Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind zahlreiche Wahlplakate beschädigt worden. Vertreter der Parteien zeigen sich schockiert.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Als Felix Leipold kürzlich in Wolfratshausen unterwegs war, traute der Bundestags-Direktkandidat der Freien Wähler seinen Augen nicht: So gut wie jedes Wahlplakat war beschädigt. Mal wurden die Augen von Bayerns Wirtschaftsminister Huber Aiwanger mit roter Farbe beschmiert, mal Teile von Söders Gesicht weggerissen. Auf einem anderen prangt auf Friedrich Merz‘ Stirn eine aufgemalte Zielscheibe. Darunter steht „AFD“. Leipold: „Da wurde eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.“ Erst seit wenigen Tagen darf zur Bundestagswahl plakatiert werden. „Die hängen gerade mal ein paar Tage, das ist schon krass“, findet der Geretsrieder.
Zerstörte Plakate: „Leidiges Übel, was uns in jedem Wahlkampf begleitet“
Auch in anderen Orten sind Plakate zerstört oder beschmiert. In Geretsried traf es laut Leipold vor allem Plakate zu seiner Kandidatur und die der FDP. Jüngster Fall: Am Ortseingang von Bad Heilbrunn wurden zwei CSU-Wahlplakate Opfer von Schmierern. Der Verursacher hat auf den Plakaten seinem politischen Unmut zu bestimmten Wahlversprechen Luft gemacht. Vermutlich ereignete sich die Sachbeschädigung in der Zeit von Samstag bis Montagvormittag. Zeugen, die Hinweise geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei unter Telefon 0 80 41/76 10 60 zu melden.
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Als „leidiges Übel, das uns inzwischen in jedem Wahlkampf begleitet“, bezeichnet Andreas Wild, Kreisvorsitzender der Grünen, zerstörte Aushänge. Momentan habe seine Partei noch nicht überall ihre Werbung aufgehängt. Am Münsinger Ortseingang allerdings schon. „Das Plakat hing keine 24 Stunden und war beschmiert.“ Wilds Meinung nach habe diese Zerstörungswut eindeutig zugenommen: „In manchen Orten, etwa Lenggries, mussten wir bei der letzten Wahl täglich nachplakatieren.“ Zwar nehme im Wahlkampf der digitale Anteil stetig zu. Trotzdem seien Aushänge nicht wegzudenken. „Darauf zu verzichten, kann sich keine Partei erlauben“, so der Kreisvorsitzende. „Allein, um die Leute wachzurütteln und zum Wählen aufzurufen.“
SPD will sich von Randalierern nicht von der Straße verdrängen lassen
Privat das eine oder andere Foto von beschmierten Postern zugeschickt bekommen hat CSU-Kreisvorsitzender Thomas Holz. „Wir bringen jedes zerstörte Plakat konsequent bei der Polizei zur Anzeige“, betont der Kochler. Er verstehe den Sinn dahinter nicht, ärgert sich Holz. „Jede Partei darf vor der Wahl Werbung machen, das ist ihr gutes Recht.“
An der Wahlurne könne letztendlich jeder für sich entscheiden, hinter welcher Partei er sein Kreuz setze. Ähnlicher Tenor kommt von der SPD. Kreisvorsitzender Klaus Barthel erhielt bislang zwar keine Hinweise von Beschädigungen. Jedoch stellt er klar: „Es wäre völlig absurd, wenn wir uns von solchen Randalierern von der Straße verdrängen lassen. Das wird nicht passieren.“ Wahlkampf finde auch auf der Straße statt. „Davon lassen wir uns nicht abbringen.“
Während es im Dienstgebiet der Wolfratshauser Polizei flächendeckende Zerstörungen an Wahlplakaten gab und die Beamten den entstandenen Sachschaden auf mehrere 1000 Euro schätzen, gibt es im Zuständigkeitsbereich der Tölzer Polizeiinspektion nur sehr vereinzelt Fälle, wie der stellvertretende Inspektionsleiter Andreas Rohrhofer auf Nachfrage bestätigt. (kof/va)