Fall Fabian: Er ist in Güstrow kein Unbekannter – Jetzt sorgt Wahl des Pflichtverteidigers für Aufsehen

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Die Doppelrolle eines erfahrenen Juristen sorgt für Aufruhr in Güstrow. Selbst Anwaltskollegen kritisieren angeblich die Mandatsverteilung im Fall des getöteten Fabian scharf.

Güstrow – In Güstrow sorgt die Verteidigung der Tatverdächtigen im Fall Fabian durch Andreas Ohm für Aufsehen. Der CDU-Politiker, der als Stadtpräsident die Güstrower Stadtvertretung leitet, übernimmt die Pflichtverteidigung der Frau. Der Nordkurier berichtet, dass selbst in Anwaltskreisen Verwunderung über diese Entscheidung herrsche.

Im Fall Fabian wurde mittlerweile eine Frau festgenommen. Die Polizei sucht nach weiteren Personen.
Im Fall Fabian wurde mittlerweile eine Frau festgenommen. © Montage: Polizei/dpa

„Es wäre besser gewesen, wenn sich das Gericht für einen Anwalt außerhalb von Güstrow entschieden hätte“, so die Meinung aus Kollegenkreisen laut der Zeitung. Die ungewöhnliche Situation werfe Fragen auf, wie der oberste Repräsentant der Stadt gleichzeitig in einem so brisanten Fall verteidigen kann.

Pflichtverteidiger Andreas Ohm über Beschuldigung seiner Mandantin: „Nur Indizien“

Ohm, seit 2002 als Fachanwalt für Strafrecht tätig, hat bereits Opfer schwerer Gewaltverbrechen vertreten, wie der Nordkurier berichtet. In einem Interview mit RTL beschreibt Ohm die Festnahme seiner Mandantin: „Es ist kein Geheimnis: Wenn man festgenommen wird, ist man erschüttert. Natürlich ist die Beschuldigte dabei in Tränen ausgebrochen und war sichtlich erschüttert, hat gezittert.“ Der Haftbefehl sei auf den 5. November datiert, jedoch erst am folgenden Tag vollstreckt worden. Ohm, der dies ungewöhnlich fand, äußerte gegenüber Bild: „Es spricht dafür, dass die Indizien wirklich nur Indizien sind. Wenn es wirkliche Beweise geben würde, hätte es nicht dieser umfangreichen Aktion gestern bedurft.“ Er bezieht sich dabei auf die Hausdurchsuchung bei der Verdächtigen.

Die Doppelrolle von Andreas Ohm im Mordfall Fabian sorge laut Medien für Unbehagen. Als Stadtpräsident repräsentiere er Güstrow und leite die Sitzungen der Stadtvertretung, während er gleichzeitig die Verteidigung einer Frau übernehme, die des Mordes an dem achtjährigen Fabian verdächtigt wird – ein Verbrechen, das die Stadt erschüttert. Ohm hätte die Pflichtverteidigung ablehnen können, etwa wegen seines Ehrenamtes. Laut Nordkurier könnte es eine Vorerfahrung geben: Möglicherweise habe Ohm die Verdächtige bereits früher vertreten oder sie habe bei ihm Rat gesucht, was die Mandatserteilung durch das Amtsgericht Rostock erklären würde.

Mordfall Fabian: Verdächtige in Untersuchungshaft

Die Verhaftung hat die Stimmung in Güstrow verändert. Pastor Jens-Peter Schulz berichtet von seinen Gesprächen: „Je mehr Antworten es gibt, desto mehr Fragen stellen sich nun.“ Er fügt hinzu: „Uns bewegt alle die Frage nach dem Warum. Diese Frage stellen wir alle gemeinsam vor Gott“, so Schulz zur Deutschen Presse-Agentur über die Stimmung in seiner Gemeinde.

Seit ihrer Festnahme sitzt die tatverdächtige Frau in Untersuchungshaft. Oberstaatsanwalt Harald Nowack teilte mit, dass sie „sich bislang nicht zu den Vorwürfen“ geäußert hat. Die Staatsanwaltschaft gibt keine Informationen zur Identität der Beschuldigten oder zu möglichen Motiven preis. Die Unschuldsvermutung gilt weiterhin.

Der achtjährige Fabian verschwand am 10. Oktober, und seine verbrannte Leiche wurde vier Tage später an einem Tümpel bei Klein Upahl gefunden. Die Obduktion ergab, dass der Junge einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel. Der Tatzeitraum wird auf den 10. Oktober zwischen 11 und 15 Uhr eingegrenzt. (Quellen: Nordkurier, DPA, Bild, RTL) (cgsc)