Großbritannien bestätigt Deal rund um US-Strafzölle – und Trump kündigt weitere Einigungen an
Die britische Regierung bestätigt eine Ankündigung von Donald Trump, dass eine Einigung im Zollstreit bevorsteht – der US-Präsident stellt zudem weiteren Ländern einen Deal in Aussicht.
Washington/London – Steht ein Wendepunkt in der US-Zoll-Offensive bevor? US-Präsident Donald Trump hat auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“ angekündigt, im Laufe des Tages (8. Mai) ein „wichtiges“ Handelsabkommen mit einem „großen und hochangesehenen Land“ unterzeichnen zu wollen.
Kommt die Wende in Trumps Zollpolitik? Handelsabkommen mit Großbritannien steht offenbar bevor
Laut übereinstimmenden US-Medienberichten der New York Times und von Politico soll es sich dabei um Großbritannien handeln. Eine Sprecherin der britischen Regierung bestätigte das Gerücht gegenüber der Nachrichtenagentur PA und betonte, die USA seien ein „unverzichtbarer Verbündeter“. Unklar ist jedoch, ob Trump bereits ein konkretes Abkommen oder lediglich einen Rahmenvertrag unterzeichnen will.
Im Zuge des Deals sollen beide Seiten zu Zugeständnissen bereit sein: So könnten die USA Zollerleichterungen für britischen Stahl und britische Automobile gewähren. Derzeit unterliegen sowohl Stahl als auch Aluminium und Fahrzeuge einem Strafzoll von 25 Prozent. Unklar ist, ob auch die zehnprozentigen Zölle auf Waren wie Chemikalien, Textilien sowie Spirituosen – etwa schottischer Whisky und britischer Gin – reduziert werden. Im Gegenzug will Großbritannien die Digitalsteuer von zwei Prozent auf US-Techkonzerne senken und Einfuhrzölle auf US-Fahrzeuge verringern.
Trumps Zolloffensive trifft viele Länder – auch die EU und China sitzen wieder am Verhandlungstisch
In dem Posting kündigte der US-Präsident zudem an, das Abkommen werde „das erste von vielen“ sein. Seit seinem Amtsantritt hat Trump Strafzölle auf Waren aus der EU, China, Japan und Großbritannien erhoben, um – seiner Auffassung nach – die unfairen Handelsbeziehungen dieser Länder zu den USA auszugleichen. Auch die EU und China verhandeln derzeit mit den USA über eine Lockerung der Zölle – bislang jedoch ohne Erfolg. Laut dem chinesischen Handelsministerium trifft sich im Laufe des Tages eine US-Delegation unter Leitung von Finanzminister Scott Bessent mit führenden Wirtschaftsvertretern der Volksrepublik, um über den anhaltenden Handelskonflikt zu sprechen.
In der Lebensmittelpolitik zeigt sich die Regierung von Keir Starmer hingegen kompromisslos: Laut Berichten der Financial Times sollen einige US-Lebensmittel von den Geschäften der beiden Länder ausgenommen bleiben. So sollen Chlorhühnchen und hormonbehandeltes Rindfleisch auch künftig nicht in britischen Supermärkten verkauft werden. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump eine Öffnung des britischen Marktes für chlorbehandeltes Huhn sowie genmanipulierte Nahrungsmittel gepocht. Damals scheiterte der Versuch am Veto der EU, die trotz des Brexits anmahnte, dass der europäische Verbraucherschutz auch für das Vereinte Königreich gelte.
Frischer Deal mit Indien: Großbritannien schließt parallel Freihandelsabkommen mit Modi-Regierung
Der Zeitpunkt der Ankündigung ist dagegen bemerkenswert – immerhin hatte Großbritannien erst am Dienstag den Abschluss eines Freihandelsabkommens mit Indien bekanntgegeben. Experten sahen darin auch eine Reaktion auf die US-Zölle. Starmer hatte von einem „bahnbrechenden Abkommen“ gesprochen: Laut BBC soll Indien von geringeren Zöllen auf Kleidung profitieren, während das Vereinigte Königreich auf geringere Zölle für Whisky, Kosmetika, Medizinprodukte sowie Auto- und Flugzeugteile hofft. Langfristig soll das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern von derzeit rund 41 Milliarden Pfund jährlich um etwa 25,5 Milliarden Pfund steigen.
Initiiert hatte das Abkommen bereits der ehemalige Premier Boris Johnson im Jahr 2020 – damals noch als eine Reaktion auf den Austritt aus der Europäischen Union und den daraus resultierenden Handelsbarrieren. Am 19. Mai wollen auch die EU und Großbritannien über eine Vertiefung ihrer Beziehung beraten. Dabei könnten unter anderem die Lebensmittelstandards neu verhandelt werden.