Seltene Chance: Sonneneruptionen machen Polarlichter über Deutschland möglich
Die stärkste Sonneneruption seit 2017 könnte Polarlichter am Himmel über Deutschland hervorrufen. Experten raten, am Wochenende die Augen offen zu halten.
München – Die kommenden Tage könnten für Polarlicht-Begeisterte in Deutschland spannend werden. Zwei kräftige Sonneneruptionen könnten von Freitag (4. Oktober) bis Sonntag (6. Oktober) farbenfrohe Polarlichter am Himmel hervorrufen. Nach einer Phase relativer Ruhe zeigt die Sonne nun wieder erhöhte Aktivität.
Große Sonneneruptionen könnten für Polarlicht über Deutschland sorgen
Am Dienstag (1. Oktober) wurde eine Sonneneruption der Stärke X7.1 registriert, gefolgt von der stärksten Sonneneruption seit 2017 am Donnerstag (3. Oktober), die von Experten mit X9.1 bewertet wurde. Die bislang stärkste Eruption des aktuellen Sonnenzyklus 25 wurde im Mai mit X8.7 gemessen - kurz nachdem spektakuläre Polarlichter in großen Teilen Europas zu sehen waren.
Klassen von Sonneneruptionen
Sonneneruptionen werden in verschiedene Klassen eingeteilt: A sind die kleinsten Ausbrüche, dann folgen B, C, M und zuletzt X. Die Klassen sind logarithmisch aufgebaut, das heißt, jede Klasse ist zehnmal stärker als die vorhergehende. Innerhalb jeder Kategorie wird noch einmal in die Stufen eins bis neun unterschieden. Einzige Ausnahme ist die X-Klasse, die nicht auf neun begrenzt ist. Sonneneruptionen, die X10 übertreffen, kommen jedoch nur sehr selten vor.
Polarlicht möglich: Fachleute erwarten Sonnensturm vom 4. bis 6. Oktober 2024
Es besteht die Möglichkeit, dass im Oktober erneut Polarlichter am deutschen Himmel beobachtet werden können. Das Space Weather Prediction Center (SWPC) der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), das die Sonnenaktivität genau überwacht, prognostiziert auf seiner Website, dass Sonnenstürme die Erde vom 4. bis 6. Oktober 2024 treffen könnten. Die Experten rechnen mit geomagnetischen Stürmen der Kategorie G3 (stark). Der genaue Zeitpunkt, wann sie auf das Erdmagnetfeld treffen und das farbenfrohe Polarlicht erzeugen, ist noch ungewiss – es lohnt sich jedoch, am Wochenende den Himmel im Auge zu behalten.
Die Meteorologin und Weltraumwetter-Vorhersagerin Sara Housseal erläutert auf X, was die Experten erwarten: „Der Zeitpunkt und die Stärke können wie immer variieren, aber eine Schlüsselrolle spielt hier die Möglichkeit, dass der erste CME (X7) die Umgebung vor dem zweiten CME (X9) stört, was die Aktivität verstärken könnte.“ Der Begriff „CME“ steht für „Coronal Mass Ejection“, zu Deutsch „koronaler Massenauswurf“, und bezeichnet das von der Sonne bei einer Eruption in Richtung Erde geschleuderte geladene Plasma.
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Farbe des Polarlichts am Himmel variiert
Wenn dieses geladene Plasma auf das Magnetfeld der Erde trifft, können geomagnetische Stürme entstehen. Das bedeutet, dass die geladenen Ionen der Sonne mit den Gasen in der Erdatmosphäre interagieren und ihre Energie in Form von Licht abgeben. Die Farbe des Polarlichts variiert, je nachdem, mit welchem Gas und in welcher Höhe die Interaktion stattfindet.
Das Phänomen „Polarlicht“ tritt hauptsächlich an den Polen der Erde auf – daher stammt auch sein Name. Je nachdem, ob es im Norden oder Süden auftritt, wird es Aurora Borealis (Nordlicht) oder Aurora Australis (Südlicht) genannt. Bei starken Sonnenstürmen kann das Polarlicht auf der Nordhalbkugel auch deutlich weiter südlich (oder auf der Südhalbkugel weiter nördlich) am Himmel beobachtet werden, wie es zuletzt im Mai der Fall war. Damals erklärte ein Experte, der Sonnensturm sei „ideal für Polarlichter“ gewesen.
Sonnenstürme können für die Erde auch gefährlich werden
Doch Sonnenstürme können mehr als nur Polarlichter auslösen. Forscher warnen seit Jahren vor den Gefahren, die das geladene Plasma der Sonne mit sich bringt. „Eine der größten Bedrohungen durch einen großen Sonnensturm besteht darin, dass er die gesamte Satellitenflotte sofort ausschalten und die Stromnetze zum Erliegen bringen kann“, warnt ein Forschungsteam in einem Gastbeitrag auf der Plattform The Conversation. Eine Studie konnte zeigen, wie ein geomagnetischer Sturm Zugsignale manipulieren kann.
Um auf solche möglichen Ereignisse vorbereitet zu sein, wird die Sonne von mehreren Raumsonden überwacht und die Vorhersage des Weltraumwetters wird ständig verbessert und verfeinert. „Ein besseres Verständnis dieser extremen Ereignisse ist (...) für das Verständnis der Prozesse auf der Sonne und auf unserem eigenen Planeten wichtig“, so das Forschungsteam in seinem Gastbeitrag. „Es kann uns auch dabei helfen, uns auf den nächsten extremen Sonnensturm vorzubereiten. Wir können noch nicht vorhersagen, wann er stattfinden wird, aber neue Erkenntnisse (...) sagen uns, dass es früher oder später einen geben wird.“ (tab)