„Ich bin gekommen, um zu bleiben“, sagte Simon Sörgel noch selbstbewusst nach seinen ersten 100 Tagen als Bürgermeister von Pähl. Genau 519 Tage nach seiner Vereidigung gab er jetzt bekannt, nur noch bis zur nächsten Kommunalwahl am 8. März 2026 zu bleiben. Dann muss zum dritten Mal in drei Jahren ein neuer Bürgermeister gewählt werden.
Pähl – In einer emotionalen und sehr persönlichen Erklärung informierte Simon Sörgel am Ende der aktuellen Ratssitzung am Donnerstagabend das Gremium und die anwesenden Bürger von seiner „endgültigen Entscheidung, nach reiflicher Überlegung bei den Kommunalwahlen in einem Jahr nicht erneut für das Amt des Ersten Bürgermeisters zu kandidieren“.
Seine Motivation für dieses Amt sei von Anfang an gewesen, die politische Situation in Pähl mit einer transparenten, sach- und gemeinwohlorientieren Amtsführung zu verbessern: „Ich bin davon ausgegangen, dass die Auseinandersetzungen der letzten Jahre mit einer offenen und konstruktiven Zusammenarbeit überwunden werden können. Aber oft standen und stehen nicht das Wohl der Gemeinde, sondern zu viele konfliktbeladene Auseinandersetzungen im Vordergrund.“ Sörgel betonte, für eine Politik, die maßgeblich auch von eben diesen destruktiven Auseinandersetzungen geprägt sei, nicht mehr zur Verfügung zu stehen.
Seine Entscheidung gebe er bewusst frühzeitig und aus Fairness gegenüber allen Beteiligten bekannt. So hätten potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten, der Gemeinderat und die Verwaltung genügend Zeit, sich auf die Situation einzustellen. Sörgel betonte ausdrücklich, keine „Lame Duck“ zu werden. Als „lahme Ente“ bezeichnet man im politischen System Politiker, die noch im Amt sind, aber nicht mehr zu einer Wiederwahl antreten. Sörgel wolle sich bis zur Amtsübergabe im Frühjahr 2026 mit voller Energie für die Gemeinde einsetzen. Er werde die Amtsgeschäfte geordnet und verantwortungsvoll übergeben.
In seinem Resümee als „Vollzeit-Bürgermeister im Ehrenamt“ führte Sörgel unter anderem den auf den finalen Weg gebrachten Rathaus-Neubau auf. Vielleicht schafft er in seiner restlichen Dienstzeit noch den ersten Spatenstich, das Amtszimmer wird er aber nicht mehr beziehen. Bei der „never ending story“ um das neue Rathaus hatte Sörgels Enthusiasmus mit dem Bürgerentscheid den ersten Dämpfer bekommen.
Zwar sprach sich die Mehrheit der Pähler für den von ihm favorisierten Standplatz an der Eichbergstraße aus, aber im Gemeinderat rumorte es. Selbst Sörgels Amtsvorgänger Werner Grünbauer forderte in einem Leserbrief den Mitorganisator Thomas Baierl (Freie Wähler) auf, sein Gemeinderatsmandat aufzugeben. Solange er im Gremium sitze, werde keine Ruhe einkehren. In seiner Amtszeit habe er bereits den Bau der Turnhalle verzögert und sei auch gegen den REWE-Supermarkt gewesen. Bei Sörgel wiederholte sich das Spiel, immer wieder bereits beschlossene Gemeinderatsbeschlüsse in Frage zu stellen.
Vorgänger trat Amt gar nicht an
Simon Sörgel hatte 2023 für das Amt des Pähler Bürgermeisters kandidiert, weil es nach der Abwahl von Werner Grünbauer zu einer im Landkreis noch nie dagewesenen Posse kam. Grünbauer-Bezwinger Marius Bleek, ein von der Esel-Farmerin Anahid Klotz zur Kandidatur überredeter Bundespolizist aus Germering, warf unmittelbar vor seinem Amtsantritt das Handtuch. Bei den Neuwahlen holte Simon Sörgel 113 mehr Stimmen als sein Gegenkandidat Alexander Zink, früherer Vize-Bürgermeister unter Grünbauer.
Selbstsicher und optimistisch trat der Sozialpädagoge sein Amt an. Als Mitarbeiter einer Ombudsstelle und Profi in Sachen Konfliktbewältigung traute er sich zu, die zum Teil verhärteten Fronten im Pähler Gemeinderat zu befrieden und wieder zur Sachpolitik zurückzukehren. Er gab sogar seinen Beruf auf, um sich zunächst als „Vollzeit-Bürgermeister im Ehrenamt“ ganz und gar auf Pähl zu konzentrieren. Im Falle einer Wiederwahl wollte er als hauptberuflicher Bürgermeister weitermachen. Jetzt wird er wohl in seinen alten Beruf zurückkehren.