Ein bekannter Weihnachtsmarkt in Zürich wollte Bargeld verbieten. Die Entscheidung sorgte für heftige Kritik, der Betreiber rudert zurück.
Zürich – Es sollte der erste vollständig bargeldlose Weihnachtsmarkt der Schweiz werden. Doch schon wenige Tage nach der Ankündigung macht die Polarzauber AG eine komplette Kehrtwende: Der Weihnachtsmarkt am Zürcher Hauptbahnhof akzeptiert nun doch Münzen und Scheine.
Vergangene Woche hatte die Polarzauber AG verkündet, dass der beliebte Weihnachtsmarkt „Polarzauber“ komplett bargeldlos ablaufen soll. Standbetreibern, die trotzdem Bargeld annehmen, drohte eine Strafe von 500 Franken – also umgerechnet rund 542 Euro. Die Reaktionen darauf waren heftig.
Nach Bargeld-Verbot: Weihnachtsmarkt-Veranstalter gibt klein bei
Die Betreiber des Weihnachtsmarktes wurden indes von der massiven Kritik völlig überrascht, schreibt der Blick. Auf ihrer Website veröffentlichte die Polarzauber AG jetzt ein Statement, das einen vielsagenden Titel trägt: „Ihr habt gesprochen, wir haben euch gehört. Der Polarzauber akzeptiert Bargeld!“
Weiter heißt es dort: „In den vergangenen Tagen hat das Team von Polarzauber zahlreiche Nachrichten von Bürgerinnen und Bürgern erhalten, die sich besorgt über die neu eingeführte Cashless-Bezahlmethode zeigten. Wir nehmen diese Anliegen und Bedenken sehr ernst. Aus diesem Grund haben wir entschieden, am Polarzauber Weihnachtsmarkt 2025 Bargeld als Zahlungsmittel zu akzeptieren.“
Man gebe „allen Ausstellenden die Möglichkeit, neben den gängigen digitalen Zahlungsmitteln auch Bargeld anzunehmen“, bekräftigte der Weihnachtsmarkt-Betreiber: „Als traditioneller Weihnachtsmarkt, der ein Ort der Freude und Begegnung ist, haben eure Bedürfnisse für uns höchste Priorität.“ Auch ein Prunk-Weihnachtsmarkt in Österreich wurde dieser Tage kritisch beäugt.
Welle der Empörung trifft Betreiber von Weihnachtsmarkt in Zürich
Zuvor hatte die Entscheidung der Betreiber des Weihnachtsmarkts eine Welle der Empörung ausgelöst. Ein Post auf der Facebook-Seite der Polarzauber-AG erhielt viele wütende Kommentare. „Bargeldlos? Und ihr bestraft Händler, die Bargeld annehmen? Nicht, dass ich nicht bargeldlos bezahlen könnte, aber das ist Diskriminierung gegenüber Kindern und auch älteren Menschen, die damit nicht mehr klarkommen“, schrieb ein User. „Mir tun die Standbetreiber leid. Abzocke pur“, meinte ein anderer.
„Aus Polarzauber wird fauler Zauber. So nicht, wir werden diesen Markt meiden, schade“, meinte eine Nutzerin. „Boykottieren!!! Ganz klar!!“, fasste es eine weitere zusammen. Und nicht nur die potenziellen Besucher des Weihnachtsmarkts in Zürich äußerten ihren Unmut über das zwischenzeitlich verkündete Bargeld-Verbot. Unterdessen gab es auf die Umbenennung eines deutschen Weihnachtsmarktes ebenfalls heftige Reaktionen.
Standbetreiber an Weihnachtsmarkt fürchten Umsatzverluste durch Bargeld-Verbot
Auch die Anbieter auf dem Weihnachtsmarkt in Zürich liefen Sturm gegen die neue Bargeldlos-Regelung. Ein Standbetreiber berichtete gegenüber K-Tipp: „Etwa die Hälfte der Leute zahlt bei mir in bar.“ Häufig verkaufe er seine Ware an Kinder: „Wenn ich Bargeld ablehnen muss, verliere ich Umsatz.“ Nach eigener Einschätzung zahle etwa die Hälfte seiner Kundschaft bar. Der Standbetreiber ging von einem Umsatzrückgang von etwa 20 Prozent aus, sollte die Barzahlung verboten werden.
Hinter dem ursprünglichen Bargeldverbot – erlaubt sein sollten nur noch Zahlungen mit Kredit- und Debitkarten sowie mit Handy-Apps – vermuteten manche Händler dem Bericht zufolge einen anderen Grund: Die Polarzauber AG führt dieses Jahr erstmals eine Umsatzbeteiligung ein. Mit dem Bargeldverbot sollte möglicherweise verhindert werden, dass Händler Einnahmen verschweigen.
Nach tagelangen Protesten gab die Polarzauber AG jetzt nach. Der Weihnachtsmarkt mit seinen 120 Ständen startet am 20. November 2015 – nun wieder mit der gewohnten Wahlfreiheit beim Bezahlen. Dagegen kam für einen populären Weihnachtsmarkt in Bayern das Aus. (Quellen: Polarzauber AG, Blick, K-Tipp) (kh)