Weltklimakonferenz im News-Ticker - Taliban schicken Delegation nach Baku

  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Mark Felix / AFP Der aserbaidschanische Top-Verhandler auf der Weltklimakonferenz, Elnur Soltanov, bei einer Konferenz in Houston (US-Bundesstaat Texas) Ende März (Archivbild)
Sonntag, 10.11.2024, 17:41

Es geht um die Zukunft des Planeten: Die Weltgemeinschaft trifft sich zur Klimakonferenz (COP 29) im aserbaidschanischen Baku, um gemeinsam die nächsten Schritte im Kampf gegen den Klimawandel festzulegen. Auch die Taliban entsenden eine Delegation. FOCUS online Earth berichtet für Sie für Ort. 

Weltklimakonferenz in Baku (COP 29) vom 11. bis 24. November (oder länger): FOCUS-online-Earth-Reporter Jacky Arend und Florian Reiter sind für Sie vor Ort. Alle wichtigen Nachrichten zur Konferenz hier im Newsticker von FOCUS online Earth. 

Taliban schicken Delegation zu Klimakonferenz

Sonntag, 10. November, 17.39 Uhr: Erstmals seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August 2021 wird Afghanistan an einer UN-Klimakonferenz teilnehmen. Das Land werde eine Delegation zum Klimagipfel COP29 entsenden, der am Montag in Aserbaidschans Hauptstadt Baku beginnt, teilte die Nationale Umweltbehörde Afghanistans am Sonntag mit. Diese werde sich für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit beim Kampf gegen den Klimawandel einsetzen, hieß es weiter.

Das Land am Hindukusch bekommt die Erderwärmung nach Einschätzung von Experten unter anderem in Form verheerender Dürren, todbringender Fluten und fortschreitender Wüstenbildung zu spüren. Zu den weltweiten Emissionen von Treibhausgasen trägt das kaum industrialisierte Land wenig bei. Laut UN-Entwicklungsprogramm UNDP zählt Afghanistan zu den zwölf ärmsten Ländern der Welt. Die Taliban sind insbesondere wegen ihrer Missachtung von Menschen- und vor allem Frauenrechten international isoliert.

Rund 200 Staaten beraten in Baku zwei Wochen lang unter anderem über neue Finanzzusagen an arme Länder, damit diese die Folgen der Erderwärmung abfedern können. Entwicklungsstaaten und Umweltorganisationen erwarten, dass die reichen Industriestaaten jährlich mindestens eine Billion US-Dollar mobilisieren - zehnmal mehr als die aktuell zugesagten 100 Milliarden pro Jahr.

Geheime Video-Aufnahmen bringen Aserbaidschans Top-Verhandler in Bedrängnis

Freitag, 08. November, 14.28 Uhr: Eine geheime Videoaufnahme bringt wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz (COP29) den Chef der gastgebenden aserbaidschanischen Delegation in Erklärungsnot. Delegationsleiter Elnur Soltanov soll in der Aufnahme seine Position genutzt haben, um mögliche Geschäfte mit den klimaschädlichen Energieträgern Öl und Gas zu fördern. Die Menschenrechtsorganisation Global Witness spielte die Aufnahme der britischen BBC zu, die am Freitag einen Ausschnitt daraus veröffentlichte.

In der Aufnahme ist zu sehen, wie Soltanov mit einem vermeintlichen Investor über Anlagemöglichkeiten in die staatliche Öl- und Gasfirma Socar spricht. Soltanov, gleichzeitig stellvertretender Energieminister Aserbaidschans, bot in dem Gespräch an, Kontakte zu Socar zu vermitteln. „Wir haben viele Gasfelder, die entwickelt werden sollen“, sagt Soltanov in der Aufnahme. Auch Projekte zum Ausbau Erneuerbarer Energien waren Teil des Gesprächs.

Was der aserbaidschanische Delegationschef nicht wusste: Der vermeintliche Investor war in Wirklichkeit ein Mitglied von Global Witness und zeichnete das Gespräch auf. Der unechte Investor hatte zunächst Interesse an einem Sponsoring-Deal für die Weltklimakonferenz gezeigt, in Verbindung mit Investitionsmöglichkeiten bei Socar. Eine Zahlung in Höhe von 600.000 US-Dollar sollte ihm nicht nur Zugang zur Konferenz, sondern auch Verhandlungen über „nachhaltiges Öl- und Gas-Investment“ ermöglichen.

Das UN-Klimasekretariat, das für die COP zuständig ist, äußerte sich nicht direkt zu den Enthüllungen, betonte jedoch die strengen Standards, die an Gastgeber von Klimakonferenzen gestellt werden. Laut Verhaltenskodex müssen COP-Beamte unparteiisch handeln und dürfen ihre Position nicht für persönliche oder wirtschaftliche Interessen ausnutzen. Die aserbaidschanische Delegation hat sich bislang nicht zu dem Bericht geäußert.

Eine ähnliche Enthüllung hatte bereits letztes Jahr im Vorfeld der damaligen Weltklimakonferenz in Dubai für Aufregung gesorgt: Damals hatte ebenfalls die BBC unter Berufung auf interne Dokumente berichtet, dass der Präsident der Weltklimakonferenz Sultan al-Jaber die Veranstaltung nutzte, um Öl- und Gasdeals für sein Land einzutüten.

