Bürgermeisterin-Vorschlag: Fahrverbot ins Oberland – Sauerlachs Gemeinderäte äußern sich
Der Vorschlag von Barbara Bogner, Sauerlachs Bürgermeisterin, zur Eindämmung des Durchgangsverkehrs hat eine Debatte unter den Gemeinderäten losgelöst.
Keine ernstgemeinte Idee, vielmehr sanfte Provokation: Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) hatte jüngst angeregt, an den Ausfahrten vor und nach dem Autobahnkreuz München-Süd, abfahrende Autos durch die Polizei anzuhalten. So soll sichergestellt werden, dass nur Fahrzeuge mit mehr als zwei Insassen ins Oberland (etwa zum Tegernsee, Schliersee) fahren dürfen. Fahrzeuge mit nur einem oder zwei Insassen müssten dann zurück auf die Autobahn. Der Ausflugs- und Durchgangsverkehr Richtung Oberland soll so in Gemeinden wie Sauerlach, Otterfing und Holzkirchen reduziert werden. Was denken die Gemeinderäte über das Thema?
Axel Horn (Grüne): Von den Problemen, den die Anrainergemeinden der Brennerautobahn und anderer Fernreiserouten in Österreich haben, ist in Sauerlach nur in sehr überschaubaren Zeitabschnitten etwas zu spüren. Dann sind es aber nicht die Wochenendausflügler, sondern eher die Reisewellen an entfernte Ziele, unter denen Sauerlach zu leiden hat. Dementsprechend müssen die Lösungen in der überregionalen Verkehrspolitik geschaffen werden. Jede Maßnahme in Sauerlach kann nur darüber wirken, die Durchfahrt möglichst unattraktiv zu machen. Breitere Geh- und Radwege an der Hauptkreuzung und durchgehend Tempo 30 auch auf den Hauptstraßen wären dafür ein erster Ansatz.
Markus Hoffmann (CSU): Die Einlassung der Bürgermeisterin zeigt erneut, dass es ihr allein um populistische Sprüche und nie um ernsthafte Problemlösungen für den Ort geht. Ich fordere die Bürgermeisterin auf, sich endlich um Themen wie den Bebauungsplan Historischer Ortskern und den Glasfaserausbau zu kümmern, anstatt Zeit auf solche Sommerlochsprechblasen zu verwenden.
Ursula Gresser (FDP): Um Sauerlach vom Ausweich-Verkehr, der von der A8 kommt, zu entlasten, müsste man eine Umgehungsstraße bauen, die östlich von Sauerlach beginnt und südlich von Sauerlach einmündet. Um weniger LKW in West-Ost-Richtung, also Wolfratshausener Straße, Hofoldinger Straße, fahren zu lassen, müsste der Autobahn-Ring im Süden geschlossen werden. Für beides gibt es seit vielen Jahren Pläne, aber keiner hat das wirklich ernsthaft in die Hand genommen.
Götz von Borries (UBV): Niemand kann in Deutschland gezwungen werden, Fahrgemeinschaften zu bilden. Dazu gibt es keine Vorschriften, das ist alles freiwillig. Hier gibt es diesbezüglich keine Ermächtigungsnorm, weder für das Land noch für Landkreise oder Kommunen. Kommunen, die eine Fahrzeugreduzierung erreichen wollen, sollten darauf hinweisen, dass es nur begrenzt Parkmöglichkeiten gibt und neben den ausgewiesenen Parkplätzen nur Anliegerparken erlaubt ist, eine Zuwiderhandlung kostet derzeit 50 Euro Bußgeld und fünf Euro Gebühren. Nur so lässt sich erreichen, dass sich – freiwillig – Fahrgemeinschaften bilden. Unser Parkplatz an der Autobahnausfahrt Hofoldinger Forst ist Beleg dafür, dass das gut klappt, wenn Wintersportler oder Wanderer im Sommer sich dort treffen, um dann in einem Fahrzeug weiterzufahren. Ob sich dafür Polizeistreifen finden lassen, die auf diese Möglichkeit hinweisen, wage ich zu bezweifeln.
Babak Afshar (SPD): Um den Verkehr auf der Landstraße von Sauerlach nach Holzkirchen zu entlasten, gibt es mehrere Ansätze: Eine Umgehungsstraße könnte den Durchgangsverkehr aus den Ortskernen herausführen. Gleichzeitig würde der Verkehrsfluss auf den Hauptstraßen und der Autobahn entlastet. Die Nachteile: hohe Kosten, Eingriffe in die Natur und die Gefahr, dass sich der Verkehr einfach verlagert oder langfristig sogar zunimmt. Dazu kommt, dass eine Umgehungsstraße lokale Gewerbetreibende treffen könnte, da weniger Kunden durch die Ortskerne fahren. Die Alternativen: Eine bessere Taktung im öffentlichen Nahverkehr, Expressbusse und Park-and-Ride-Angebote. Verkehrslenkungsmaßnahmen wie intelligente Leitsysteme und Tempolimits könnten den Verkehr zusätzlich beruhigen. Auch die Förderung von Carsharing, Fahrgemeinschaften und Fahrradinfrastruktur reduziert womöglich den Individualverkehr. Eine durchdachte Kombination aus gezielten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen und einer Umgehungsstraße könnte so eine Entlastung für die Region bringen und dazu noch die lokale Wirtschaft stärken.