Ukraine-Krieg - Stimmen und Entwicklungen - Ukrainischer Deserteur auf dem Weg zur Grenze erschossen
Ukrainischer Deserteur auf dem Weg zur Grenze erschossen
10.58 Uhr: Der ukrainische Grenzschutz hat nach eigenen Angaben einen Deserteur unweit der moldauischen Grenze erschossen. Dieser habe zuvor einen Grenzschutzbeamten angegriffen, sagte der Sprecher der Behörde, Andrij Demtschenko, dem Internetportal „Ukrajinska Prawda“. Demnach wurde am Sonntagabend eine Gruppe von vier Deserteuren in einem Auto an einem Kontrollpunkt etwa 15 Kilometer vor der Grenze angehalten. Zwei sollen versucht haben, zu fliehen. Später habe einer der beiden bei seiner Entdeckung Widerstand geleistet und sei nach einem Warnschuss an den Folgen eines zweiten direkten Schusses gestorben.
Angaben der staatlichen Ermittler zufolge ist die Gruppe von einem Übungsplatz per Taxi im Gebiet Odessa geflohen und war auf dem Weg in Richtung des von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiets Transnistrien in der Republik Moldau. Der Rest der Gruppe sei festgenommen worden.
Demtschenko nach waren Grenzer bereits mehrfach zum Schusswaffeneinsatz gegenüber Flüchtlingen gezwungen. Details nannte er nicht. Ende Juni waren nach Medienberichten im Gebiet Tscherniwzi zwei fliehende, wehrpflichtige Zivilisten an der rumänischen Grenze von Grenzern angeschossen worden, nachdem sie angeblich mit einer Machete auf diese losgegangen waren. Einer der beiden Flüchtenden starb dabei an den Schussverletzungen.
Kiew dringt auf Einsatz weitreichender Waffen
Montag, 15. Juli, 08.58 Uhr: Angesichts ständiger russischer Raketen- und Luftangriffe möchte die Ukraine die Quelle des Übels ausschalten - Militärflugplätze und Raketenabschussrampen auf russischem Staatsgebiet, bis tief ins Landesinnere. Die Liste möglicher Ziele ist inzwischen lang, der Wunsch nach Vergeltung ist groß. Nur fehlt die Erlaubnis der USA, die vom Westen gelieferten weitreichenden Waffensysteme einzusetzen. Unterdessen meldet die Ukraine Explosionen in Odessa, Russland berichtet von weiteren ukrainischen Drohnenangriffen.
Bisher bleibt Washington bei den Waffensystemen hart, die USA haben der Ukraine noch keine Erlaubnis zu Angriffen mit diesen weitreichenden Waffen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet erteilt. Das teilte Ihor Schowka, der stellvertretende Leiter der Präsidialkanzlei von Wolodymyr Selenskyj, in einem Interview von „Voice of America„ mit. Dennoch arbeite die Ukraine weiter mit den USA an dieser Frage und hoffe auf ein baldiges Einlenken.
„Alle wissen, wo die Gefahr liegt, wo die Raketen (gegen die Ukraine) gestartet werden.“ Schowka äußerte sich optimistisch: “Alle wichtigen Entscheidungen, die die USA früher getroffen haben, erfolgten äußerst leise - und das wird auch dieses Mal so sein.“
Die Ukraine fordert schon seit einiger Zeit die Erlaubnis, die von den USA und anderen westlichen Partnern gelieferten weitreichenden Waffen, also Raketen oder Marschflugkörper, gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet einsetzen zu dürfen. Bisher konnten die ukrainischen Militärs lediglich Drohnen mit deutlich geringerer Sprengkraft einsetzen. Bei Treibstofflagern oder Raffinerien erzielten diese mehrfach Erfolge, aber gegen Flugplätze oder Raketenabschussbasen zeigten die unbemannten Flugkörper bisher wenig Wirkung.
Westliche Waffen dürfen bisher nur gegen Ziele in den besetzten Gebieten der Ukraine, einschließlich der Krim, sowie im Osten des Landes im unmittelbaren Grenzgebiet eingesetzt werden.
Selenskyj hofft nach US-Reise auf mehr Hilfe für Ukraine
Sonntag,14. Juli, 13.03 Uhr: Nach seiner Rückkehr aus den USA hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Soldaten und Rüstungsbetrieben weitere Hilfen in Aussicht gestellt. Auf dem Nato-Gipfel in Washington seien konkrete Vereinbarungen getroffen worden, um die Verteidigungskraft der Ukraine zu stärken; es gehe um Waffen für die Soldaten und Unterstützung für die Rüstungsbetriebe der Ukraine, sagte er. Es werde auch mehr Patriots und Dutzende andere Flugabwehrsysteme geben. Details nannte Selenskyj nicht.
