Mordkommission ermittelt in Nienstädt - Mysteriöser Leichenfund: Nach Tod von Benjamin (26) werden dunkle Erinnerungen wach

Viele Fragen und kaum Antworten: In Nienstädt breitet sich seit dem Leichenfund am Montag in einem Waldstück, das bereits zum benachbarten Meerbeck gehört, Unbehagen aus. „Ich lasse meine Kinder nicht mehr alleine vor die Tür“, sagt ein Anwohner im Gespräch mit FOCUS online. Selbst zum nahe gelegenen Supermarkt dürften sie aktuell nur in Begleitung. Zu groß ist die Sorge, dass ein Täter hier noch auf freiem Fuß sein könnte.

Zur Ungewissheit trägt selbst fünf Tage nach der Schreckensnachricht auch die Verschwiegenheit der Ermittlungsbehörden bei. Die Staatsanwaltschaft will weder einen Suizid, noch einen Unfall ausschließen. Allerdings ist eine mehrköpfige Mordkommission eingerichtet, die wegen Totschlags ermittelt. Dafür gebe es Indizien, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Nachfrage.

Gerüchte über die Umstände des Todes ihres Nachbarn Benjamin W. (26)

Nienstädt liegt in Niedersachsen zwischen Hannover und Bielefeld. Die Gemeinde zählt kaum mehr als 4000 Einwohner. Von jüngsten Tatorten wie Mannheim, München oder Magdeburg wähnten sie sich bisher in weiter und sicherer Entfernung. Doch mehr als Gerüchte über die Umstände des Todes ihres Nachbarn, Benjamin W. (26), konnten sie bisher nicht in Erfahrung bringen. Und dem „Buschfunk“ wollen sie lieber nicht einfach so glauben, auch wenn sich offizielle Stellen in Schweigen hüllen. „Es wäre schön, mal was zu erfahren“, sagt ein Spaziergänger, der mit seiner Frau und den Hunden gerade die Straße unweit des Tatorts quert.

Landwirt findet Leiche in Waldgebiet

Am Montagnachmittag hatte ein Landwirt die Leiche in einem Waldgebiet im benachbarten Kuckshagen gefunden, das zu Meerbeck gehört. „Als Todesursache wurde dabei der Tod durch Ersticken festgestellt“, teilt die Polizei mit. Mit Unterstützung einer Hundertschaft suchte sie daraufhin das Gelände weiträumig ab und nutzte unter anderem eine Drohne. Den Tatort meide sie beim Gassigehen weiträumig, sagt die Spaziergängerin: „Ich gehe nicht mehr da hinten lang.“ Auch sie wünscht sich eine schnelle Klärung des Falls. „Das wäre schöner für das Sicherheitsgefühl.“

Bis dahin schließe sie vorsichtshalber auch die Terrassentür, wenn sie die Hunde in den Garten lässt. In einem so ruhigen Örtchen war das für sie bislang überhaupt kein Thema. „Man macht sich schon Gedanken, wenn noch niemand gefasst wurde“, sagt ein anderer Anwohner. Die Polizei hat indes weder einen Zeugenaufruf gestartet noch eine Warnung an die Bevölkerung herausgegeben.

Opfer war bereits seit Samstag als vermisst gemeldet

Nach Angaben der „Bild“, die mit der Mutter des Opfers gesprochen hat, war Benjamin W. bereits seit Samstag als vermisst gemeldet. Am Morgen habe er sich mit dem Fahrrad auf den Weg zum Friseur gemacht – und ist von dort nicht mehr zurückgekommen. „Ich bin mir sicher, dass mein Junge ermordet wurde“, sagte sie der Bild. Die Leiche des 26-Jährigen ist demnach etwa 200 Meter entfernt von seinem Fahrrad gefunden worden. Er soll stranguliert und gefesselt gewesen sein – ein Suizid lässt sich für die Anwohner daher nur schwer erklären.

Bei den Nienstädtern weckt der mysteriöse Leichenfund Erinnerungen an zurückliegende Kriminalfälle in der Region, die bundesweites Aufsehen erregt haben. 2022 suchte die Polizei fast fünf Wochen den „Axtmörder von Kalletal“. Er wurde mittlerweile zu lebenslanger Haft verurteilt. Auch Serienmörder Dieter Zurwehme, im Jahre 2000 zu lebenslanger Haft verurteilt, hatte die Dörfer ein Jahr zuvor in Atem gehalten, als er während der Fahndung im Schaumburger Wald vermutet wurde und auch die Maisfelder in der Gegend von Polizisten durchkämmt wurden. So aufwendig sind die Ermittlungen zwar bisher nicht. Doch das Unbehagen von damals ist wieder da.