Neue Idee für Ärzte: Schwarz-Rot will Hausarzt-Pflicht - Gerhards Beispiel macht zentrales Problem deutlich
Der Gang zum Facharzt soll in Zukunft nur noch mit einer Überweisung des Hausarztes möglich sein. Patienten, Ärzte und sogar Gesundheitsökonomen sind da kontroverser Meinung. Durch das sogenannte "Primärarztsystem", ein Vorschlag aus Berlin, sollen Patienten gesteuert werden, befürchten Kritiker. Der Hausarztbesuch wird dabei für fast alle Patienten verpflichtend, bevor man einen Facharzt aufsuchen darf.
Heute ist dies oftmals anders geregelt. Gerhard Dietrich lebt in einem kleinen Dorf und leidet an Bluthochdruck und Wassereinlagerungen in den Beinen. Seine erste Anlaufstelle ist sein Hausarzt Dr. Med. Thomas Jantsch. Dennoch geht der Rentner regelmäßig ohne Extraüberweisung zum Hautarzt. Mit der neuen Regelung wäre das in Zukunft nicht mehr möglich.

Etliche Ärzte sind diverser Meinungen, was die geplante Regelung angeht. Hausarzt Dr. Jantsch meint, durch solch eine Regelung, würden Arztbesuche und Kosten reduziert. Oftmals sei bei seinen Patienten gar kein Facharzt nötig, da die Hausarztpraxis über die entsprechenden Mittel selbst verfügt.
Dr. Med. Klaus Stefan Holler ist Hals-Nasen-Ohren Arzt und damit Facharzt. Er lehnt das Primärarztsystem ab. Seine Patienten hätten oftmals Probleme, die ein Hausarzt nicht lösen könne.

Viel zu wenig Hausärzte machen es noch schwerer
Des Weiteren gibt es zu wenig Hausärzte in Deutschland, vor allem in Bayern ist in 29 Gebieten der Versorgungsgrad bei weniger als 90 Prozent. Die Krankenkassen bringen eine weitere Idee ein. Sie wollen mehr digitale Sprechstunden, bevor ein Haus- oder Facharzt aufgesucht wird.
Gesundheitsökonom Prof. David Matusiewicz sieht im vorgeschlagenen Primärarztsystem vor allem ein strukturelles Problem: Die begrenzte Zahl an Hausärzten und die damit verbundenen Wartezeiten. Bei akut benötigten Facharztterminen könne es zu erheblichen Verzögerungen kommen, da Patientinnen und Patienten zunächst den Hausarzt konsultieren müssten – auf dessen Termin man heute schon mitunter wochenlang wartet.

Zudem sei unklar, ob sich das neue System wirtschaftlich überhaupt trägt. Eine vorherige Testphase habe man versäumt, kritisiert Matusiewicz. Stattdessen müssten die Patienten nun als "Versuchskaninchen" herhalten. Sollte sich das System nicht lohnen, würde es wieder abgeschalten werden, so der Gesundheitsökonom.
Das Video erschien am 30.04.2025 in der TV Sendung Kontrovers vom Bayerischen Rundfunk. Dieses und weitere Kontrovers Videos können Sie jederzeit kostenfrei in der ARD Mediathek ansehen. Mehr zum Thema gibt es auch bei BR24: Höhere Sozialbeiträge: Krankenkassen fordern schnelle Reformen.