„Slow Horses“, Staffel 5: Für mich die lustigste Thriller-Serie des Jahres

Glücklich liiert? Viele Freunde? Der Job schmeckt wie ein buttriges Schoko-Croissant an einem sonnigen Samstag auf der Dachterrasse? Und dann gibt’s da „Slow Horses“ auf Apple TV+. Eine Serie, in der sich permanent menschliche Abgründe auftun. Was für ein Glück!

Die fünfte Staffel ist seit drei Wochen draußen. Die ersten drei von insgesamt sechs Episoden sind bereits verfügbar, der Rest kommt wöchentlich bis Ende Oktober.

Gary Oldman brilliert in „Slow Horses“ als furzender Spion

Für diejenigen, die nicht im Bilde sind: „Slow Horses“ basiert auf den Romanen von Mick Herron und dreht sich um eine Gruppe von MI5-Agenten, die ins Slough House abgeschoben wurden – dem Friedhof für gescheiterte Spione. An der Spitze steht Jackson Lamb, verkörpert von Gary Oldman, ein verlotterter, sarkastischer Typ, der furzt, raucht, säuft und seine Teammitglieder mit Beleidigungen antreibt.

Er ist brillant, aber als Mensch? Fragwürdig. Als Chef? Eine wandelnde Katastrophe. Trotzdem mag man ihn – vielleicht weil er in einer Welt voller Perfektion die pure Unordnung verkörpert. Die Serie mischt Spionagethriller mit trockenem britischen Humor.

Staffel 5 beginnt mit einem Knall

Die fünfte Staffel, inspiriert von Herrons „London Rules“, wirft die Slough-House-Crew in eine Terror-Krise mitten in einer hitzigen Londoner Bürgermeisterwahl. Ohne Spoiler: Es beginnt mit einem Knall, baut sofort Spannung auf und serviert Twists, die einen an den Bildschirm fesseln.

Oldman ist der Star: krustig, flatulent und herrlich unangenehm. Das Ensemble glänzt, von Kristin Scott Thomas als eiskalter Diana Taverner bis zu Jack Lowden als dem ewig geplagten River Cartwright.

Slow Horses
Jack Lowden als River Cartwright und Rosalind Eleazar (Louisa Guy) in „Slow Horses – Ein Fall für Jackson Lamb“ Apple TV+

Super oder lahm?

Die Kritiker? Ein gemischtes Bild, wie immer in unserer polarisierten Welt. Manche feiern es als die lustigste Staffel bisher, mit superbem Skript und großartigem Cast – „gleefully crusty“, wie’s einer formuliert. Andere nennen es den besten Teil, der sogar anti-intellektuellen Quatsch widerlegt.

Aber ehrlich, es gibt auch Meckerer: Die „Guardian“ findet’s das schlechteste bisher, mit Charakteren, die plötzlich Persönlichkeitswechsel haben, und Action, die wie ein Witz wirkt.

Das Fachportal „Roger Ebert's“ meint, es sei die schwächste Staffel, aber immer noch unterhaltsam – wie ein alter Wein, der ein bisschen korkt, aber runtergeht. Und „The Daily Beast“ warnt, es würde in Clownerie abdriften, mit Helden, die dysfunktionaler denn je sind.

Slow Horses
Steht diesmal im Mittelpunkt des Geschehens: IT-Nerd Roddy Ho, gespielt von Christopher Chung, mit seiner neuen Freundin (Hiba Bennani) Apple TV+

Chaotisch, witzig, mit bitterem Nachgeschmack

Diese Serie ist wie mein Alltag: Chaotisch, witzig, aber mit einem bitteren Nachgeschmack. Lambs Art, Krisen mit Zynismus und einem Rülpser zu managen, erinnert mich an meine Versuche, den Haushalt zu führen – und endet meist in Diskussionen, die niemand gewinnt.

Schwarzer Humor schlägt zu, wenn die Welt untergeht und Lamb einfach weitermacht, als wär’s ein Montagmorgen. Ich lache, weil’s wehtut: Als Mann in mittleren Jahren fühlt man sich oft missverstanden, brillant in der Theorie, katastrophal in der Praxis. Sympathie für Lamb? Absolut, er ist der Held für abgerockte Typen wie mich.