Mit dem offiziellen Baustart für das Hochwasserrückhaltebecken in Sontheim wird der Hochwasserschutz im Günztal weiter ausgebaut. Das Projekt ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets, das die Region künftig besser vor Überschwemmungen schützen soll.
Sontheim – Wir alle erinnern uns an das Jahrhunderthochwasser im Juni 2024, das unsere Region schwer getroffen hatte. Viele Menschen standen buchstäblich bis zum Hals im Wasser. Keller und Häuser liefen voll, Straßen und Brücken wurden überflutet, ganze Ortsteile waren zeitweise abgeschnitten. Felder und Wiesen standen unter Wasser, Betriebe und Werkstätten mussten ihre Arbeit einstellen. Dazu kamen Stromausfälle – die Situation war für viele dramatisch.
Auch das Günztal war in der Vergangenheit immer wieder vom Hochwasser betroffen. Damit die Orte entlang der Günz vor Überflutungen geschützt sind, sollen insgesamt fünf große Rückhaltebecken entstehen. Drei Becken in Eldern, Engetried und Frechenrieden sind bereits in Betrieb. Mit dem symbolischen Spatenstich in Sontheim hat Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber nun den Bau des vierten Hochwasserrückhaltebeckens offiziell gestartet. Es ist ein zentraler Schritt in einem der größten Schutzprojekte gegen Hochwasser in Bayern.
Der Hochwasserschutz im Günztal wird durch den kommunalen Zweckverband „Hochwasserschutz Günztal“ umgesetzt. Der Bau des fünften Beckens ist ab 2027 in Westerheim geplant. Bernhard Simon, Behördenleiter des WWA Kempten, begrüßte die Gäste, darunter neben Umweltminister Glauber und CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek auch Landrat Alex Eder, Vertreter des Zweckverbandes „Hochwasserschutz Günztal“ mit seinem Vorsitzenden German Fries, Grundstücksanlieger und diverse Behördenvertreter zum Baustart auf dem Baufeld an der Östlichen Günz südlich von Sontheim.
Spatenstich für neues Hochwasserrückhaltebecken bei Sontheim: Hand in Hand für eine sichere Zukunft
Simon erläuterte, dass das Hochwasserschutzprojekt Günztal das gesamte Flusssystem der Günz betrachte und durch den Freistaat Bayern, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Kempten (WWA), umgesetzt werde. Es handele sich um ein Gemeinschaftsprojekt, in welchem das WWA die Hochwasserschutzeinrichtungen an der Günz erstellt und der kommunale Zweckverband „Hochwasserschutz Günztal“ den Betrieb der Becken langfristig sicherstellt. „Dieses Projekt kann nur gemeinsam im Zusammenwirken aller Beteiligten realisiert werden. WWA, Zweckverband, öffentliche Hand, Politik und Grundstückseigentümer arbeiten vorbildlich Hand in Hand für eine sichere Zukunft“, so Simon.
Spatenstich für neues Hochwasserrückhaltebecken bei Sontheim: Investitionsvolumen beträgt und 75 Millionen Euro
Bis 2030 soll der geplante Rückhalt von insgesamt 7,5 Millionen Kubikmetern für die Günz durch die fünf Hochwasserrückhaltebecken mit einem Investitionsvolumen von rund 75 Millionen Euro abgeschlossen sein. Ab sofort werden für circa zwei Jahre südlich von Sontheim umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. Dort entsteht ein Erddamm mit einer Länge von rund 990 Metern und einer Höhe von bis zu sieben Metern. Zusätzlich entsteht ein großes Durchlassbauwerk aus Stahlbeton, welches während Hochwasserereignissen mithilfe von Stahlschützen den Abfluss der Östlichen Günz auf maximal zehn Kubikmeter pro Sekunde herunterdrosseln wird. Dadurch wird die Spitze einer Hochwasserwelle regelrecht abgeschnitten. Von den Auswirkungen des Hochwasserrückhaltebeckens profitieren auch zahlreiche unterliegende Gemeinden bis hinein in den Landkreis Günzburg.
„Hochwasserschutz ist für die Sicherheit der Menschen vor Ort von entscheidender Bedeutung. Heute startet entlang des längsten Bachsystems in Bayern die nächste große Etappe zum Schutz vor Hochwasser“, betonte Umweltminister Glauber in seinem Grußwort. Mit Blick auf die bereits fertiggestellten Hochwasserrückhaltebecken in Eldern, Engetried und Frechenrieden erläuterte Glauber, dass das vierte Hochwasserrückhaltebecken in Sontheim bei einem Hochwasserereignis künftig einen Rückhalt von 1,35 Millionen Kubikmetern Wasser ermögliche. „Neben dem Hochwasserrückhalt beinhaltet das Gesamtprojekt auch den ökologischen Ausbau an der Günz und den Günzzuflüssen sowie innerörtliche Hochwasserschutzmaßnahmen in einzelnen Gemeinden“, ergänzte Glauber.
Klaus Holetschek dankte in seinem Grußwort allen Beteiligten. Getragen werde das Projekt von einem starken Zweckverband, dem der Landkreis sowie die Gemeinden Markt Rettenbach, Sontheim, Westerheim, Babenhausen, Deisenhausen, Erkheim und Ottobeuren angehören und der beweise, dass das Unterallgäu anpacken kann. Sein besonderer Dank galt den Grundstückseigentümern, die mit ihrer Zustimmung solche Projekte erst möglich machen. „Hochwasserschutz ist Menschenschutz – und eine Daueraufgabe, die nur gemeinschaftlich gelöst werden kann“, so Holetschek abschließend.
Landrat Alex Eder, der am Tag des Baustarts Geburtstag feierte, bedankte sich für das gelungene Geburtstagsgeschenk. Es sei keine Selbstverständlichkeit, dass so viel Geld für den Schutz der Menschen investiert werde. Er freue sich, dass es Schritt für Schritt weitergehe und mit der finalen Fertigstellung des geplanten fünften Beckens in Westerheim ein wirksamer Hochwasserschutz entstehe. Gemeinsam wurde anschließend der Baustart vorgenommen. Mit einem Buzzer setzten Minister Glauber, Landrat Eder sowie Fraktionschef Holetschek im Beisein der Bürgermeister des Zweckverbandes und Vertretern der ausführenden Baufirma einen Bagger in Betrieb, der symbolisch den ersten Spatenstich vornahm.
Mit dem Kurier-Newsletter täglich zum Feierabend und mit der neuen „Kurier“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert sein. Besuchen Sie den Memminger KURIER auch auf Facebook!