Mitten durch dieses Schloss in Deutschland führt eine Bundesstraße

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Dieses Schloss ist wohl einmalig auf der Welt: Nicht nur eine Bundesstraße führt durch es hindurch, sondern auch eine Eisenbahnstrecke.

Kobern-Gondorf – Rheinland-Pfalz ist bekannt für seine beeindruckenden Schlösser, wie etwa diesen Inbegriff der Rheinromantik, über den unsere Redaktion schon berichtet hat. Besonders faszinierend ist jedoch das Schloss von der Leyen, das malerisch in der Moselregion thront. Viele Autofahrer reiben sich bei seinem Anblick erstaunt die Augen.

Die Geschichte des Bauwerks reicht bis ins Jahr 1272 zurück, als es erstmals als Gondorfer Oberburg erwähnt wurde. Ab 1560 lebten dort die Fürsten von der Leyen, die der Wasserburg ihren Namen gaben. Er leitet sich ab vom altdeutschen Wort „Ley“ für Fels, was auf die zahlreichen Weinberge im Besitz der Familie hinweist. Bei ihr handelt es sich übrigens um die Vorfahren des Mannes von Politikerin Ursula von der Leyen. Das einst mächtigste Adelsgeschlecht an der Mosel baute die Anlage erst zum Schloss um.

Das Schloss von der Leyen wurde bereits im 19. Jahrhundert zweigeteilt

Im Jahr 1867 schließlich musste der Prunkbau mit dem Fortschritt einen ungewöhnlichen Kompromiss schließen: Damals wurde die Eisenbahnstrecke gebaut, und um Platz für ihre Gleise zu schaffen, riss man das Schloss einfach in zwei Teile. Auch die Schlosskirche musste weichen.

Das weltweit vielleicht einzige Schloss, durch das man mit seinem Auto fahren kann.
An der Untermosel liegt das weltweit vielleicht einzige Schloss, durch das man mit seinem Auto fahren kann. © Imago/Sepp Spiegl

1969 stand das Schloss vor einer weiteren Herausforderung. Ursprünglich sollte die geplante Bundesstraße 416 das gesamte Schloss dem Erdboden gleichmachen. Stattdessen entschied man sich für eine kreative Lösung: Die Straße wurde durch das Untergeschoss des Schlosses geführt. Diese Maßnahme bewahrte es vor dem Abriss, veränderte es jedoch erheblich; der Innenhof wurde asphaltiert und ist heute Teil der stark befahrenen Bundesstraße.

Oberbürgermeister Michael Dötsch hat gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärt, dass es damals zwischen Bahn und Mosel keinen anderen Platz als durch das Schloss gegeben habe. Denn über den Fluss zu bauen, wäre vermutlich zu teuer gewesen, und ein Abriss des historischen Gebäudes noch schlechter als die jetzige Lösung.

So schön sieht Schloss von der Leyen von einer anderen Seite aus.
So schön sieht Schloss von der Leyen von einer anderen Seite aus. © Imago/Imagobroker/Gerald Abele

Kurioses Fotomotiv oder „verlogene Burgkulisse“?

Während sich Fachzeitschriften wie Burgen und Schlösser kritisch über die Eingriffe äußerten („verlogene Burgkulisse“), nimmt Touristen das Schloss als kurioses Fotomotiv gefangen. Die Meinungen mögen auseinandergehen, aber die einzigartige Kombination aus modernem Verkehr und historischem Flair macht Schloss von der Leyen zu einem außergewöhnlichen Ausflugsziel, das Architekturinteressierte so sehr begeistert wie Geschichtsliebhaber. Letztere werfen gern auch einen Blick in das Schloss, worin sich heute ein Heimat- und Weinmuseum und eine Außenstelle des Landeshauptarchivs von Rheinland-Pfalz befinden.

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