Stephan Hackenberg auf dem Health Lab - Top-Mediziner erklärt, warum Prinzessin Kate vielen Krebspatienten hilft

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2024 Getty Images/Clive Brunskill von prinzessin kate gibt es erfreuliche nachrichten zu ihrem gesundheitszustand.

Prinzessin Kate und Schauspieler Michael Douglas haben eines gemeinsam: Sie gingen mit ihren Krebserkrankungen an die Öffentlichkeit. Davon profitieren auch andere Patienten, meint Stephan Hackenberg. Mit ihm sprach FOCUS online über Influencer und Krebsbehandlungen der Zukunft.

Die Diagnose Krebs ist immer ein Schock. Für Stars genauso wie für alle anderen. Dennoch ist sie heutzutage längst kein Todesurteil mehr. Viele Tumoren lassen sich mit moderner Medizin erfolgreich behandeln.

Entscheidend sind dabei: erst die Früherkennung, dann ein gutes Zusammenspiel von Betroffenen und Fachleuten. Das waren Themen, über die Stephan Hackenberg, Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik, auf dem Health Lab in München unter dem Motto „Warum es nicht egal ist, wer Sie behandelt“ diskutierte. Im Interview mit FOCUS online sprach der Professor über Fortschritte der personalisierten Medizin und warum Warnzeichen oft übersehen werden.

FOCUS online: Prinzessin Kate hat mit ihrer Krebserkrankung viele Menschen beschäftigt. Sie haben in Ihrem Talk erwähnt, dass Prominente und Influencer einen großen Wert für Patienten haben. Welchen genau?

Stephan Hackenberg: Im Fall von Kate ist das sehr gut gelaufen. Ihre Privatsphäre ist genug geschützt gewesen. Aber trotz alledem hat man gesehen, wie sie prinzipiell mit ihrer schlimmen Diagnose umgegangen ist. Das heißt, es ist ihr zugestanden worden, sich erst einmal aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Dann hat sie irgendwann offen gesagt, ich bin an Krebs erkrankt. Oft ist es so, dass die Menschen ihre Tumorerkrankung nicht wahrhaben wollen. Darum kann das Beispiel von Kate helfen, zu vermitteln: Auch sie hat eine Zeit gebraucht, die Diagnose zu akzeptieren. Danach aber hat sie die Therapie durchgezogen. Es hat gut funktioniert, ihr geht es wieder gut und sie kommt hoffentlich rasch ins Leben zurück.

Stephan Hackenberg auf dem Health Lab 2024
Agency People Image für BCN Stephan Hackenberg auf dem Health Lab 2024

Stephan Hackenberg ist Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik. Sein Schwerpunkt liegt in der Therapie von Krebserkrankungen der Kopf-Hals-Region. Zudem wird der Professor von der FOCUS Ärzteliste 2024 als Experte für Gehörerkrankungen und Nasenkorrekturen geführt. 

Was können prominente Patienten noch leisten?

Hackenberg: Michael Douglas beispielsweise hatte Kopf-Hals-Krebs. Das Beispiel nutze ich für meine Studierenden und genauso, um Patienten abzuholen. Damit kann ich zeigen:Sie sind nicht allein. Es gibt Leute, die immer präsent sein müssen und die trotzdem mit dieser Erkrankung umgehen können.

Andererseits gab es zuletzt einige Prominente, die sich explizit gegen eine Chemotherapie entschieden haben und damit an die Öffentlichkeit gegangen sind. Wie stehen Sie hierzu?

Hackenberg: Auch das würde ich nicht ignorieren, sondern als Beispiel nutzen. Der Prominente ist letztlich auch ein Patient, und der trifft manchmal Entscheidungen, die für ihn zwar die richtigen sind, aus Sicht des Arztes wäre aber vielleicht eine andere Therapieform besser geeignet, die Lebensqualität bei einer Krebserkrankung möglichst lange zu erhalten. Anhand dessen würde ich meinen Betroffenen erklären, dass wir das definitiv nicht so machen würden. Am Ende entscheidet jeder Patient für sich selbst, welche Therapie er haben möchte.

Einmal in die Zukunft geblickt: Wie werden wir Krebs in den nächsten fünf Jahren behandeln können?

Hackenberg: Hier bewegt sich momentan sehr viel. Denn wir bekommen immer mehr Einblicke in die Entstehung von Krebs, in die Genetik, in die Kommunikation mit unserem Körper. Behandlungsstrategien ändern sich derzeit ganz schnell. Schon heute ist die Therapie sehr personalisiert, viel individueller als sie es vor zehn Jahren war. Dieser Trend wird sich fortsetzen. Den Patienten kann ich dann sagen: Deine Therapie stützt sich auf eine absolut individuelle Entscheidung, die ich zwar primär auf deine Krebsart und -ausdehnung, aber auch auf deine Lebenssituation, auf deinen Beruf, auf deine Ansprüche und auf deine anderen Erkrankungen abstimme.

