Alte Post als Murnaus Bürgerhaus: Ausschuss vertagt Nutzungsentscheidung

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Die ehemalige Post im Herzen von Murnau: Der Hauptverwaltungsausschuss vertagte die Entscheidung, ob aus dem Gebäude ein Bürgerhaus werden soll. © Reindl

Alte Post als Murnaus Bürgerhaus: Ausschuss vertagt Nutzungsentscheidung.

Murnau – Ein tiefes Durchschnaufen war von Felix Burger zu hören. Und Worte des Verständnisses und des Unverständnisses. „Ich verstehe all eure Argumente, aber der Zeitpunkt macht mich sprachlos“, sagte Burger als Mitglied der Initiative Alte Post in der jüngsten Hauptverwaltungsausschusssitzung in Murnau. Im Dezember 2023 hatte der Marktgemeinderat beschlossen, die Nutzung der einstigen Post als Bürgerhaus grundsätzlich zu befürworten. Bedingung: Trägerschaft und Gesellschaftsform müssen geklärt und der laufende Betrieb ohne finanzielle Beteiligung des Marktes gesichert sein. Mit diesem Beschluss schienen nun mehrere Gremiumsmitglieder aber nun nicht oder nicht mehr glücklich zu sein.

Die Voraussetzungen dafür, dass der Hauptverwaltungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung der Nutzung der Liegenschaft an der Bahnhofstraße 1 als Bürgerhaus zustimmt, waren eigentlich gut. Mit den Teilnehmenden der Nutzwertanalyse war geklärt, dass der Betrieb durch eine gGmbH durchgeführt werden soll. Als Gesellschafter verfügbar erklärten sich der Caritasverband Garmisch-Partenkirchen, der Verein Murmel, die Brücke Oberland, die Diakonie Oberland, die KJE Hilfen und der SkF. Die Beteiligung der Marktgemeinde an der gGmbH galt es noch zu klären.

Heute gehe es um den Grundsatzbeschluss, in dem man bestätige, dass das Gebäude als Bürgerhaus genutzt werden soll, erklärte Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum), der sich von dem Engagement aller Beteiligten beeindruckt zeigte. Der Bürgermeister machte keinen Hehl daraus, dass es mit der Musikschule oder einer gewerblichen Nutzung der „schicken Immobilie“ Alternativen zum Bürgerhaus gegeben hätte. Aber er werde zustimmen. Im nächsten Schritt müsse der Bebauungsplan geändert werden.

Das erarbeitete sozial-kulturelle Konzept werde Murnau einen „wahren Mehrwert bringen“, glaubte Felix Burger. Und was die Trägerbeteiligung der Marktgemeinde anbelangt: diese wäre zwar wünschenswert, aber „für uns keine Grundvoraussetzung“. Es sei ein tolles Projekt mit viel Engagement, so Phillip Zoepf (Mehr Bewegen). Doch mit Sorgen blickte er auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026. Auch auf den Platzbedarf der Musikschule und seinen Antrag aus 2019 kam er zu sprechen. Bei „allem Verständnis und Charme, den ein Bürgerhaus hat“ fand Welf Probst (Freie Wähler), dass es noch zu früh sei, eine finale Entscheidung zu treffen. Man sei bei dem Thema nur in eine Richtung gefahren. Josef Bierling (CSU) sprach von „Bauchschmerzen“, der Haushaltslage wegen.

Die geschätzten Kosten für eine Sanierung belaufen sich auf zwei Millionen Euro. Laut Sitzungsvorlage wäre eine Städtebauförderung mit einer Quote von 60 der förderfähigen Kosten möglich. Bezüglich der Mieteinnahmen ist die Rede von einer Miethöhe von sieben Euro pro Quadratmeter für die Nutzflächen und 2,50 Euro für Nebenräume. Das wären dann fast 49.000 Euro Mieteinnahmen für die Marktgemeinde pro Jahr.

Mit Blick auf die Ganztagsbetreuung fragte sich Dr. Michael Rapp (CSU), warum man in Deutschland immer hundertprozentige Lösungen schaffen wolle. Es gehe auch in kleinen Schritten. Rapp dachte etwa an die Nutzung vorhandener Schulräume für die Ganztagsbetreuung, Musikschule, soziale Verbände – „diese ganzheitliche Diskussion haben wir hier im Haus noch nicht geführt“, sagte Wolfgang Köglmayr (Mehr Bewegen). „Uns läuft das Ehrenamt weg“, mahnte Burger, der Zeitpunkt der Debatte mache ihn „sprachlos“.

Die Mehrheit des Gremiums stimmte am Ende dafür, den Beschluss zur Post-Nutzung zu vertagen. Auch sprach sich ein Gros gegen eine Markt-Beteiligung an der gGmbH aus.

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