Dinge auf die Agenda zu setzen, bei denen sich eine Einigung einfacher erzielen lässt. Dies sei notwendig, um überhaupt wieder in Gespräche zu kommen.

Mehr Informationen zu den Warnstreiks lesen Sie auf den nächsten Seiten.

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yk/mit dpa