Allein in der vergangenen Woche habe Russland auf die Ukraine mehr als 700 Gleitbomben, 170 Kampfdrohnen verschiedener Typen und fast 80 Raketen abgefeuert, teilte der ukrainische Staatschef im Portal X mit. Die Ukraine sei allen dankbar, die helfen, durch die Lieferung von Verteidigungssystemen das Land vor dem russischen Terror zu schützen. Einmal mehr bat Selenskyj mit einem Video, das Zerstörungen von Infrastruktur und auch Leichen auf der Straße zeigte, um noch mehr Flugabwehrsysteme. „Zusammen werden wir das Böse überwinden.“
Selenskyj kündigte in seiner Videobotschaft zudem weitere bilaterale Sicherheitsabkommen an, mit Tschechien, Slowenien und Irland, wo er auf der Rückreise einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Zuletzt hatte er mit Polen, Luxemburg und Rumänien solche Abkommen unterzeichnet, die die Zeit bis zu einem Nato-Beitritt des Landes überbrücken sollen.
Selenskyj tut Bidens Putin-Patzer bei Nato-Gipfel als „Fehler“ ab
18.23 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine versehentliche Vorstellung als der russische Präsident Wladimir Putin durch US-Präsident Joe Biden als „Fehler“ abgetan. Die USA „haben den Ukrainern eine Menge Unterstützung gegeben. Wir können einige Fehler vergessen, denke ich“, sagte Selenskyj am Samstag vor Reportern zu Beginn seines Irland-Besuchs am Flughafen Shannon.
Selenskyj war in dieser Woche auf dem Nato-Gipfel in Washington. Dort stellte Gastgeber Biden Selenskyj als „Präsident Putin“ vor und bezeichnete seine eigene Stellvertreterin Kamala Harris als „Vizepräsident Trump“.
Selenskyj traf auf dem Flughafen den irischen Regierungschef Simon Harris. Dieser kündigte für die kommenden Wochen einen Besuch in der Ukraine an und lud Selenskyj zu einem offiziellen Besuch ein. Harris zufolge sprachen beide über ein mögliches Abkommen über Minenräumung, Energie, humanitäre Hilfe und eine sichere Lebensmittelversorgung.
Kreml reagiert mit Raketen-Drohung auf Stationierung von US-Waffen in Deutschland
15.50 Uhr: Der Kreml hat am Samstag auf die geplante Stationierung von US-Langstreckenwaffen in Deutschland reagiert. „Europa ist ein Ziel für unsere Raketen, unser Land ist ein Ziel für US-Raketen in Europa“, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow und ergänzte: „Wir haben die Kapazitäten, diese Raketen in Schach zu halten, aber die potenziellen Opfer sind die Hauptstädte dieser europäischen Länder.“
Die Kreml-Reaktion folgt auf die Verkündung Deutschlands und der USA, dass die US-Armee - nach mehr als 20 Jahren Pause - ab 2026 wieder Langstreckenwaffen in Deutschland stationieren will, zur besseren Abschreckung gegen Russland. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verteidigte dies am Donnerstag als „sehr gute Entscheidung“, die den „Frieden sichert“.
Kiew: Russische Drohne verirrt sich nach Belarus
15.30 Uhr: Eine russische Kampfdrohne ist Kiewer Militärangaben zufolge bei einem Angriff über die Ukraine hinweg nach Belarus geflogen. Russland habe die Ukraine mit fünf Shahed-Drohnen iranischer Bauart angegriffen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Vier Drohnen seien über den Gebieten Charkiw und Donezk abgeschossen worden. „Die fünfte verließ den Luftraum der Ukraine in Richtung des Gebietes Gomel in Belarus“, schrieb Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk auf seinem Telegramkanal.
Der als zuverlässig bekannte belarussische Militärblog Hajun-Projekt bestätigte den Vorfall. Demnach sei die russische Drohne etwa drei Stunden lang über Belarus bis weit in den Norden nach Witebsk geflogen. Zum Ende des Flugs sei nichts bekannt. Das belarussische Militär habe das Flugobjekt mit einem Kampfjet und einem Helikopter verfolgt.
Den Hajun-Angaben nach war schon am Donnerstagabend eine russische Shahed-Drohne von der Ukraine kommend in den belarussischen Luftraum geflogen. Ein Jet und ein Hubschrauber hätten den Flug beobachtet. Nach etwa einer Stunde sei die Drohne zurück in die Ukraine geflogen in das Sperrgebiet um das zerstörte Kernkraftwerk Tschernobyl. Von ukrainischer Seite gab es keine Angaben zu diesem Vorfall. Im Kiewer Luftwaffenbericht von Freitagmorgen wurde er nicht erwähnt.
Brand in russischer Ölraffinerie nach Drohnenangriff
09.21 Uhr: Die Ukraine hat nach russischen Angaben mit einer Drohne eine Ölraffinerie in der Region Rostow im Süden Russlands in Brand gesetzt. Nach dem Drohnenangriff in der Nacht zum Samstag sei in der Raffinerie im Verwaltungsbezirk Zimljansk ein Feuer ausgebrochen, teilte Rostows Gouverneur Wassili Golubew im Onlinedienst Telegram mit. Ersten Erkenntnissen zufolge gebe es keine Toten oder Verletzten. Der Angriffsort ist mehrere hundert Kilometer von der Frontlinie in der Ukraine entfernt.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen, die russische Armee habe insgesamt vier von der Ukraine abgefeuerte Drohnen abgefangen und zerstört, zwei in der Region Rostow, eine in der Region Belgorod an der ukrainischen Grenze und eine in der Grenzregion Kursk weiter nördlich. Den Brand in der Ölraffinerie erwähnte das Ministerium nicht.
