Gemeinde Irschenberg sieht sich von Experten bei neuem Klärwerk bestätigt
Das Unerwartete ist ausgeblieben: Auch bei der zweiten Bürgerversammlung 2023 in Irschenberg konnten die Neubaupläne der Gemeinde nicht erschüttert werden.
Irschenberg – Auch bei ihrer zweiten Bürgerversammlung in diesem Jahr – sie wurde mit einer Unterschriftenliste durchgesetzt – bleibt die Gemeinde Irschenberg bei ihrem Vorhaben, die veraltete Kläranlage von 1980 neu zu bauen – inklusive der umstrittenen nachgeschalteten vierten Reinigungsstufe.
Bürgermeister Klaus Meixner stieg am Mittwochabend im Trachtenheim mit einer Neuigkeit ins Thema ein. Nachdem seitens der Bürgerinitiative Briefe an die Regierung von Oberbayern sowie den Bayerischen Obersten Rechnungshof verschickt worden waren, präsentierte der Rathauschef nun die Antwort von Regierungspräsident Schober. Demnach sei der geplante Bodenfilter mit granulierter Aktivkohle (GAK) für den örtlichen Kropfbach als Vorfluter geeignet. Zudem sei es nicht verboten, „mehr zu machen“. Die Gemeinde habe dazu den nötigen Ermessensspielraum. Schobers von Meixner verlesenes Fazit lautete: „Dieses Engagement ist weder kritikwürdig noch pflichtwidrig.“
Dialog mit Abwasserexperten
Bestätigt sah Meixner den eingeschlagenen Weg der Gemeinde auch von F. Wolfgang Günthert, Ex-Professor für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik an der Universität der Bundeswehr München und Vorsitzender des Deutschen Expertenrats für Umwelttechnologie und Infrastruktur. Der Abwasserexperte, der bereits beim Infoabend der Bürgerinitiative (BI) gesprochen hatte, hatte der Gemeinde bekanntlich angeboten, das Vorhaben gerade mit Blick auf die Kosten noch mal zu prüfen. Im Gespräch mit der Gemeinde und dem beauftragten Planungsbüro habe dieser laut Meixner nichts an der Anlage auszusetzen gehabt – weder am sequenziellen biologischen Reinigungsverfahren (SBR-Verfahren) noch an den Kosten, die derzeit mit 8,7 Millionen Euro beziffert werden. „Er heißt das System okay.“
Auch ein Anschluss nach Brückmühl wäre laut Meixner keine bessere Alternative gewesen. „Wir haben das geprüft. Als unsere Anlage bei 6,5 Millionen Euro stand, hätte Bruckmühl zehn Millionen gekostet“ – das war vor dem Baukostenanstieg. Und für die 6,5 Kilometer lange Leitung hätte es lediglich 870 000 Euro an Zuschuss gegeben. „Das hat auch Professor Günthert anerkannt.“ Ebenso, dass die Zweistraßigkeit der geplanten Anlage sinnvoll sei. So könne das Klärwerk auf der einen Schiene weiter laufen, während auf der anderen repariert oder gewartet werde.
Vierte Stufe bald generell Vorschrift?
Das Thema Aktivkohle sah der Bürgermeister als nicht so gravierend an, da man eh ein Becken bauen müsse. Die GAK sei hier nur eine verhältnismäßig flache Schicht. Allerdings ermögliche dieses Verfahren den Innovationspreis über 500.000 Euro. „Und dann sind wir für die Zukunft aufgestellt“, betonte Meixner. Denn basierend auf Aussagen der Planer zur EU-Kommunalabwasser-Richtlinie gehe man davon aus, dass in den nächsten Jahren ein solches Verfahren mit nachgeschaltetem Reinigungsbecken generell Vorschrift werde.
Die Kritik aus dem Publikum, dass man sich hier einen Maserati leiste, wies Meixner zurück. Die Vorschrift komme, und dann sei Nachrüsten keine gute Lösung. Ein weiterer Bürger verwies darauf, dass die vierte Stufe nicht vorgeschrieben sei. Für ihn verstoße die aktuelle Planung gegen den Grundsatz der Sparsamkeit. Sein Antrag, im Gemeinderat zu entscheiden, lediglich die vorgeschriebenen Stufen zu bauen und die vierte nachzurüsten, falls dies tatsächlich nötig werde – aktuell werde dies nur für größere Kommunen diskutiert –, fand jedoch keine Mehrheit.
Kritik bleibt: zu wenige Haushalte angeschlossen
Zur Kostenverteilung auf die angeschlossenen Haushalte über Extrabeiträge und Gebühren konnte Meixner nichts Neues berichten. Ein Ingenieurbüro führe derzeit Berechnungen durch. Zudem soll auch untersucht werden, ob ein verstärkter Anschluss ans kommunale Abwassernetz sinnvoll sei. Dies ist laut Meixner nämlich der einzige Punkt gewesen, den Günthert weiterhin kritisiert habe mit dem Hinweis, dass sich die Kosten auf mehr Schultern verteilen würden. Eine Ankündigung, die mit Applaus quittiert wurde.
ddy