Sie denken, Sie sehen echt müde aus? Dann liegen Sie voll im neuesten TikTok-Trend

Sie ist „Trendsetterin” des neuen Aussehens: das Make-up um die Augen ist leicht verwischt, dunkle Schatten lassen ihre Gesichtshaut noch blasser wirken. Durch den grauen Rough stehen ihre Wangenknochen heraus. Der Lippenstift ist tief violett. Der Look wirkt, wie er sich nennt: müde, erschöpft, schlaflos.  

Die 22-jährige Schauspielerin wurde zuletzt durch ihre Rolle als „Wednesday Addams“ bekannt. Als Hommage an ihre Rolle taucht Jenna Ortegas bei der Premiere mit dunklem Augen-Make-up auf. Laut „Blickpunkt:Film“ wurde die zweite Staffel der Netflix-Serie „Wednesday“ auf dem roten Teppich in London gefeiert. Mit ihrem Make-up setzt Ortega einen neuen Trend – den „Tired Girl“-Look. 

Der „Clean Girl“-Ästhetik wird der Rücken gekehrt

Dieser neue Trend ahmt die Generation Z nach, schreibt das Nachrichtenmagazin „Watson“. Der „Clean Girl“-Ästhetik wird der Rücken gekehrt. Statt frisch zu wirken, die Haut und Wangen mit rotem Rough strahlen zu lassen. In den letzten Jahren wurde das minimale Make-up von Prominenten wie Bella Hadid, Hailey Bieber und Kendall Jenner in der Öffentlichkeit getragen, erklärt „Watson“. Doch dieses und alle bisherigen Schönheitsideale werden mit dem „Tired Girl“-Look gebrochen. Statt Augenringe zu kaschieren, werden sie betont. 

Diesen Look trägt nicht nur Jenna Ortega. Wirr, unperfekt und rebellisch sah etwa auch Schauspielerin Lily Rose-Depp bei der Herrenmodenschau 2025 von Saint Laurent in Paris aus, oder die Influencerin Emma Chamberlain auf der Met Gala 2025. Seit Ende Juli wird der Trend auf sozialen Medien immer beliebter. Auf der Plattform Instagram finden sich unter dem Hashtag #tiredgirl mehr als 160.000 Beiträge. TikTok-Reels haben teilweise mehr als 300.000 Aufrufe. 

 „Tired Girl“-Look erinnert an Filme aus den 90ern

Der Look taucht aber nicht zum ersten Mal auf. Er erinnert an den Style von Angelina Jolie in „Girl Interrupted" von 1999 oder an Natalie Portman in „Leon" aus dem Jahr 1994. 

Trotzdem ist der „Tired Girl“-Look nicht mit Gothic zu vergleichen – eine Subkultur, die nicht nur Mode und Make-up, sondern auch Musik neu definiert. Verwandt kann der „Tired Girl“-Look aber mit der Grunge-Mode sein, die von Courtney Love in den 90er Jahren populär wurde, schreibt die Autorin Ella Alexander bei CNN. 

Bisher wird der Trend nicht als Kulturform mit gesellschaftskritischen Hintergedanken und Rebellionsappell gesehen. Dennoch ist es Teil des Phänomens „Core“, welches Nischen-Ästhetiken beschreibt. Gegenüber CNN beschreibt die Make-up-Künstlerin und Beauty-Direktorin des Glass Magazine, Kim Brown, dass „es eine Feier der Echtheit" sei. Der „Tired Girl“-Look hat "eine gewisse Schärfe und Persönlichkeit“, sagt Brown. 

Mit dem Trend zurück zur Verletzlichkeit 

Mit dem Look werden das Natürliche und die Unvollkommenheit ins Licht gerückt. Dan Hastings-Narayanin ist stellvertretender Redakteur bei „The Future Laboratory“, einer Firma für Trendprognosen. Er sagt der CNN, dass mit der Annahme des „Tired Girl"-Trends durch die Generation Z eine Rückkehr zu Verletzlichkeit und Verbundenheit inmitten eines „unerbittlichen Drucks" entsteht. 

„Das Zurschaustellen von Verletzlichkeit und schwarzem Humor wird zu einem Bewältigungsmechanismus, der verkündet: 'Ich bin erschöpft und unsicher über meine Zukunft und ich werde durch die Düsternis lachen'“, sagt er.