„Fatales Zeichen“: In letzter Sekunde macht Scholz Rückzieher von Klimakonferenz

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer Presseansprache am Mittwoch in Berlin
Sean Gallup/Getty Images Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei einer Presseansprache am Mittwoch in Berlin

15.16 Uhr: Nach dem Kollaps der Ampel-Koalition hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) seine Teilnahme am Weltklimagipfel abgesagt. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Donnerstag gegenüber FOCUS online Earth. Zuvor hatten Politico und die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. 

Eigentlich wollte Scholz gleich zum Auftakt des Gipfels am Montag nach Baku reisen und dort unter anderem an einer Veranstaltung des von ihm initiierten „Klima-Clubs“ teilnehmen. Ob Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck sowie Umweltministerin Steffi Lemke (alle Grüne) wie geplant an der Konferenz teilnehmen werden, ist noch unklar. 

Die Absage von Scholz fügt sich ein in eine Reihe hochrangiger Regierungschefs, die an der diesjährigen COP nicht teilnehmen werden. Zuvor hatten unter anderem bereits US-Präsident Joe Biden, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, Brasiliens Regierungschef Luiz Inácio Lula da Silva sowie Australiens Premierminister Anthony Albanese abgesagt. Zu den hochrangigsten Regierungschefs, die noch nach Baku reisen werden, gehören Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Großbritanniens Premierminister Keith Starmer. 

Die Klimabewegung Fridays for Future hat die Scholz-Absage scharf kritisiert. „Wir erwarten vom Bundeskanzler, dass er zur COP 29 fährt“, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. „Alles andere wäre vom Kanzler des größten EU-Staats nach Trumps Wahl ein fatales Zeichen!“ Die Klimakrise warte nicht auf die deutsche Regierungskrise, warnten die Aktivistinnen und Aktivisten.

Elaine Newsletter Earth Banner
FOCUS online Earth widmet sich der Klimakrise und ihrer Bewältigung.
Faktenzentriert. Fundiert. Konstruktiv. Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder

UN warnt vor riesiger Finanzierungslücke bei Kosten für Klimaanpassung

Donnerstag, 07. November, 13.21 Uhr: Wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz COP29 in Aserbaidschan warnt das UN-Umweltprogramm (UNEP) vor einer massiven Finanzierungslücke für die Anpassung an den Klimawandel. Es sei extrem wichtig, ausreichende Mittel für die Anpassung bereitzustellen, betonte Paul Watkiss, einer der Autoren des diesjährigen „Adaptation Gap Report“. Denn es sei wesentlich teurer, für Verluste und Schäden durch klimabedingte Ereignisse aufkommen zu müssen, als vorbeugende Maßnahmen zu finanzieren, so Watkiss.

Geberländer bewegten sich durchaus in die richtige Richtung: Die Anpassungsfinanzierung für Entwicklungsländer sei von 22 Milliarden US-Dollar (20,5 Milliarden Euro) im Jahr 2021 auf 28 Milliarden US-Dollar (26 Milliarden Euro) im Jahr 2022 gestiegen. Das Ziel, die Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf mindestens 38 Milliarden US-Dollar (35,4 Milliarden Euro) aufzustocken, könne noch erreicht werden, heißt es in dem Bericht.

Dennoch müsse es viel schneller mehr Geld geben, betonten die Autoren. Der Betrag, der für eine Anpassung an den Klimawandel jährlich benötigt wird - insbesondere in Entwicklungsländern - beträgt nach UNEP-Berechnungen zwischen 187 und 359 Milliarden US-Dollar (174 und 334 Milliarden Euro). Deutschland gehört neben Frankreich, Großbritannien, Japan und den Vereinigten Staaten zu den größten Gebern für internationale Klimafinanzierung.

Dabei sei wichtig, in vorausschauende, strategische und transformative Anpassungsmaßnahmen zu investieren, und weniger - wie bislang oft der Fall - kurzfristige, projektbezogene und reaktive Maßnahmen zu finanzieren. Dies sei jedoch nur möglich, wenn die „enorme Kluft“ im Finanzbedarf drastisch verringert werde, so UNEP.

Mittlerweile verfügten 171 Länder weltweit über mindestens eine eigene Strategie zur Klimaanpassung. Allerdings hätten weiterhin 26 Länder noch kein nationales Planungsinstrument entwickelt. Sieben davon seien fragile, von Konflikten betroffene Staaten, die laut UNEP „erhebliche maßgeschneiderte Unterstützung“ benötigten.

„Die Folgen des Klimawandels stellen eine reale Bedrohung für Menschen, ihre Lebensgrundlagen und Natur, von der sie abhängen, dar“, sagte UNEP-Direktorin Inger Andersen. Stürme zerstörten Dörfer und Städte, während Waldbrände, Bodendegradation und Dürre Landschaften vernichteten. „Wenn wir nicht handeln, ist dies ein Vorgeschmack auf das, was unsere Zukunft bringt“, so Andersen.

sh, ja, flr