Nach Kritik am Denkmalschutz: Kreisbaumeister erklärt das teure Kloster von Miesbach

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Der Barocksaal im zweiten Stock des Mittelbaus sah zu Beginn der Sanierung so aus. Bauliche Mängel wurden laut Kreisbaumeister Boiger behoben, der Geist von einst aber bewahrt. © Büro Leupold Brown Goldbach

2,7 Millionen Euro ist die Sanierung des Miesbacher Klosters teurer ausgefallen als geplant. Als ein Kostentreiber wurde im Stadtrat der Denkmalschutz ausgemacht. Ein Vorwurf, dem Kreisbaumeister Boiger mit einem Ortstermin begegnete.

Miesbach – Wenn Kosten zu hoch werden, ist Ursachenforschung angesagt. Dies gilt auch für das alte Kloster in Miesbach, das statt für 4,7 nun für 7,4 Millionen Euro in ein Kinderhaus umgebaut wurde. Im Stadtrat gab es deshalb im Januar deutliche Worte (wir berichteten). Vom „Einbremsen des Kreisbaumeisters beim Denkmalschutz“ und „Premiumsanierung“ war die Rede. Nun hatten Kreisbaumeister Christian Boiger und Architekt Christian Goldbach vom Münchner Büro Leupold, Brown & Goldbach beim Ortstermin Gelegenheit, offene Fragen zu klären.

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Boiger kam bei der Führung schnell auf den zentralen Punkt: „Das Kloster wurde damals sehr kostensparend gebaut. Manches wurde sehr dünn gemacht.“ So habe man an einigen Stellen aus der Not eine Tugend gemacht – etwa mit doppelten Böden, um Leitungen zu verlegen. Aus Sicht des Denkmalschutzes hätte man laut Boiger durchaus sagen können, „da machen wir nicht mit. Aber wir haben mitgemacht.“ Gerade mit Blick auf die Nutzung als Kindertagesstätte und die Kosten.

Dieser Umbau hat es in sich: Kreisbaumeister Christian Boiger (vorne r.) erklärte Bürgermeister Gerhard Braunmiller (l.) und dem Stadtrat, welche zentralen Punkte bautechnisch und aus Gründen des Denkmalschutzes nötig waren. So musste die Rückwand des Mittelbaus (l.) aufgrund ihrer schlechten Substanz erneuert werden.
Dieser Umbau hat es in sich: Kreisbaumeister Christian Boiger (vorne r.) erklärte Bürgermeister Gerhard Braunmiller (l.) und dem Stadtrat, welche zentralen Punkte bautechnisch und aus Gründen des Denkmalschutzes nötig waren. So musste die Rückwand des Mittelbaus (l.) aufgrund ihrer schlechten Substanz erneuert werden. © THOMAS PLETTENBERG

Wie Boiger ausführte, „haben wir viele Zugeständnisse gemacht“. So durfte die gerade mal 15 Zentimeter dicke Rückwand im Erdgeschoß und im ersten Stock des Mittelbaus durch neues Mauerwerk ersetzt werden, obwohl man das als „historische Substanz“ auch hätte erhalten können. Ebenso habe man bewusst zwei Räume geopfert, um auf der Vorderseite für den Brandschutz ein zusätzliches Treppenhaus zu integrieren.

In der anschließenden Sitzung des Stadtrats wiederholte Boiger, dass sich die Kosten für den Denkmalschutz nicht herausrechnen lassen: „Der Denkmalschutz ist nicht teilbar. Erst mal ist alles geschützt. Dann kommt die Abwägung.“

Der fertig sanierte Barocksaal ist heute als Gemeinschaftsraum in den Kinderhausbetrieb integriert.
Der fertig sanierte Barocksaal ist heute als Gemeinschaftsraum in den Kinderhausbetrieb integriert. © Dieter Dorby

Während Architekt Goldbach an schlechte Ausschreibungsergebnisse erinnerte, verwies Boiger auf die hohe Förderquote wegen der Kinderbetreuung. So wurden laut Verwaltung die förderfähigen Kosten von maximal 3,4 Millionen Euro zu 90 Prozent übernommen – also 3,2 Millionen Euro, die die Stadt erhält. Und das ist laut Boiger mehr als beim Denkmalschutz, der nur einzelne Posten übernehme, aber nicht pauschal fördere. Auch seien Doppelförderungen nicht möglich.

Zweite Bürgermeisterin Astrid Güldner (Grüne) war dennoch unzufrieden. Sie vermisste staatlicherseits eine Unterstützung für Kommunen, die den Denkmalschutz trotz hoher Kosten anpacken, statt solche Objekte verfallen zu lassen. „Wir haben einen Mehrwert geschaffen und bleiben auf den Kosten sitzen.“

Für Paul Fertl (SPD) war dies „eine müßige Situation. Jeder wusste, dass der älteste Teil und der Mittelbau ein richtiger Verhau sind.“ Man brauche jetzt niemandem den Schwarzen Peter zuschieben. Wie berichtet, hatte die Stadt 2011 das Klostergebäude erworben und den ältesten Teil für 1,5 Millionen bei 870 000 Euro Zuschuss zur Krippe umgebaut. Michael Lechner (FL) war trotz der Kosten zufrieden: „Der Umbau ist gelungen. Und wir können froh sein, dass wir das Kloster erhalten haben.“ Was Boiger gewissermaßen unterstrich: „Es wäre auch teurer gegangen.“

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