Neue Leopard-Panzer für die Ukraine: Deutschland tüftelt an Ringtausch-Trick für Front-Nachschub
Die Ukraine soll zur Verteidigung gegen die russische Invasion weitere Leopard-2-Panzer erhalten. Deutschland bemüht sich wohl um einen Ringtausch.
Berlin – Es war ein langes Hin und Her: Die Schweiz hat den Export von 25 Leopard-2A4-Panzern nach Deutschland gebilligt. Unter der strikten Bedingung, dass die Ampel-Bundesregierung sie nicht weiter in die Ukraine schickt.
Schweiz stellt Leopard 2A4 bereit: Deutschland plant angeblich Ringtausch
Denn: Die Schweiz will unbedingt ihre Neutralität wahren, die in der Eidgenossenschaft Staatsräson ist. Aber: Deutschland tüftelt offenbar an einem Ringtausch, an dem auch die Schweizer Kampfpanzer aus deutscher Produktion beteiligt wären. Das berichtet zumindest das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes.
Zur Einordnung: Der Münchner Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann (KMW) schraubt die Komponenten der „Leos“ zusammen, der Rüstungskonzern Rheinmetall aus Düsseldorf liefert zum Beispiel die 120-mm-Glattrohrkanone. Ab 1987 gingen aus München insgesamt 380 Leopard 2A4 an die Schweiz, und zwar als Variante Pz87. Wie der Ringtausch jetzt aussehen könnte?

Nach Panzer-Lieferungen an die Ukraine: Bundeswehr braucht Leopard-2-Ersatz
Der Reihe nach: Die Ampel-Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hatte in Bern den Kauf alter „Leos“ 2 für die Bundeswehr angefragt. Weil Deutschland im Frühjahr und Frühsommer 18 moderne Leopard 2A6 an Kiew geliefert hat, müssen die Bestände der deutschen Streitkräfte wieder aufgefüllt werden. Das dauert offensichtlich sehr lange.
Schließlich baut KMW aktuell noch 44 Leopard 2A7+ für Ungarn sowie 54 Leopard 2A7NOR für Norwegen. Beide Länder sind Partner Deutschlands im Verteidigungsbündnis Nato. Unabhängig davon dauert der Bau eines neuen Leopard-2-Panzers in der Regel Jahre. Zwar werden mehrere Panzer parallel gefertigt, aber irgendwann sind die Kapazitäten von Rüstungsfirmen (Mitarbeiter, Maschinen, Hallen) ausgeschöpft. Ersatz muss also her.
Von entscheidender Bedeutung ist die Tatsache, dass Deutschland zugesichert hat, dass die Panzer in Deutschland, bei der Nato oder ihrer EU-Partner verbleiben, um bestehende Defizite auszugleichen.
Die Schweiz hat ihrerseits von einstmals 380 Exemplaren noch 134 bei ihrer Armee im Einsatz. 96 weitere „Leos“ sind als Reserve eingelagert. Diese Zahlen sind öffentlich bekannt und wurden von Bern nie dementiert. Genau aus jener Reserve sollen jetzt 25 „Leos“ an Deutschland gehen. Wahrscheinlich ist, dass die Panzer erstmal zu Rheinmetall gebracht werden. Und dass sie dort entweder aufbereitet werden oder als Ersatzteillager für andere eingelagerte Panzer dienen.
Leopard 2A4 für Deutschland: Bundesregierung musste Schweiz darum ersuchen
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatten bereits im März um die jetzt bewilligte Panzerlieferung gebeten. In der Schweiz war zeitgleich eine hitzige Debatte über mögliche Waffenlieferungen im Umfeld des Ukraine-Kriegs entbrannt. Am Mittwoch (22. November) hatte die Schweizer Regierung nach langem Ringen dem Antrag der Bundesrepublik stattgegeben. „Von entscheidender Bedeutung ist die Tatsache, dass Deutschland zugesichert hat, dass die Panzer in Deutschland, bei der Nato oder ihrer EU-Partner verbleiben, um bestehende Defizite auszugleichen“, hieß es zu dem Deal aus Bern.
Die 25 „Leos“, die trotz Einlagerung in gutem Zustand sein sollen, werden also auf keinen Fall an die Ukrainer gehen. Aber: Angeblich arbeitet die Bundesregierung im Hintergrund an besagtem Ringtausch mit einem Nato-Partner. Namentlich soll es laut Forbes um das ukrainische Nachbarland Polen gehen. Weder aus Warschau noch aus Berlin gab es bislang einen Kommentar zum Ringtausch-Gerücht.
Leopard 2A4 der Schweiz: In München gefertigte deutsche Kampfpanzer
Leopard 2A4 | Lieferung für die Schweiz: |
Variante: | Pz87 |
erste Lieferung: | 1987 |
Stückzahl insgesamt gebaut: | 380 |
noch in der Schweizer Armee im Einsatz: | 134 |
in der Schweiz eingelagert: | 96 |
Besatzung: | 4 (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer) |
Bewaffnung: | Rheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone L/44 2 und 7,62-mm Maschinengewehr |
„Das offensichtliche Schlupfloch ist: Rheinmetall könnte die ehemaligen Schweizer Panzer an ein Land verkaufen, das bereits Leopard 2A4 betreibt, (...) und dieses Land könnte dann der Ukraine seine eigenen Leopard 2A4 spenden“, schreibt Forbes. Es wäre der nächste Ringtausch. Berlin hatte zum Beispiel Tschechien 14 Leopard 2A4 geschickt, als Gegenleistung dafür, dass Prag der Ukraine mindestens 50 alte T-72-Panzer bereitstellt. Den slowakischen Streitkräften liefert Deutschland zudem 15 Kampfpanzer Leopard 2 A4 aus Beständen der Rüstungsindustrie. Dafür gibt die Slowakei der Ukraine Schützenpanzer sowjetischer Bauart.
Leopard 2A4 für die Ukraine: Ringtausch zwischen Deutschland und Polen?
Trotz monatelanger Gespräche hätten die Deutschen dagegen noch nicht die Polen davon überzeugen können, über einen Ringtausch mehrere ihrer 71 verbliebenen Leopard 2A4 abzugeben. Warschau hat Kiew bereits 14 Leopard 2A4 sowie Hunderte T-72 und PT-91-Kampfpanzer geliefert. Der deutsche Nachbar baut seinerseits unter Hochdruck eine riesige Landstreitmacht auf.
So hat Polen schon im Sommer 2022 (sage und schreibe) 1000 Kampfpanzer „K2“ sowie 672 selbstfahrende Panzerhaubitzen „K9“ in Südkorea geordert. Die ersten Modelle trafen bereits über die Ostsee in Danzig ein und wurden bei einer großen Militärparade zur „Schlacht von Warschau“ von 1920 der polnischen Bevölkerung (und wohl auch Russland) präsentiert. (pm)