Als er Gesicht von Bauer sieht - Über eine Forderung der Lokführer bricht Lanz in schallendes Gelächter aus
Siems hakte prompt nach: „Und das Anrecht darauf, dass wir eine Bahn haben?“ Ralf Stegner reagierte wütend: „Sie tun so, als ob die Arbeitnehmerrechte zu stark wären. Sie sind zu schwach!“ Die Wirtschaftsjournalistin machte daraufhin deutlich, dass sie „aufseiten der Bürger und auch der Wirtschaft“ sei. Sie kritisierte weiter: „Das hat was von einem Selbstbedienungsladen bei der Bahn. Die Boni, die gezahlt werden. Dann, dass man streiken kann ohne jedes Arbeitsplatzrisiko (...). Also das ist mir zu heftig, was da an Folgen inzwischen ertragen werden muss!“ SPD-Politiker Stegner wollte dies nicht unkommentiert lassen und konterte: „Ich bin froh, dass Sie nicht entscheiden, wer streiken darf. Das ist gut so!“
Christian Lohmeyer: „Wir werden mittlerweile dazu verpflichtet, vier Prozent unserer Ackerböden stillzulegen“
Ähnlich hitzig ging es weiter, als Landwirt Christian Lohmeyer über die Bauernproteste sprach und klarstellte: „Wir schlucken immer mehr Kröten, diese Regierung hat das Fass zum Überlaufen gebracht.“ Der Bauer, der etwas mehr als 200 Hektar bewirtschaftet, spüre mittlerweile in seiner Arbeit eine Perspektivlosigkeit und erklärte ernst: „Ohne die Agrarsubventionen und mit den jetzt geplanten Maßnahmen würde nichts überbleiben.“ Zumal es sich um „eine Subventionierung von günstigen Lebensmitteln“ handle, „wie es nie in der Menschheitsgeschichte der Fall war“. Das sei bisher noch nicht in der öffentlichen Debatte angekommen, verdeutlichte der Landwirt weiter.
Obendrein machte Lohmeyer deutlich, welch hohe Gegenleistungen sein Berufsstand für Subventionen erbringen müsse: „Wir werden mittlerweile dazu verpflichtet, vier Prozent unserer Ackerböden stillzulegen. In einer Welt, in der immer noch Menschen hungern, ist das zynisch und verwerflich.“ Lohmeyer ergänzte: „Das ist etwas, was jeden Landwirten schmerzt!“
Auch Dorothea Siems kritisierte die Agrarpolitik der Regierung und erklärte, dass es eine extreme Abhängigkeit von Subventionen gebe. Lohmeyer nickte und fügte hinzu, dass es dadurch zu einer „Erpressbarkeit“ komme: „Über einzelne Subventionen kann man vielleicht streiten. Das größte Problem ist die unglaubliche Sprunghaftigkeit dieser Regierung.“
SPD-Mann Stegner: „Dann hätten wir Anarchie“
Die Kritik an der Ampel wollte Ralf Stegner nur zum Teil annehmen und sagte: „Ich akzeptiere die Kritik, aber ich finde das Übermaß, zu sagen, 'Das ist alles Mist, der Staat funktioniert nicht mehr', wird dem nicht gerecht, welche Schwierigkeiten momentan gelöst werden. (...) Es ist nicht so, das alles schlecht ist.“ Darauf konterte Dorothea Siems: „Wir dümpeln seit Jahren herum! (...) Herr Stegner, es läuft nicht gut!“
Die Journalistin forderte daher „weniger Regeln, die einfacher sind“. Ein Vorschlag, der dem SPD-Mann nicht gefallen zu schien. Geradezu empört entgegnete er: „Ihre Behauptung, (...) die Dinge wären besser, wenn die Leute das alles alleine regeln würden, dann hätten wir Anarchie!“ Siems wiegelte jedoch ab: „Nein, das ist nicht Anarchie. Einfachere Regeln und weniger Subventionen und mehr Berechenbarkeit waren eigentlich mal das deutsche Wirtschaftsmodell, was uns stark gemacht hat.“