Berliner Verkehrsforscher fordert: Führerschein für Männer erst ab 26
Überhöhtes Tempo im Straßenverkehr führt immer wieder zu schweren Unfällen. Ein Forscher hat nun eine ungewöhnliche Idee, um dem entgegenzuwirken.
Raserei auf den Straßen stellt eine erhebliche Gefährdung für sämtliche Verkehrsteilnehmer dar. Es gibt immer wieder extreme Beispiele, wie den Fall eines 20-Jährigen, der mit seinem Mercedes mit 200 km/h auf einer Autobahn bei Hamburg unterwegs war, obwohl nur 80 km/h erlaubt waren. Illegale Autorennen, an denen oft junge Männer beteiligt sind, sind besonders riskant. In Köln etwa, nahm die Polizei einem 18-Jährigen den Ferrari weg, nachdem dieser sich wohl ein Stadt-Rennen geliefert hatte. Ein Verkehrsforscher hat nun einen radikalen Vorschlag gemacht, um solche Raser-Fahrten und Rennen einzudämmen.
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Verkehrsforscher über illegalen Autorennen: „Längst veralteter Männlichkeitswahn“
Andreas Knie, Verkehrsexperte vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), schlägt vor, dass Männer erst mit 26 Jahren den Führerschein bekommen sollten, anstatt bereits mit 18. „Wenn die Unfälle durch Raserei nicht abnehmen, muss darüber gesprochen werden, ob Männer erst mit der Vollendung des 26. Lebensjahres einen Führerschein bekommen sollten“, äußerte er gegenüber RBB24. Er stellt fest, dass bei Rennen im Berliner Straßenverkehr meist junge Männer zwischen 20 und 26 Jahren beteiligt sind. „Da stecken alte archaische Strukturen dahinter und ein längst veralteter Männlichkeitswahn, der da seine Auslebung findet.“ Ein besonders extremes Beispiel für eine Raser-Aktion in jenem Alter lieferten vor einiger Zeit ein 22-Jähriger und ein 24-Jähriger mit einem gemieteten BMW M8 in der Schweiz.

Höhere Strafen für Raser? Was bislang gilt
Zusätzlich plädiert Knie für eine deutliche Verschärfung der Strafen. Rasen werde „leider als Kavaliersdelikt“ angesehen. Allerdings können auch in Deutschland die Strafen für Raser durchaus hoch ausfallen, insbesondere wenn die Fahrt als illegales Rennen eingestuft wird. Viele sind sich nicht bewusst, dass es nicht unbedingt zwei oder mehr Teilnehmer für ein solches Rennen braucht. Im Strafgesetzbuch gibt es den Tatbestand des sogenannten „Einzelrennens“ oder „Alleinrasers“ (§315d StGB). Hier können Geldstrafen verhängt werden (die sich nach dem Einkommen berechnen) – aber auch bis zu zwei Jahre Gefängnis drohen. Sollten Menschen durch das Rennen gefährdet, verletzt oder sogar getötet werden, sind sogar bis zu zehn Jahre Gefängnis möglich.
Fahrzeuge mit reduzierter PS-Zahl für Führerschein-Neulinge?
Die Umsetzung eines Führerscheins für Männer erst ab 26 Jahren dürfte jedoch sehr schwierig sein. Daher hat der Forscher einen weiteren Vorschlag: Ähnlich wie beim Motorradführerschein sollten Fahranfänger beim Auto zunächst nur Fahrzeuge mit geringerer Motorleistung fahren dürfen.
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Aktuell gibt es in Deutschland für Fahranfänger beim Auto zunächst den Führerschein für zwei Jahre auf Probe, mit verschärften Bedingungen. Neben Fahrverboten (einer vorübergehenden Abgabe des Führerscheins) kann bei Verkehrsverstößen auch der Führerscheinentzug drohen. In diesem Fall muss der Führerschein neu erteilt werden, was häufig mit einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung verbunden ist.