Auf dem Weg zur Erfolgsgeschichte

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Aus fünf Elektrobussen dieses Herstellers besteht die Fahrzeugflotte des Blaue Land Busses. © Roland Lory

Der Blaue Land Bus hat sich in den ersten sieben Monaten seit dem Start im November 2024 offenbar recht ordentlich entwickelt. Das On-Demand-System, das im nördlichen Landkreis verkehrt, wird gut angenommen. Die Fahrgastzahlen legen diesen Schluss nahe. Allerdings gibt es auch Kritiker.

Murnau - Es gibt Menschen, die finden es in der Region so schön, dass sie immer wieder kommen. Zu denen gehören Rita und Friedhelm Glasmacher. Das Ehepaar aus Neuss in Nordrhein-Westfalen besucht seit 55 Jahren regelmäßig das Blaue Land, seit 30 Jahren reisen sie mehrmals im Jahr nach Ohlstadt. Zuletzt taten sie das immer häufiger mit der Bahn und verzichteten ganz bewusst aufs Auto. Der letzte einwöchige Aufenthalt Ende März hat den Glasmachers ein wenig die Lust an ihrem bevorzugten Urlaubsziel vergällt. Friedhelm Glasmacher war derart unzufrieden, dass er sich genötigt sah, einen Brief zeitgleich an den Garmisch-Partenkirchner Landrat Anton Speer (Freie Wähler), Ohlstadts Bürgermeister Christian Scheuerer (parteifrei) und die Tagblatt-Redaktion zu schicken. Darin moniert er weder Umweltzerstörung noch fehlende Kulinarik oder eine schlechte Unterkunft. Nein. Glasmacher arbeitet sich am Öffentlichen Personennahverkehr und ganz besonders am „Blaue Land Bus“ ab, der seit dem 1. November 2024 im On-Demand-System zwischen den Gemeinden Murnau, Riegsee, Seehausen, Ohlstadt, Uffing, Schwaigen, Spatzenhausen, Obersöchering und Eglfing unterwegs ist. „Der von Ihnen angepriesene Blaue Land Bus hat für uns in keiner Weise funktioniert und ist außerdem kostenpflichtig.“ Zudem beklagt er, dass die Buslinie 9611, „die wir immer gern in Anspruch genommen, praktisch gestrichen wurde, zumindest faktisch in der Ferienzeit“.

Sachverhalte, die Speer so nicht stehen lassen wollte. Der Chef des Landkreises, in dessen Auftrag die Murnauer Firma Omobi den Blaue Land Bus betreibt, wies Pressesprecher Wolfgang Rotzsche an, Kontakt zu den Glasmachers aufzunehmen. Rotzsche tat dies per Brief und schilderte die Sicht des Landratsamts. Friedhelm Glasmacher reagierte darauf per Telefon. „Es war ein angenehmes Gespräch“, sagt Rotzsche, „allerdings haben wir nicht immer einen gemeinsamen Nenner gefunden.“ Relativieren musste er vor allem die Behauptung, die Glasmacher zur RVO-Linie 9611 anstellt. Die verkehrt Rotzsche zufolge fast stündlich zwischen dem Bahnhof Murnau, der BG Unfallklinik, Ohlstadt, Schwaiganger, Großweil und Kochel und diene in beiden Richtungen vor allem der Schülerbeförderung. Dabei habe es vereinzelt Probleme gegeben, räumt er ein. „Hierfür konnten mittlerweile Lösungen erarbeitet werden.“

Wer sich als Passagier im Besitz eines Deutschland-Tickets befindet, fährt mit den RVO-Bussen kostenlos, gleiches gilt Rotzsche zufolge für den Blaue Land Bus. Für gewöhnliche Kunden wird ein kilometerabhängiger Preis fällig. Wer als Gast in Murnau oder Ohlstadt die dazugehörige Gästekarte erhält, darf nach Auskunft einer Mitarbeiterin der Ohlstädter Tourist-Information den Blaue Land Bus nicht umsonst in Anspruch nehmen, für Murnau gilt die identische Regelung. Für sich und andere Touristen sieht Glasmacher deshalb Nachteile. Sein Fazit: „Wir hoffen, dass das nur eine Versuchsphase bleibt.“

Diese Hoffnung wird eher nicht so schnell Realität werden – wenn überhaupt. Der Vertrag zwischen Omobi und dem Landkreis läuft zunächst einmal für vier Jahre. In den zurückliegenden sieben Monaten seit dem Start hat sich der Blaue Land Bus zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt. „Die ersten Auswertungen zeigen, dass das Angebot sehr gut angelaufen ist und sich mittlerweile etabliert hat. Bei einem Treffen im März mit den Bürgermeistern des Blauen Landes waren die Rückmeldungen durchweg positiv“, teilt Rotzsche auf Tagblatt-Anfrage mit. Ähnlich fällt die Beurteilung der Landkreis-Verwaltung aus. Auch die Kundenzufriedenheit bewege sich auf einem sehr guten Niveau. Rotzsche nennt den Wert von 4,9 bei maximal 5,0 Punkten.

Und auch die Beförderungszahlen können sich durchaus sehen lassen. Im Zeitraum von November 2404 bis April 2025 wurden bereits 38 981 Personen von A nach B kutschiert. Die Daten zeigen, dass der Blaue Land Bus im ganzen Betriebsgebiet genutzt wird. „Die Hauptnutzung findet erwartungsgemäß im Markt Murnau statt, der nicht nur die meisten Bewohner hat, sondern durch sein Angebot an Bildung, Gesundheit, Kultur und Einzelhandel viele Angebote der Daseinsvorsorge bietet und ein Alltagsziel für viele Bewohner und Gäste des Blauen Landes ist“, meint der Landratsamts-Sprecher. Die Nutzung von On-Demand-Systemen ist im Markt Murnau, in Seehausen und Riegsee schon länger etabliert, da der Ortsbus von 2020 bis 2024 im Markt schon als Rufbus organisiert war.

Der Blaue-Land-Bus-Fuhrpark besteht derzeit auf fünf Elektro-Neunsitzern. Diese Flotte bezeichnet Rotzsche als „ausreichend für die Nachfrage“. Dem Vernehmen nach gibt es allerdings an den Nachmittagen Spitzenzeiten, an denen die Kapazitätsgrenze überschritten wird. Angeblich gibt es den Wunsch, den Betriebsbeginn um eine Stunde vorzuverlegen und schon um 6 Uhr zu starten.

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