Videoaufnahmen von Raubüberfall lügen nicht
Nach Raubüberfall auf Dachauer Grill-Besitzer verstricken sich zwei Angeklagte vor Landgericht in Widersprüche.
War es Beschaffungskriminalität oder nur ein Freundschaftsdienst unter Landsleuten? Mit dieser Frage hätte sich aktuell das Landgericht München II beschäftigen müssen. Dort wurde zwei Männern – 27 und 29 Jahre alt – der Prozess gemacht. Die beiden Serben sollen im November 2023 einen Grill-Besitzer in Dachau überfallen und dessen Tageseinnahmen geraubt haben. Zu Prozessauftakt räumten die Männer die Tat objektiv ein, bestritten aber, in räuberischer Absicht gekommen zu sein. Doch dann platzte der Prozess.
Der jüngere Angeklagte hatte den Älteren angeblich in Party-Laune mit nach Dachau genommen. Vor dem Grill wurde ihm der wahre Grund des Ausflugs erklärt. Es ging angeblich darum, Geld einzutreiben. Das sollte der Wirt einer Mitarbeiterin schuldig geblieben sein. Die habe die Gäste zum Trinken animieren und sich dabei auch betatschen lassen müssen. Schließlich flüchtete sie ins Ausland. Der Wirt, so die Erzählung des einen Serben zum anderen, sollte ihr sogar per Whatsapp gedroht haben, als Zeugin auszusagen. „Du haust besser ab!“
Zur Aufarbeitung des Geschehenen kam es aber nur am ersten Prozesstag. Der Vorsitzende Richter Thomas Lenz hörte sich die Geschichte zwar an, machte aber keinen Hehl daraus, dass er den Männern nicht wirklich glaubte. „Sie sollten sich überlegen, womit Sie uns bedienen“, sagte er. Das Video einer Überwachungskamera hatte nämlich ein aggressiveres Auftreten gespeichert – bis der 29-Jährige sie mit einer Eisenstange zertrümmerte.
Neben den 500 Euro Tageseinnahmen entwendeten die beiden dem Mann noch sein Handy und forderten ihn auf, weitere 3000 Euro aufzutreiben. Sonst würden sie ihn „abstechen“.
Schuld seien nur die Drogen gewesen
Der Ältere hatte sich bei dem Überfall das Geld genommen, das auf dem Tisch lag. Dann versuchte er, den Grill-Besitzer von einer Sitzbank zu ziehen. Sein Spezl schlug ihm ins Gesicht und durchsuchte ihn. Er zückte ein Messer und fuchtelte damit herum. Schließlich verließen beide Männer das Lokal.
Der 29-Jährige hatte angeblich unter starkem Drogeneinfluss gestanden. Mit dieser Information kam er aber erst kurz vor dem Prozess heraus. Das Gericht reagierte skeptisch. Letztlich musste es sich aber auf die Schilderung einlassen und ein Gutachten in Auftrag geben. Weil das einige Monate in Anspruch nehmen dürfte, wurde das Verfahren ausgesetzt.
Damit sind auch die etwas verworrenen Hintergrund-Geschichten nichts als Geschichte. Angeblich hatte der 29-Jährige versucht, durch sein beherztes Auftreten eine Eskalation zwischen dem Jüngeren und dem Wirt zu verhindern. Das wiederum hatte mit dem Freitod zu tun, vor dem er den 27-Jährigen gerettet hatte. Möglicherweise kommen die Geschichten in ein paar Monaten wieder auf den Tisch.