Studie prognostiziert Elektroauto-Boom: Hunderttausende Arbeitsplätze gefährdet

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Auf dem Markt für Elektroautos verlieren die europäischen Hersteller gegenüber China an Boden. Laut einer aktuellen Studie könnte das in Deutschland eine Viertelmillion Menschen den Job kosten.

Hamburg - Der Absatz von Elektroautos stockt. Um ihre Fabriken auszulasten, setzen die Autohersteller wieder verstärkt auf Verbrennungsmodelle, sagt ein Experte. Die Allianz Trade sieht das anders. Der Kreditversicherer prognostiziert in seiner Studie „Global Automotive Outlook: Navigating through turbulents“, dass die Zahl der weltweiten Neuzulassungen in diesem Jahr um knapp zwei Prozent steigen wird.

Elektroautos sollen sich laut der Untersuchung noch besser verkaufen. In diesem Segment soll der weltweite Absatz um knapp 33 Prozent auf 18 Millionen Neuzulassungen steigen. Für Europa gehen die Analysten der Studie sogar von einem Plus von über 41 Prozent aus.

Allianz prognostiziert Elektroauto-Boom: Eeuropäische Hersteller hinken hinterher

Doch die auf den ersten Blick gute Nachricht hat für die europäischen und insbesondere die deutschen Autobauer einen bitteren Beigeschmack. Sie verlieren laut Studie vor allem gegenüber China immer mehr an Boden, weil sie zu spät in das Elektroauto-Segment eingestiegen sind und vor allem bei Batterien und Software hinterherhinken. Die Folge sei, dass sie nun Schwierigkeiten hätten, kostengünstige Modelle profitabel zu produzieren. Die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Hersteller werde zudem durch steigende Transport- und Produktionskosten beeinträchtigt.

"BYD Explorer No.1" legt in Bremehaven an
E-Autohersteller aus China drängen mit Macht nach Europa. Der Autofrachter BYD Explorer No.1“ liegt mit 3000 Neuwagen an Bord in Bremerhaven an. © Lars Penning/dpa

Als Beleg werden die unterschiedlichen Preise für Elektrofahrzeuge angeführt. Der Studie zufolge lagen die Durchschnittspreise für Elektroautos in Europa im Jahr 2022 bei 55.821 Euro und damit 27 Prozent über denen für Verbrenner. In China hingegen kosteten Elektroautos durchschnittlich 31.829 Euro und waren damit um ein Drittel günstiger als Verbrenner.

Allianz prognostiziert Elektroauto-Boom: EU-weit sind 730.000 Arbeitsplätze in Gefahr

„Die Automobilindustrie ist das Rückgrat der europäischen Wirtschaft, sie macht sechs Prozent der Wirtschaftsleistung aus, dient als Innovations- und Exportzentrum und beschäftigt mit 6,5 Millionen direkten Arbeitsplätzen eine große Zahl von Arbeitnehmenden in Europa“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade.

Viele dieser Arbeitsplätze sind laut der Studie gefährdet. Denn der Anstieg der Insolvenzen bei Automobilherstellern und -zulieferern in Deutschland um 13 Prozent im vergangenen Jahr zeige, dass auch hierzulande immer mehr Unternehmen Schwierigkeiten hätten, sich an die Veränderungen in der Branche anzupassen.

Da Elektroautos aus weniger Teilen bestehen, rechnen die Analysten von Allianz Trade damit, dass die Hersteller mit 30 Prozent weniger Personal auskommen könnten. Der Studie zufolge sind in der EU 730.000 Arbeitsplätze gefährdet, 260.000 davon allein in Deutschland.

Allianz prognostiziert Elektroauto-Boom: Politik muss Marktakzeptanz ankurbeln

Die Zahlen könnten sich noch erhöhen, falls die europäischen Hersteller weiter Marktanteile verlieren. Nun ist nach Ansicht von Allianz Trade vor allem die Politik gefragt. „Um im neuen Wettlauf aufzuholen und die Marktakzeptanz anzukurbeln, sollte Europa unverzüglich Maßnahmen zum Aufbau eines Ökosystems rund um die E-Fahrzeugproduktion ergreifen, die Förderung der Elektrifizierung des Automobilsektors verstärken und die Infrastruktur für Ladestationen ausbauen“, sagt Jasmin Gröschl, Volkswirtin und Mitautorin der Studie. „Dies ist entscheidend, um die Elektrifizierung des Marktes voranzutreiben und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie zu erhalten.“

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