„Wie in einem Katastrophenfilm“: Weltkriegsbombe der Wehrmacht explodiert in England

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Briten haben in der englischen Küstenstadt Plymouth eine alte Weltkriegsbombe gefunden. Deutsche Wehrmachts-Piloten warfen sie zwischen 1940 und 1944 ab. © IMAGO (2) / Andia / Cola Images

Es war die größte Evakuierung von Zivilisten in England seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs – und wühlte alte Ängste hervor. Die Briten sprechen vom „Blitz-Spirit“.

Plymouth – Die 260.000-Einwohner-Stadt Plymouth liegt an der Küste im Südwesten Englands – und war während des Zweiten Weltkriegs zwischen 1940 und 1944 Ziel von 59 Luftangriffen durch die deutsche Luftwaffe. Eine der Angriffswellen wurde als „The Plymouth Blitz“ bezeichnet, bei der die Stadtzentren von Plymouth und Devonport zerbombt wurden. Allein in Plymouth kamen damals etwa 1200 Menschen ums Leben, knapp 40.000 Einwohner wurden obdachlos. Die Innenstädte wurden in den 1950er Jahren wiederaufgebaut, und in Plymouth wurde die erste Fußgängerzone Englands eingerichtet. Nun hat ein altes deutsches Erbe aus dieser Zeit die Briten eingeholt: Eine Weltkriegsbombe explodierte – etwa 83 Jahre später.

Vergessen, aber nicht verschwunden: Deutsche Weltkriegsbombe der Wehrmacht explodiert in Plymouth

Die Aufregung begann, als der Brite Ian Jary mit einem Spaten in seinem Garten auf der St. Michael Avenue auf etwas Festes stieß. Zuerst dachte er, es sei nur ein verrostetes Stück Metall. Bei genauerer Betrachtung gab ihm die Größe und Form jedoch zu denken, und die Polizei wurde gerufen. Entdecker Jary sagte der Daily Mail, dass seine Tochter erst seit ein paar Wochen in dem Haus gelebt habe – und er ihr lediglich bei den Renovierungsarbeiten helfen wollte. Nach Begutachtung durch Experten wurde schnell klar: Da liegt etwas Großes in Jarys Garten – Eine Entschärfung der Weltkriegsbombe vor Ort, wie sie in Deutschland (zuletzt etwa in Göttingen) öfters erfolgt, wurde als unmöglich eingestuft.

Also lief laut Verteidigungsministerium die größte Evakuierung von Zivilisten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs an: Die Polizei räumte Parks, Fähren stellten den Betrieb ein, Züge wurden angehalten, Schulen geschlossen. Wie in Deutschland auch üblich wurden Anwohner per Warnmeldung über ihre Smartphones informiert. Mehr als 10.000 Menschen wurden aus ihren Häusern und Arbeitsstätten evakuiert.

Ein Militärkonvoi transportierte danach die 500 Kilogramm schwere Bombe langsam durch die Reihenhaussiedlungen in Richtung Wasser. Auf Bildern ist ein dunkelgrüner Lkw zu sehen, der auf seiner Ladefläche mehrere Sandsäcke geladen hatte – darunter: die deutsche Bombe. „Es fühlt sich ein bisschen wie eine Evakuierung an, wie man sie in einem Katastrophenfilm sieht“, sagte Steve Jones dem Guardian, als er sein Geschäft in der Evakuierungszone verließ.

Es fühlt sich ein bisschen wie eine Evakuierung an, wie man sie in einem Katastrophenfilm sieht.

Weltkriegsbombe der Wehrmacht weckt alte Ängste in England – Briten sprechen von „Blitz Spirit“

Der Konvoi brachte die Bombe zum Hafen, damit sie auf ein Boot geladen werden konnte. Nachdem das geglückt war, wurde sie aufs Meer vor der Stadt gebracht, damit sie sicher detoniert werden konnte. „Die letzten Tage werden in die Geschichte von Plymouth eingehen. Diese Kriegsbombe hat wirklich den Geist des Krieges hervorgebracht, Menschen kamen zusammen, um einander zu unterstützen. Und obwohl es wirklich hart war – wir haben es geschafft“, zitiert CNN Tudor Evans, den Bürgermeister von Plymouth. Die Menschen in der Stadt sprechen von einem Gefühl des „Blitz-Spirits“, den es so zu Kriegszeiten auch gegeben habe.

Der Fall weckt Erinnerungen an die dramatische Explosion einer Weltkriegsbombe in München vor einigen Jahren. Damals gab es in München mehrere Schwerverletzte. In Plymouth waren nach Angaben der Behörden 30 der erfahrensten Bombenentsorgungsexperten der Streitkräfte „rund um die Uhr“ beteiligt. Insgesamt waren etwa 1000 Einsatzkräfte vor Ort – Polizeibeamte, Feuerwehrleute, mehr als 100 Militärangehörige, Such- und Rettungsexperten sowie Notfallhilfeorganisationen. Das berichtet der Guardian. Dort heißt es zudem, dass sich die Menschen um ihre zurückgelassene Haustiere und Fotoalben sorgten und die mögliche Gefahr, dass ihre Versicherung einen „Kriegsakt“ nicht abdecken würde.

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