UN-Generalsekretär Guterres besucht Münchens Synagoge „Ohel Jakob“: Die Konferenz vor der Konferenz

  1. Startseite
  2. Kultur

Kommentare

„Bring them Home – now!“: „Bringt die Geiseln nach Hause – jetzt!“ steht auf der Kette, die sowohl Charlotte Knobloch als auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres tragen. © Marcus Schlaf

Antonio Guterres eröffnet am Freitag die Münchner Sicherheitskonferenz. Bereits am Donnerstag war der UN-Generalsekretär in der Jüdischen Gemeinde der Stadt zu Gast und besuchte die Synagoge „Ohel Jakob“.

Es ist 20 Minuten nach fünf am Donnerstagnachmittag (15. Februar 2024) in der Münchner Synagoge „Ohel Jakob“, als UN-Generalsekretär Antonio Guterres in die Tasche seines Anzugs greift und eine lange, feingliedrige Kette hervorholt, an der eine kleine Plakette hängt. Ein auf den ersten Blick unscheinbares Stück, das jedoch so viel Leid, Wut, Verzweiflung und Trauer der Menschen in Israel – und der jüdischen Gemeinschaft weltweit – symbolisiert. „Bring them Home – now!“ ist darauf eingraviert, dazu das Datum 7.10.2023. Der Tag des Terrorakts der Hamas auf Israel, der Tag des größten Massakers unter jüdischen Menschen seit der Shoah. Guterres berichtet, dass er die Kette von Angehörigen der Geiseln erhalten habe. Und er verspricht: „Ich werde sie so lange in meinem Mantel tragen, bis alle Geiseln frei sind.“ Die UN arbeite mit Katar und Ägypten zusammen und sei in Kontakt mit Israel, um sicherzustellen, dass alles unternommen wird, um die Entführten zu befreien. Danach tritt Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, zu Guterres – auch sie trägt diese Kette.

Antonio Guterres eröffnet am Freitag die Münchner Sicherheitskonferenz

Diese Konferenz vor der Sicherheitskonferenz (Siko) ist kein leichter Termin für Guterres. Der 74-jährige Portugiese hat mit Äußerungen nach der Attacke der Hamas für Empörung und Verständnislosigkeit gesorgt – nicht nur in Israel, sondern bei Juden auf der ganzen Welt. Der World Jewish Congress hat ihn nun am Vortag der Siko in die Jüdische Gemeinde München eingeladen – und Guterres betont mehrfach während des Austauschs, wie „tief bewegt“ er sei.

UN-Chef Antonio Guterres auf dem Weg in die Münchner Synagoge.
Im „Gang der Erinnerung“: Antonio Guterres auf dem Weg in die Münchner Synagoge. © Marcus Schlaf

Zunächst besucht er den „Gang der Erinnerung“ mit den Namen von mehr als 4500 Münchner Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Am Grundstein der Synagoge vorbei geht es dann ins Innere von „Ohel Jakob“, wo sich der UN-Generalsekretär das Bauwerk erklären lässt, das ihn – nicht zu Unrecht – an die portugiesische Synagoge Amsterdams erinnert. Von David Botelho, Präsident der Jüdischen Gemeinde Lissabon, wo Guterres 1949 geboren wurde, lässt er sich die Bedeutung des Thora-Schreins sowie der Thora-Rollen erläutern.

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, in der Synagoge „Ohel Jakob“
„Helfen Sie, die Wunden zu heilen“, appelliert Charlotte Knobloch an Antonio Guterres. © Marcus Schlaf

Dann wird’s politisch. Knobloch ruft ihrem Gast ins Gedächtnis, dass die UN „auch als Antwort auf den Holocaust gegründet“ wurden. Die Vereinten Nationen „dürfen niemals Teil des Problems sein; sie dürfen nicht dem Hass Vorschub leisten – vor allem dem Judenhass. Im Hinblick auf Israel ist leider genau das immer wieder geschehen. Auch zuletzt.“ Dennoch sei Guterres’ Besuch „ein wichtiges Zeichen“, so die Präsidentin: Man wolle nach vorne schauen, denn die jüdische Gemeinschaft müsse darauf vertrauen, „dass die Vereinten Nationen ihrem Auftrag gerecht werden“.

In seiner Analyse geht Guterres darauf ein, dass „Antisemitismus nicht mit den Nazis geboren wurde – und auch nicht mit ihnen gestorben ist“. Judenhass verbreite sich nicht erst seit der „schrecklichen Attacke der Hamas“ weltweit. Er macht sehr klar: „Auch wenn man manchmal nicht mit der Politik der israelischen Regierung übereinstimmt“ könne dies nicht dazu führen, dass man das Recht der Menschen in Israel infrage stelle, in Sicherheit zu leben. „Das ist notwendig!“ Genau so wie der Kampf gegen Antisemitismus eine „moralische Verpflichtung“ eines jeden Menschen sei.

Auch interessant

Kommentare