„Die Ruhe vor dem Schuss“: Nachwuch-Talent der Ascholdinger Schützen erzählt

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Den Finger auf den Abzug legt Nachwuchsschützin Katharina Schlickenrieder erst, wenn sie das Ziel vor Augen hat. Die steife Kleidung hilft ihr, den Stand zu halten. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Das Schießen ist für Katharina Schlickenrieder mehr als ein Zeitvertreib. Neben ihren Treffern gewinnt sie auch innere Ruhe.

Dietramszell – Still steht sie da, ihr Blick richtet sich über Kimme und Korn ihres Luftgewehrs auf die Zielscheibe. Ihr Atem geht ruhig, gleichmäßig und kontrolliert. Plötzlich zerschneidet ein scharfes Zischen die Stille, eine halbe Sekunde später folgt ein blechernes „Ding“. Ein Blick auf das Ergebnis offenbart: Katharina Schlickenrieder, Nachwuchstalent der Ascholdinger St.-Georg-Schützen, hat geschossen und wieder einmal getroffen.

Jede Woche trainiert die 16-jährige Dietramszellerin ihre Schießkünste im Vereinsheim Ascholding. Am Mittwochabend trifft sich die Jugendmannschaft zum Training. Für diejenigen, die am Mittwoch keine Zeit haben, gibt es am Freitag häufig ein weiteres Training. Katharina Schlickenrieder besucht beide.

Das Schießen ist für die Schülerin „mehr als nur ein netter Zeitvertreib“. Denn neben Anerkennung für die vielen Teiler und Teller, die sie schießt, erlangt sie noch etwas anderes: absolute Ruhe im Kopf. „Wenn ich an der Bahn stehe und über Kimme und Korn schaue, verschwinden alle Gedanken.“ Weder denkt die Schülerin an der Tölzer Fachoberschule an Hausaufgaben, noch an ihre Kontrahenten. Ob bei der Oberbayerischen Meisterschaft oder den vereinseigenen Wettbewerben: „Es geht nur noch darum, ruhig zu werden, die eigene Mitte zu finden und im richtigen Moment zu schießen.“

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Die „Ruhe vor dem Schuss“, nennt sie es. Dafür müsse man gleichzeitig angespannt und entspannt sein. Ein Zustand, der viel Übung benötigt – und anstrengender ist, als manche denken. „Routine, Routine, Routine“ brauche man, damit man den Fokus auch über längere Zeit halten kann. Deswegen steht Schlickenrieder in jedem Training mit kurzen Pausen eine Stunde im Anschlag und hält ihr Gewehr ohne Auflage, also einer Zielhilfe auf dem sie das Gewehr abstützen kann. Bis zu fünf Kilo kann eine solche Luftdruckwaffe wiegen.

„Der Stand ist das Wichtigste“ – Dabei helfen die Schießklamotten

Kurzum: Das Zielen und Abdrücken ist nur ein kleiner Teil dieses Sports. Um gut zu treffen, „ist der Stand das Wichtigste“, erklärt die 16-Jährige, während sie sich seitwärts an den Schießstand stellt, die Füße parallel zur Zielscheibe. Ihren Oberkörper lehnt sie nach hinten, routiniert sucht sie nach der richtigen Position, begleitet von kleinen Korrekturen ihrer Füße und Schultern. Ihr Luftgewehr hat sie in dieser Zeit noch nicht mal angefasst. „Das macht sie erst, wenn sie richtig steht“, kommentiert ihre Schwester Magdalena Schlickenrieder, Ascholdinger Schützenkönigin von 2019 und Aufsicht am Schießstand.

Um den Stand zu halten, helfen der 16-Jährigen die auf den ersten Blick seltsam anmutende Jacke und Hose aus steifem Leinen oder Baumwolle sowie Schuhe mit harter Sohle. Umso leichter das Zielen damit sei, umso schwerer das Laufen. „Das sieht man ja“, sagt die Schülerin lachend, als sie angestrengt mit steifen Schritten einem Roboter gleich zwei Meter geht, um weitere Munition, Diabolos genannt, zu holen. Auf ihre Position zurückgekehrt, setzt sie wieder an, zielt ruhig atmend, legt behutsam den Finger auf den Abzug und drückt ab. Treffer.

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