Verhandlungen über verlängerte erste Phase der Feuerpause: Israel droht mit Rückkehr zum Krieg in Gaza

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Israels Regierung droht offenbar mit der Rückkehr zum Krieg in Gaza und schneidet das Küstengebiet erneut von Hilfsgütern ab.

Tel Aviv – Israels Regierung will offenbar eine Verlängerung der ersten Phase des Waffenstillstandes mit der Terrororganisation Hamas im Gazastreifen erzwingen. „Einige Tage“ solle die Hamas bekommen, um einzulenken und weitere israelische Geisleln freizulassen, sagte ein nicht namentlich genannter israelischer Beamter der konservativen Tageszeitung Jerusalem Post am Sonntag. Der Sender Kan berichtete, die Regierung drohe mit einer erneuten Vertreibung der Bevölkerung aus dem Norden Gazas, der Abschaltung der Stromversorgung und im letzten Schritt der Rückkehr zum Krieg. Die Hilfslieferungen wurden bereits gestoppt.

„Krieg, um des Krieges Willen“ – Scharfe Kritik an Netanjahu für Israels Drohung gegen Hamas in Gaza

Die israelische Führung hat nach Informationen des Senders in den vergangenen Wochen einen entsprechenden Plan für „maximalen Druck“ auf die Hamas ausgearbeitet. Diese hat nach israelischen Informationen noch 24 israelische Geiseln und 35 Leichen von Verschleppten in ihrer Gewalt. Die israelisch-palästinensische Menschenrechtsorganisation „Standing Together“ kritisierte die, von der extremen Rechten getragene, Regierung von Israels Premier Benjamin Netanjahu scharf. Sie würde zwei Millionen Menschen in Gaza „aushungern“ und nichts für die Freilassung der Geiseln tun. Es ginge Netanjahu um „Krieg, um des Krieges Willen“.

UN-Generalsekretär António Guterres appellierte an Israel und die Hamas, jede Anstrengung zu unternehmen, um neuerliche offene Feindseligkeiten zu vermeiden. Die Lieferungen humanitärer Hilfsgüter für die rund zwei Millionen Palästinenser in dem abgeriegelten Küstengebiet müssten sofort wieder aufgenommen werden, und die Freilassung der aus Israel verschleppten Geiseln weitergehen. „Wir müssen Hilfe hereinbekommen und die Geiseln herausholen. Die Waffenruhe muss halten“, sagte UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher.

Hamas lehnt Verlängerung der ersten Phase der Waffenruhe mit Israel ab

Die Hamas lehnt eine von Israel geforderte Verlängerung der ersten Phase der Waffenruhe bislang ab. Die israelischen Geiseln könnten nur durch die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über die zweite Phase der Vereinbarung freikommen, hieß es. Diese zweite Phase des dreistufigen Abkommens sieht die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gegenzug für ein dauerhaftes Ende des Krieges vor. Israel beharrt jedoch auf dem Kriegsziel einer völligen Zerstörung der Hamas. Laut israelischen Medien trainiert die Armee des Landes bereits intensiv für einen möglichen Wiederbeginn des Krieges im Gazastreifen. Die US-Regierung von Donald Trump unterstütze das Vorgehen der Netanjahu-Regierung.

Israel Gaza Panzer
Anfang Februar 2025: Israelische Panzer nahe der Grenze zu Gaza. (Archivbild) © Ohad Zwigenberg/AP/dpa

Die Hamas habe „Positionen für einen dauerhaften Waffenstillstand vorgelegt, die völlig inakzeptabel sind“, schrieb unterdessen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu auf der Plattform X. Israel habe den Stopp der Hilfslieferungen in den Gazastreifen beschlossen, „weil die Hamas die Lieferungen stiehlt und die Menschen in Gaza daran hindert, sie zu bekommen“. Damit „finanziert sie ihre Terrormaschine“, schrieb Netanjahu und bedankte sich bei US-Präsident Donald Trump für dessen Unterstützung. Man werde weitere Schritte ergreifen, wenn die Hamas die Geiseln weiter festhalte.

Kleinere Schusswechsel in Gaza – Israel trauert um ermordete Geiseln

In der Grenzstadt Rafah im Süden Gazas wurden, einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge, zwei Palästinenser durch Schüsse israelischer Soldaten getötet. Der israelischen Armee zufolge hätten die Getöteten eine „unmittelbare Bedrohung“ für die Soldaten dargestellt. Vor der Küste bei Chan Junis habe es Schusswechsel gegeben. Im Norden Gazas versuchten Hunderttausende zurückgekehrte Bewohner des Gebiets, ihre vom Krieg zerstörten Leben wieder aufzubauen. Am Freitag (28. Februar) begann der muslimische Fastenmonat Ramadan.

In Israel trauerte die Gesellschaft zuletzt um in Hamas-Gefangenenschaft ermordete Geiseln. Am 7. Oktober 2023 hatte die Terrororganisation 250 Menschen aus dem Süden Israels nach Gaza entführt und mehr als 1000 Menschen ermordet. In der Folge führte Israel Krieg in Gaza. Nach Angaben des Hamas-kontrollierten Gesundheitsministeriums des Küstengebietes wurden beinahe 50.000 Palästinenserinnen und Palästinenser im Krieg getötet. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Hamas-Kämpfern und Zivilisten. Das UN-Menschenrechtskommissariat berichtete Ende 2024, dass beinahe 70 Prozent der etwa 9000 verifizierten Todesopfer Frauen und Kinder gewesen seien. (kb mit dpa)

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