Sparhammer: Grafinger Stadtrat will Jugend auf die Straße setzen

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„Gerade bei Sparmaßnahmen genügt kein Kratzen an der Oberfläche“: Claus Eimer. © sro

Claus Eimer, Grafinger Stadtrat (Freie Wähler), macht drastische Sparvorschläge, um der Stadt aus der Finanzmisere zu helfen. Unter anderem will er, dass das Jugendzentrum die Rotter Straße verlässt.

Grafing – Zum Sparen sind alle angehalten, angesichts der desaströsen Haushaltsentwicklung der Stadt Grafing. Aber wo den Rotstift ansetzen, ohne dass es gleich zu einem öffentlichen Aufschrei kommt? Die SPD hatte in der jüngsten Finanzausschusssitzung angekündigt, kurzfristig ein detailliertes Sparkonzept vorzulegen. FW-Stadtrat Claus Eimer ist ihr jetzt zuvorgekommen und wagte als erster den Schritt in die Öffentlichkeit. Seine Vorschläge unter anderem: Jugend aus dem JIG rausschmeißen, Kinder im Freibad frieren lassen, Vereinen die Hälfte ihrer Zuschüsse kürzen, Seniorenberatung zusperren und gegebenenfalls Wirtschaftsförderin und Klimaschutzmanagerin freistellen. 

Manche Forderung Eimers ist obsolet

Manches freilich hat sich schon von selbst erledigt. Klimamanagerin Christina Spiegel wechselt in die Freie Wirtschaft, hat Bürgermeister Bauer auf Anfrage bestätigt. Wirtschaftsförderin Julia Rainert, erst seit eineinhalb Jahren im Amt, hat zusätzliche Ausgaben bekommen, etwa im Zusammenhang mit der Seniorenstiftung. Die Abschaffung der Stadtführungen, eine weitere Forderung Eimers, ist bereits Realität, der Vertrag mit Stadtführer und Autor Thomas Warg gekündigt. Eine Personaleinsparung von fünf Prozent innerhalb eines Jahres? „Das werden wir hinkriegen“, sagt Bauer mit Blick auf anstehende Ruhestandsantritte. „Das Bild eines Ortes ist wichtig“, sagt der Bürgermeister, der deshalb ungern bei den Stadtgärtnern einsparen möchte. 

Derzeit ist das Grafinger Jugendzentrum in der Rotter Straße untergebracht. Stadtrat Claus Eimer sagt, das Areal sollte anderweitig genutzt werden.
Derzeit ist das Grafinger Jugendzentrum in der Rotter Straße untergebracht. Stadtrat Claus Eimer sagt, das Areal sollte anderweitig genutzt werden. © STEFAN_ROSSMANN

Vereinszuschüsse auf 50 Prozent des Vorjahresbetrages zu deckeln, geht genau dort nicht, wo die meisten Zuschüsse hinfließen, nämlich zum EHC Klostersee. Da gibt’s vertragliche Bindungen, die einem Hopplahopp-Ausstieg entgegenstehen würden. Alle anderen Zuschüsse fallen weniger ins Gewicht, sagt der Rathauschef und verweist etwa auf die Summe von 2000 Euro, die die Trachtler heuer zu ihrem 125-jährigen Jubiläum gesponsert bekommen. 

FW-Stadtrat Claus Eimer: Volkshochschule ist viel zu teuer

Mehr Verständnis bringt Bauer hingegen einem weiteren Sparvorschlag Eimers entgegen. Dem ist die Vhs entschieden zu teuer. Dass die Stadt für die Volkshochschule Räume anpachtet (z. B. den Haschlerturm) gehört für den FW-Stadtrat sofort eingestellt.

Andere Sparvorschläge werden an der Rechtsprechung scheitern. So schwebt Eimer vor, an der Kasse des Freibades per Ausweiskontrolle den Wohnort der Besucher festzustellen. Wer nicht in Grafing wohnt, zahlt mehr. Dafür wird dann als Gegenleistung die Wassertemperatur auf 21 Grad gesenkt. „Für Kinder zu kalt“, sagt Bauer.

Das JIG soll sich einen anderen Platz suchen und mit weniger Geld auskommen, dafür kann dann das Areal in der Rotter Straße 8, die jetzige Heimstätte des Jugendzentrums, endlich entwickelt werden, so Eimer weiter. Darüber hinaus soll die Internetplattform „Hey Grafing“ fristlos gekündigt werden (ist bereits in Arbeit), die Tafel soll mit weniger Geld auskommen. Am 18. Februar wird sich der Finanzausschuss in einer Sondersitzung mit den Einsparmöglichkeiten befassen. Das wird spannend.     

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