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Sie haben auch berichtet, dass es immer mehr junge Patienten mit Rachenkrebs gibt. Woran liegt das?

Hackenberg: Weil das eine Erkrankung ist, die durch Viren erzeugt werden kann. Es handelt sich um die gleichen Viren, die für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Jung heißt in diesem Fall, dass die Erkrankung 50- bis 60-Jährige trifft, was für Krebserkrankungen eher ein junges Alter ist. Denn die Patienten, die Rachenkrebs durch das Rauchen oder den Alkoholkonsum in Kombination mit Rauchen bekommen, sind oft älter. Rachenkrebs sehen wir zunehmend an Patienten, die etwas jünger sind, vielleicht gar nicht rauchen, aber trotzdem diesen eigentlich Raucher typischen Krebs entwickeln, weil er eben auch Virus induziert sein kann. In den USA sind die Erkrankungen häufiger als bei uns. Aber ich beobachte in Deutschland eine Dynamik, auf die wir achten müssen.

Was bedeutet das konkret?

Hackenberg: Hier zählt einerseits Prävention. Man kann sich schützen und dagegen impfen, zwar nicht wirklich gegen jede einzelne Unterform der Viren, aber schon gegen sehr viele. Sobald Teenager sexuell aktiv werden, fängt man an gegen Gebärmutterhalskrebs zu impfen. Diese Impfung kann auch vor Rachenkrebs schützen. Das sollte man Jugendlichen bereits in der Schule nahebringen und sie zur Impfung motivieren.

Außerdem ist natürlich die Früherkennung wichtig. Dafür braucht es Awareness, Bewusstsein, dass es Kopf-Hals-Krebs gibt und dass dieser Krebs jeden treffen kann. Aufklärung kann dazu beitragen, dass Patienten früher zum Arzt gehen als bisher und dann besser behandelt werden können. Dieses Bewusstsein zu schärfen, ist eine große Aufgabe für uns Ärzte.

Fangen wir gleich damit an. Was sind denn Warnsignale?

Hackenberg: Warnsignale sind beispielsweise Veränderungen in der Halskontur. Zum Beispiel ein Knoten, der vorher nicht da war. Der Schluckakt könnte anders als früher sein. Oder wenn die Schleimhaut im Mund sich verändert oder die Zunge etwas Neues spürt, kann das ein Hinweis sein. Wenn man etwas Ungewöhnliches im Mund oder am Hals spürt, gehen Sie zum HNO-Arzt oder Zahnarzt! Der wird Ihnen helfen. Je früher desto besser. Denn wenn man die Augen aus Angst vor der Diagnose verschließt, heißt das nicht, dass die Erkrankung nicht da ist.

Was uns zum Thema Bewusstsein für Krankheiten bringt. Was muss sich im deutschen Gesundheitswesen noch verbessern?

Hackenberg: Awareness ist auf jeden Fall ein großes Thema. Das gilt nicht nur für meinen Wirkungsbereich, sondern zum Beispiel auch für Herz-Kreislauf- oder neurologische Erkrankungen. Wenn körperliche Fitness nachlässt, sich geistiger Abbau zeigt, können das Warnsignale sein. Da brauchen wir nicht nur ein Bewusstsein für unseren eigenen Körper. Wir sollten genauso bemerken, wenn sich mit unseren Angehörigen etwas verändert.

Und natürlich brauchen wir mehr Vorbeugung, damit gar nicht erst so viele Menschen behandelt werden müssen. Prävention und Awareness sind die beiden Hot Topics. Damit können wir die Gesundheit unserer Bevölkerung noch steigern.

Was tun Sie persönlich für Ihre Gesundheit?

Hackenberg: Ich mache Sport, fahre mit dem Fahrrad in die Arbeit. Ich achte auf eine gute Ernährung und versuche das auch meinen Kindern und meinem Team zu vermitteln. Wir haben außerdem Sportgruppen in unserer Klinik, von Fußball, Laufen bis Radfahren. Wir gehen zusammen Skifahren und unternehmen auch sonst gerne etwas gemeinsam. Das ist wichtig für die mentale, die psychische Gesundheit aller Teammitglieder. Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist ein Thema, das zu oft hinten runterfällt. Dazu gehört auch zu erkennen, hier ist ein Außenseiter, um den wir uns kümmern müssen. Auch das sehe ich als Aufgabe einer Leitungsposition. Genauso, dass wir auf eine gesunde Pausenkultur achten, eine gesunde Kommunikation zu Missständen, die Möglichkeit einer konstruktiven Auseinandersetzung, um am Ende gute Lösungen zu finden. Das ist total wichtig.