Schickes Hochhaus oder monströse Bausünde: Anwohner kritisieren Bauprojekt in Ottobrunn

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Hier an der Alten Landstraße in Ottobrunn will die ortsansässige Immobilienfirma Pöttinger ein achtgeschossiges Hochhaus bauen. Die Bäume sollen weitesgehend erhalten bleiben. © Bert Brosch

Eine ortsansässige Immobilienfirma plant ein Gebäude mit acht Stockwerken in Ottobrunn. Die viele Bürger sehen das Projekt kritisch und sprechen gar von einer monströsen Bausünde.

Ottobrunn - Wohnen und Gewerbe auf insgesamt acht Stockwerken plant die Immobilienfirma Pöttinger aus Ottobrunn in einem Mischgebiet an der Alten Landstraße 2 bis 4. Hier soll der neue Firmensitz entstehen. In den sozialen Medien regt sich unterdessen Unmut: Die Höhe des geplanten Projektes und den Aufstellungsbeschluss eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes halten einige Ottobrunner für unangemessen. Auch Zettel wurden verteilt, mit dem Aufruf, schriftlich Protest bei der Bauverwaltung gegen diese, so wörtlich, „monströse Bausünde“ einzulegen. Das Argument: Der Charakter des Gebietes würde mit dem Hochhaus völlig zerstört werden. Der ursprüngliche Bebauungsplan in dem Areal sieht eine Höhe von drei Stockwerken vor. Das wird nun geändert.

In der Fläche gibt es keinen Platz mehr

Bislang ist das Unternehmen nicht weit davon entfernt situiert, in der Prinz-Otto-Straße. Rein städtebaulich sind die meisten politischen Gruppierungen in Ottobrunn für eine Bauweise nach oben. Auch in diesem konkreten Fall werden viele Stockwerke begrüßt, denn schließlich ist in Ottobrunn die Fläche bereits weitgehend ausgeschöpft, in einigen Bereichen hat man aufgrund fehlender Fläche gar keine andere Möglichkeit als in die Höhe zu bauen. Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) bringt seine Philosophie mit den Worten zum Ausdruck: „Wir haben keine Angst vor der Höhe und sind baulich ein bisschen offener als vielleicht anderswo.“ Auch aus ökologischen Gründen.

Große Bäume sollen erhalten bleiben

Mit der Firma Pöttinger ist die Verwaltung seit Längerem im Gespräch. Das geplante Gebäude empfindet der Bürgermeister als ästhetisch ansprechend. Durch einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan werden die architektonischen Grundzüge festgelegt. Dabei wird auch Wert darauf gelegt, große Bäume auf dem Grundstück zu erhalten. Wo das nicht möglich ist, werden neue gepflanzt. Thomas Loderer: „Aus unserer Sicht verträgt Ottobrunn eine weitere Landmarke.“ An der Alten Landstraße existiert bereits ein Hochhausturm aus Glas, der im Zuge des Ottobrunner Büroparkes entstanden ist. „Damals haben wir aktiv darauf hingewirkt, dass er in dieser Höhe gebaut werden konnte. Seitens der Gemeinde waren wir die treibende Kraft, auch wenn das natürlich am Ende der Investor entscheiden muss.“

Zehn Einwendungen liegen im Rathaus vor

Beim aktuellen Projekt besteht jetzt für die Öffentlichkeit die Möglichkeit, Einwendungen oder auch Zustimmung zu äußern, was wiederum dem Planungs- und Umweltausschuss vorgelegt wird. Das Verfahren ist offen. Bislang sind etwa zehn Einwendungen von Bürgern im Rathaus eingegangen. Oft ist die Höhenentwicklung ein Faktor und die Frage: Braucht man das Gewerbe an dem Standort, wo es doch ringsum bereits viel Leerstand gibt? Da verweist der Bürgermeister auf das Risiko des Investors, der sich schon aus Eigeninteresse im Vorfeld ein genaues Bild gemacht haben dürfte.

Natürlich will die Gemeinde keine Investitionsruine im Ort haben, aber das ortsansässige Unternehmen will laut Bürgermeister im Gewerbeteil den Schwerpunkt auf eigene Büroflächen legen. Daneben sind in den Stockwerken eins, zwei, drei und vier rund 15 bis 20 Wohnungen auf rund 1200 Quadratmetern Fläche vorgesehen. Bei insgesamt rund 5600 Quadratmetern Geschossfläche. Es gibt eine zweistöckige Tiefgarage. Das Erdgeschoss ist offen geplant mit Geschäften und Café/Gastronomie. Darüber in den Stockwerken fünf und sechs liegen die Büroräume. Das siebte und achte Stockwerk werden als technische Aufbauten unter anderem mit Photovoltaik genutzt – terrassenförmig zurückgesetzt. Von der Höhe wird das Gebäude nach den Worten Loderers mit dem Sternhaus in der Lenbachallee vergleichbar sein.

Gemeinde will günstig vermieten

Der Bebauungsplan für das Gebiet ist rund zehn Jahre alt. Dass die Gemeinde die aktuelle Höhenentwicklung noch nicht mit einkalkuliert hatte, liegt laut Bürgermeister schlichtweg daran, dass es zum damaligen Zeitpunkt noch keinen Investor für ein höheres Gebäude gegeben habe. Die Gemeinde will sich im Gegenzug zur Gewährung zusätzlichen Baurechts einen Teil der Wohnungen auf Zeit zur Vermietung nach eigenen Bedingungen sichern. Das bedeutet, dass diese Wohnungen zu einem deutlich niedrigeren Zins als am Markt üblich vermietet werden müssen – an jemanden, den die Gemeinde vorschlagen kann. In der Vergangenheit waren es Feuerwehrleute, Pfleger oder Erzieherinnen, die für solche Wohnungen ausgewählt wurden.

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