Russland und die Ukraine setzen seit Beginn der russischen Offensive im Februar 2022 bei ihren gegenseitigen Angriffen regelmäßig Drohnen ein. Die Ukraine hat ihre Angriffe auf russisches Territorium in den vergangenen Monaten verstärkt und zielt dabei unter anderem auf die Energieinfrastruktur Russlands. Die russische Armee nimmt ihrerseits systematisch die ukrainische Energieinfrastruktur unter Beschuss.
Russland verliert 70.000 Soldaten binnen zwei Monaten
Samstag, 13. Juli, 08.45 Uhr: Die russischen Truppen haben in ihrem Angriffskrieg nach britischen Schätzungen allein in den vergangenen zwei Monaten mehr als 70.000 Soldaten verloren. Im Mai habe die tägliche Rate von Getöteten und Verwundeten 1262 Soldaten betragen, im Juni seien es durchschnittlich 1163 gewesen, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.
Es sei wahrscheinlich, dass Russland auch in den kommenden zwei Monaten mehr als 1000 Soldaten täglich verliert, da versucht werde, die ukrainischen Stellungen mit Massenangriffen zu überwältigen. „Der Anstieg bei den Verlusten spiegelt wider, dass Russland im Gebiet Charkiw eine neue Front eröffnet und die Angriffsrate an den übrigen Fronten gleich gehalten hat“, hieß es zur Erklärung in London.
Moskau: Telefonat mit US-Verteidigungsminister zu Verringerung von „Eskalationsgefahr“
19.13 Uhr: Der russische Verteidigungsminister Andrej Beloussow und sein US-Kollege Lloyd Austin haben nach russischen Angaben vom Freitag telefoniert und über eine Verringerung des Risikos einer „möglichen Eskalation“ gesprochen.
Die Initiative für das Telefonat sei von Moskau ausgegangen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Dabei sei „die Frage einer Vermeidung von Sicherheitsbedrohungen und die Reduzierung der Gefahr einer möglichen Eskalation erörtert worden“.
Ukrainische Soldaten entkommen nach 70 Tagen aus russischem Kessel
12.53 Uhr: Ukrainischen Soldaten ist die Flucht aus einem russischen Kessel geglückt. Wie das 225. Sturmbataillon der ukrainischen Armee auf Facebook schreibt, habe sich die kleine Truppe mehr als zwei Monate gegen mehrere russische Verbände gewehrt. Währenddessen wurde die Einheit aus der Luft per Drohne mit Munition und Lebensmitteln versorgt und wartete auf Verstärkung. Auf einem Bild sind Soldaten mit langen Bärten und kaputten Uniformen zu sehen.
Wie das US-Nachrichtenmagazin „Forbes“ berichtet, verteidigte die Einheit eine Stellung in der Nähe der hart umkämpften Stadt Tschassiw Jar in der Region Donezk. Durch den Vormarsch der russischen Truppen sei die Gruppe eingeschlossen worden. Daraufhin verschanzten sich die Kämpfer nach eigenen Angaben.
Erst nach 70 Tagen gelang es Mitglieder einer anderen Brigade, einen Weg zu den Soldaten freizukämpfen. Sie wurden in ein Lazarett gebracht. Wie viele Kämpfer genau eingeschlossen waren, ist bislang nicht bekannt. Die Stellung ist in jedem Fall noch immer in ukrainischer Hand.
London: Russland verliert 70.000 Soldaten in zwei Monaten
12.34 Uhr: Die russischen Truppen haben in ihrem Angriffskrieg nach britischen Schätzungen allein in den vergangenen zwei Monaten mehr als 70.000 Soldaten verloren. Im Mai habe die tägliche Rate von Getöteten und Verwundeten 1262 Soldaten betragen, im Juni seien es durchschnittlich 1163 gewesen, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. Das ist ein Allzeithoch im Ukraine-Krieg.
Es sei wahrscheinlich, dass Russland auch in den kommenden zwei Monaten mehr als 1000 Soldaten täglich verliert, da versucht werde, die ukrainischen Stellungen mit Massenangriffen zu überwältigen.
„Der Anstieg bei den Verlusten spiegelt wider, dass Russland im Gebiet Charkiw eine neue Front eröffnet und die Angriffsrate an den übrigen Fronten gleich gehalten hat“, hieß es zur Erklärung in London. Russland habe zwar den Druck auf die Front erhöht. „Aber eine wirksame ukrainische Verteidigung und mangelnde russische Ausbildung schränken Russlands Möglichkeiten ein, taktische Erfolge zu erzielen, trotz der Versuche, die Frontlinie weiter auszudehnen.“