Familienbetrieb am Limit: Letzte lokale Bäckerei wird überrannt – und reagiert mit ungewöhnlicher Maßnahme

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Nachdem die Konkurrenz dicht gemacht hat, ist eine kleine Bäckerei im Kreis Bamberg überfordert: Inhaberin Claudia Scharold kann gar nicht so viel backen, wie gekauft wird.

Breitengüßbach – Ein Bäcker, drei Orte. Ein quadratisches Schild mit gelber Schrift über der Tür verrät, dass man gleich die Bäckerei Scharold betritt. Helle Ziegel zieren die Vorderseite des Hauses. Zwei Stufen führen zur Tür hinauf, links und rechts davon jeweils ein Schaufenster. Claudia Scharolds Bäckerei ist nun die einzige im Umkreis, denn die Konkurrenz-Bäckerei aus dem Nebenort musste schließen. Seitdem wird der kleinen Bäckerei der Laden eingerannt.

Die gebürtige Münchnerin wollte nach ihrem Meister einen eigenen Laden kaufen, berichtet sie im Telefonat mit unserer Redaktion. Nachdem sie mit ihrer Familie nach Bamberg gezogen war – ihr Vater kommt ursprünglich von dort – fand sie ihr aktuelles Geschäft. „Der Vorgänger hat aus Altersgründen aufgehört“, sagt Claudia Scharold. Bei der Bäckerei Scharold handelt es sich um einen Familienbetrieb. „Ich wollte, dass die ganze Familie eine Arbeit hat“, sagt Claudia Scharold. Sie beschäftigt Mutter und Schwester in ihrem Laden.

Die Bäckerei von Claudia Scharold ist nun die einzige im Umkreis von Breitengüßbach. Die Kunden kaufen ihr den Laden leer. (Symbolbild)
Die Bäckerei von Claudia Scharold ist nun die einzige im Umkreis von Breitengüßbach. Die Kunden kaufen ihr den Laden leer. (Symbolbild) © IMAGO/Panthermedia

Von der Knetmaschine zur fertigen Semmel

Eine Teilzeitkraft unterstützt ihre Mutter beim Verkaufen, Inhaberin Claudia Scharold und Schwester heizen die Backstube ein. Und das sechs Tage die Woche. „Um 1 Uhr nachts fange ich an“, sagt die Bäckermeisterin. Die fertigen Teiglinge – diese bereite sie einen Tag vorher schon zu – müssten so früh in den Ofen. Eine Semmel habe rund drei Stunden Arbeitszeit, erklärt Scharold. Doch die Semmeln seien natürlich jeden Tag frisch.

Deshalb ist es für die Bäckerei-Inhaberin im Moment auch so wichtig, dass Vorbestellungen gemacht werden. Früher habe sie einschätzen können, wie viel am Tag gekauft werde, doch nun komme ein ganzes Dorf mehr in ihren Laden. „Ich will es zwar, aber es geht nicht“, sagt sie mit Blick auf den neuen Andrang. Die Münchnerin freut sich, dass die Leute lieber beim Bäcker einkaufen als bei Supermarktketten. Doch sie sei nun mal ein kleiner Bäcker.

Bäckerei-Inhaberin: „Seit Corona sind die Leute egoistisch“

Dafür müssten ihre Kunden auch Verständnis zeigen. „Die meisten interessiert es nicht“, sagt Scharold. „Seit Corona sind die Leute egoistisch.“ Auch bei Großeinkäufen seien die Leute glücklich, wenn sie selbst ihre Semmeln hätten, die anderen seien egal. So Scharolds Einschätzung. Doch es gebe auch genug Menschen, die Verständnis zeigen. Seitdem sie sich mit der Bitte um Vorbestellungen an die Kunden gewandt habe, laufe es besser.

Vorhersehbare Stoßzeiten gebe es unter der Woche nicht. „Mal ist es mehr, mal weniger“, sagt sie. „Das Wochenende ist die Hölle“, sagt die Bäckerei-Inhaberin, denn dann werde ihr regelrecht die Bude eingerannt. Für Samstag müsse sie bereits freitags um 21.30 Uhr mit den Vorbereitungen anfangen. Da sei es dann umso schöner, sich Mittags bei schönem Wetter mit dem Hund in den Garten zu setzen.

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