Lebenserwartung in Deutschland: Rückstand zu Westeuropa wächst
Die Lebenserwartung in Deutschland liegt unter dem westeuropäischen Durchschnitt. Besonders Männer haben ein erhöhtes Sterberisiko bereits ab 55 Jahren.
Im Vergleich zu anderen Ländern Westeuropas verzeichnet Deutschland eine statistisch signifikant höhere Sterblichkeitsrate. Insbesondere in den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich der Abstand zu den Nachbarländern weiter vergrößert. Dies geht aus einer Studie hervor, die von Forschern um Pavel Gigoriev vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung und dem Max-Planck-Institut für demografische Forschung durchgeführt wurde. Die Wissenschaftler analysierten die Entwicklung der Lebenserwartung in 15 westeuropäischen Ländern im Zeitraum von 1960 bis 2019.
Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen den Geschlechtern in Deutschland
Im Jahr 2000 lag die Lebenserwartung bei Geburt in Deutschland etwa 0,7 Jahre unter dem Durchschnitt Westeuropas. Bis 2022 hat sich dieser Unterschied auf ein Jahr erhöht. Kinder, die 2022 in Deutschland zur Welt kamen, können demnach mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80,55 Jahren rechnen - das sind 1,7 Jahre weniger als im übrigen Westeuropa.
Die Unterschiede in der Lebenserwartung zeigen sich auch zwischen den Geschlechtern. Laut den Studienautoren sind deutsche Frauen erst ab einem Alter von 75 Jahren von einer erhöhten Sterblichkeit betroffen. Bei Männern hingegen beginnt das erhöhte Risiko bereits zwischen 55 und 74 Jahren.
Ursachenforschung: Mehr Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen. Etwa ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland sind laut Statistischem Bundesamt auf kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankungen, Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen zurückzuführen. „Der langjährige Rückstand in der deutschen Lebenserwartung scheint sich wesentlich durch eine höhere Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter beziehungsweise Rentenalter zu erklären“, so die Autoren der Studie.
Diese Erkenntnis könnte jedoch auch einen Ansatzpunkt für Verbesserungen bieten. Obwohl Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland gut behandelt werden und die medizinische Versorgung auf hohem Niveau ist, gibt es Defizite in den Bereichen Prävention, Früherkennung und Behandlung. Dies betrifft auch die Bereiche Rauchen, Alkoholkonsum und gesunde Ernährung. „Hier gibt es noch viel Potenzial, um uns besser auf die alternde Gesellschaft vorzubereiten“, betont Sebastian Klüsener, Forschungsdirektor am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.
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