US-Finanzminister hebt Zoll-Prognose „deutlich“ an – Experten zweifeln an Trumps Defizit-Plan
Die US-Zölle generieren bedeutende Einnahmen für den US-Staatshaushalt. Ökonomen aber warnen: Die schwache US-Wirtschaft würde das Plus schmälern.
Washington – Mit den Einnahmen aus US-Zöllen hat US-Präsident Donald Trump vor, das immense Staatsdefizit zu verringern. Zuvor rechnete man mit Steuereinnahmen von 300 Milliarden US-Dollar. Wie US-Finanzminister Scott Bessent jetzt in einem Interview mit dem Sender CNBC mitteilte, wird die Prognose aus US-Zöllen deutlich angehoben. Eine genaue Zahl nannte er aber nicht. Analysten sind derweil skeptisch, dass dies ausreicht und gehen von einem wachsenden Defizit aus.
Belastungen durch „Big Beautiful Bill“: US-Zölle könnten Kosten laut Trump abfedern
„Ich bin davon ausgegangen, dass die Zolleinnahmen in diesem Jahr 300 Milliarden Dollar betragen könnten“, sagte der US-Schatzmeister dem US-Sender. „Das werde ich deutlich nach oben korrigieren müssen“. Die höheren Einnahmen sollten nach Aussagen Bessents zum Abbau der hohen US-Staatsverschuldung dienen.
Zuvor teilte US-Präsident Trump mit, durch die zusätzlichen Einnahmen aus US-Zöllen, die Belastungen infolge des im Juli unterzeichneten Steuer- und Ausgabengesetzes „Big Beautiful Bill“ abfedern zu wollen. Das Gesetz sieht zahlreiche Steuererleichterungen in Höhe von 4,5 Billionen US-Dollar für Verbraucher und Unternehmen vor. Analysten vermuten, dass es in den kommenden zehn Jahren Kosten in Höhe von 3,4 Billionen US-Dollar verursachen werde.
Einnahmen aus US-Zöllen: Ökonomen zweifeln an Verringerung des Staatsdefizits
„Historisch gesehen haben die Zolleinnahmen in der Neuzeit nie mehr als etwa zwei Prozent der gesamten Einnahmen der Bundesregierung ausgemacht“, sagte Shai Akabas, Vizepräsident für Wirtschaftspolitik beim Bipartisan Policy Center dem US-Sender NPR. „Und mit den heute geltenden Zöllen könnte dieser Anteil auf fünf Prozent oder vielleicht sogar noch höher steigen“. Die Zolleinnahmen bilden aber nur einen Bruchteil der gesamten Staatsverschuldung.
Bereits zu Beginn des Monats haben Experten darauf hingewiesen, dass die monatlichen Einnahmen aus US-Zöllen mittlerweile im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Allein im Juli nahm das Finanzministerium 29 Milliarden US-Dollar ein, im gesamten Jahr 2024 waren es demnach 98 Milliarden US-Dollar an Zöllen und Verbrauchssteuern. Es wird jedoch daran gezweifelt, dass die Erlöse die gesamten Verluste aus den Einkommensteuern decken könnten.

In Zukunft sollen weitere Zölle folgen, was die Prognosen für Einnahmen steigern wird. Doch es gebe auch Grenzen bei den Zolleinnahmen, wie Fachleute warnen. Außerdem würden Zölle die US-Wirtschaft belasten und damit auch Einnahmen absenken. „Das muss durch die geringeren Einnahmen aus Einkommens-, Lohn- und Unternehmenssteuern ausgeglichen werden, die sich daraus ergeben, dass die Wirtschaft nur halb so schnell wächst wie vor Jahresbeginn prognostiziert.“, so Wirtschaftswissenschaftlerin Jessica Riedl vom Manhattan Institute gegenüber NPR.
Neueste Prognosen: US-Haushaltsdefizit wird in den kommenden Jahren steigen
Das US-Haushaltsdefizit wird in den kommenden Jahren jedoch weitaus größer geschätzt als zuvor von der Kongressbehörde Congressional Budget Office (CBO). Demnach wird es nach aktueller Prognose der Non-Profit-Organisation Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB) in den kommenden zehn Jahren nahezu eine Billion US-Dollar höher ausfallen. Diese Schätzungen schließen die neusten Zölle und die Auswirkungen des Steuer- und Ausgabenpakets bereits mit ein.
Bis zum Ende des Jahrzehnts rechnet das CBO mit einer historischen Rekordschuldenquote von 120 Prozent des US-Bruttoinlandproduktes (BIP). Ein zu hohes Staatsdefizit kann auf lange Sicht der Wirtschaft schaden, Investitionen bremsen und die Inflation anheizen. Die Last liegt dann meist bei künftigen Generationen, die durch höhere Steuerbelastungen die Schulden abzahlen müssen.