Parkinson-Fälle steigen enorm: Studie mit düsterer Prognose für Deutschland
Laut Forschern könnten sich Parkinson-Fälle weltweit in den kommenden Jahrzehnten mehr als verdoppeln. Auch in Deutschland könnte die Zahl ein Problem werden.
Peking – Die Zahl der Parkinson-Betroffenen nimmt weltweit zu. Zwar hängt diese Entwicklung eng mit einem Älterwerden der Gesellschaft zusammen, aber es gibt noch weitere Faktoren. Aus einer neuen Studie von Forschenden aus China und Kanada geht hervor, auf welche Herausforderungen sich unser Gesundheitssystem zukünftig einstellen muss. Auch in Deutschland wird demnach eine Zunahme an Parkinson-Fällen erwartet. Die Krankheit ist nicht heilbar und hat meist tief einschneidende Folgen auf das Leben von Betroffenen.
Die Forschenden schätzen in ihrem Bericht aus dem Fachmagazin „BMJ“, dass im Jahr 2050 weltweit mehr als 25 Millionen Menschen 25,2 mit einer Parkinson-Krankheit leben werden. Die erwartete Zahl der Betroffenen in der Welt würde einen Anstieg von 112 Prozent gegenüber 2021 bedeuten und sich in dem Zeitraum damit mehr als verdoppeln.
Die Prognose der Forschungsgruppe basiert nach eigener Angabe auf dem Global Burden of Disease. Man habe die dort weltweit registrierten Parkinson-Zahlen bis zum Jahr 2021 als Grundlage genutzt, um die alters-, geschlechts- und jahresspezifische Prävalenz der Krankheit in 195 Ländern von 2022 bis 2050 einzuschätzen. Für den Verlauf habe man in der Analyse wichtige Faktoren, wie zum Beispiel ein ständiges Wachstum und die Alterung der Bevölkerung, mit einbezogen.
Was ist „Morbus Parkinson“ und welche Symptome äußern sich bei der Erkrankung?
Morbus Parkinson ist laut dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung, gleich nach der Alzheimer-Krankheit. Meist tritt die Krankheit im fortgeschrittenen Alter auf. Im Hirnstamm der Betroffenen sterben zunehmend Nervenzellen ab, die für die Ausschüttung des Botenstoffes Dopamin zuständig sind. Dieser ist entscheidend für die Feinabstimmung der Muskelbewegung, aber auch, um Bewegungen überhaupt zu starten. Zu den typischen Parkinson-Symptomen gehören deshalb Steifheit, Zittern der Hände und verlangsamte Bewegungen.
Ein Arzt erklärte zuletzt vier Frühwarnzeichen, die bereits 20 Jahre vor einer Parkinson-Erkrankung auftreten.
Forschende über Parkinson in Deutschland: Vierthöchste Zahl an Patienten weltweit erwartet
Für Deutschland gehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davon aus, dass im Jahr 2050 rund 574.000 Menschen an Parkinson leiden werden. Sollte diese Prognose tatsächlich eintreffen, hätte Deutschland nach China, Indien und den USA in Zukunft die vierthöchste Zahl an Patienten.
Jedoch hält sich der erwartete Anstieg innerhalb Deutschlands im Vergleich mit anderen Ländern in Grenzen: Von 2021 auf 2050 soll die Zahl laut den Forschenden „nur“ um 160.000 Fälle steigen. Die Prognose bedeutet, dass hierzulande vermutlich zwar deutlich mehr Menschen an Parkinson erkranken werden, aber nicht doppelt so viele wie im Jahr 2021. In anderen Ländern wie den USA oder China werden hingegen mindestens eine Verdopplung von Betroffenen erwartet.
Parkinson wird weltweit hohe Fallzahlen erreichen - Forschungsgruppe fordert Maßnahmen in der Medizin
Als größten Faktor der rasanten Zunahme an Parkinson-Fällen nennt die Forschungsgruppe eine generelle Bevölkerungsalterung, gefolgt von einem weltweiten Bevölkerungswachstum. Es wird erwartet, dass der Aufwärtstrend bei Männern in Ostasien und in Ländern mit mittlerem sozialen und wirtschaftlichen Wachstum stärker ausgeprägt ist.
Diese Verschiedenartigkeit „der prognostizierten Trends (...) in den verschiedenen Altersgruppen, Geschlechtern und geografischen Regionen macht maßgeschneiderte Präventionsstrategien erforderlich, um diese strukturellen Ungleichheiten und Disparitäten zu bekämpfen“, fordern die Forschenden in ihrem Bericht. Man müsse demnach beginnen, sich auf die steigenden Anforderungen an die Gesundheitsversorgung von Parkinson-Patienten einzustellen und die Forschung auf neue Medikamente und Therapiemöglichkeiten zu konzentrieren.
Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass neurodegenerative Erkrankungen, darunter die Parkinson-Krankheit und die Alzheimer-Krankheit, bis 2040 weltweit die zweithäufigste Todesursache sein werden und damit die krebsbedingten Todesfälle übertreffen. Laut der Global Burden of Disease Study 2015 ist die Parkinson-Krankheit die neurologische Erkrankung mit der am schnellsten wachsenden Prävalenz und Behinderung. Eine Studie vermutete zuletzt, dass Kaffee-Trinker seltener an Parkinson erkranken. (nz)