Alarmstufe Rot: WHO warnt vor massivem Mpox-Ausbruch – Impfstoffmangel droht

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Im Kongo wurde Ende 2023 eine neue Form der Affenpocken identifiziert. Das Mpox-Virus breitet sich seitdem in Afrika schnell aus. Es besteht ein dringender Bedarf an Impfstoffen.

Genf – Ein erneuter Ausbruch von Mpox beunruhigt derzeit die Wissenschaft und Medizin. Die Fallzahlen steigen rasant an, seit Jahresbeginn infizierten sich fast 19.000 Menschen mit dem Virus, der besser bekannt sein dürfte unter dem Begriff „Affenpocken“. Zuletzt erkrankten fast 1400 Menschen alleine in einer Woche (Stand: 20. August). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) reagierte und rief weltweit die Notlage aus.

Neuer Mpox-Ausbruch gibt Anlass zur Sorge – WHO ruft weltweite Notlage aus

Hauptsächlich konzentriert sich das Infektionsgeschehen auf Zentralafrika, besonders betroffen ist mit knapp 17.800 Fällen die Demokratische Republik Kongo. 541 Erkrankte seien seit Jahresbeginn insgesamt an der Krankheit gestorben. Die WHO stuft das Entwicklungsgeschehen seit Jahresbeginn mittlerweile als „Notlage von internationaler Tragweite“ ein.

In Schweden wurde zuletzt der erste Fall mit der neuen Mpox-Variante in Europa gemeldet. Das nährt die Sorge einer neuen weltweiten Pandemie bei vielen Menschen, zumal unlängst Parallelen zum Corona-Ausbruch festgestellt wurden.

Neuer Ausbruch der Affenpocken: So äußert sich der Mpox-Virus bei Erkankten

Das Krankheitsbild von Mpox ähnelt dem von klassischen Pocken, die Erkrankung verläuft jedoch in der Regel milder. Es könne zu unspezifischen Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, allgemeiner Ermüdung oder Gelenkschmerzen kommen. Bei mehr als der Hälfte der Fälle tritt eine oft schmerzhafte Schwellung der Lymphknoten auf.

Quelle: RKI

Akute Sorgen bereitet der WHO die Impfsituation. Zwar gebe es zwei Impfstoffe, aber vor allem in den gefährdeten Regionen in Afrika bei Weitem nicht genügend Dosen. In Ostkongo, wo seit Jahren ein bewaffneter Konflikt andauert, leben hunderttausende Menschen als Binnenflüchtlinge auf engsten Raum zusammen. Eine besorgniserregende Lage, wie es von Expertinnen und Experten heißt. Das Virus könnte besonders dort schnell um sich greifen, befürchtet die Gesundheitsbehörde CDC Africa, die im engen Austausch mit der WHO steht. Hygienemaßnahme könnten dort kaum eingehalten werden.

Hilferufe der WHO: Ohne Impfdosen aus Geberländer könnte Virus drastisch ausufern

Die höchste Warnstufe (englisch public health emergency of international concern kurz: PHEIC) der WHO ist daher primär als Hilferuf zu verstehen. Behörden in aller Welt sollen so zu erhöhter Aufmerksamkeit und mit vereinten Kräften das Infektionsgeschehen unter Kontrolle gebracht werden. Denn erst dadurch ermögliche es betroffenen Ländern, weitere Maßnahmen zu ergreifen und zu intensivieren, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Homepage erklärt.

In Zentralafrika, besonders im Kongo, wütet derzeit ein Ausbruch der Affenpocken.
In Zentralafrika, besonders im Kongo, wütet derzeit ein Ausbruch der Affenpocken. Die WHO warnt vor der Lage vor Ort – es fehlt wichtiger Impfstoff, der eine Ausweitung eindämmen könnte. © Moses Sawasawa/dpa

Vor allem appelliert die Organisation an die Länder, in denen derzeit wenig bis kein Risiko besteht, Impfdosen zur Verfügung zu stellen. Aus den USA soll demnächst eine Lieferung im Kongo eintreffen, auch von Japan, wo einer der beiden Impfstoffe hergestellt werde, erhoffe man sich Hilfe. Die EU hat bereits 175.000 angekündigt, schreibt der Spiegel.

Doch selbst mit Impfung bleibt das Risiko womöglich hoch. In der Vergangenheit meldeten die Behörden in Europa einen Infektionsfall, obwohl der empfohlene doppelte Impfschutz bestanden hatte. Laut Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in Berlin sei das nicht ungewöhnlich. Ihren Angaben zufolge läge die Impfeffektivität trotz zweifacher Impfung bei 66 Prozent, und senke damit das Infektionsrisiko stark, schließe es aber nicht aus, wie das Ärzteblatt damals schrieb.

Weltweiter Mpox-Ausbruch – RKI gibt Entwarnung für Deutschland

Die WHO hatte bereits in 2022 eine weltweite Notlage wegen Mpox ausgerufen, nachdem im Sommer in mehr als 60 Ländern Fälle entdeckt worden waren. Bis dato war das Virus nur in Afrika bekannt gewesen. Beim globalen Ausbruch vor zwei Jahren mehrten sich auch Infektionen in Deutschland. Seitdem seien 3.800 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern an das Robert Koch Institut (RKI) übermittelt worden (Stand: 9. August 2024).

Die Ansteckungen damals gingen auf Klade II zurück, die weniger starke Krankheitsverläufe verursacht. Hinter dem aktuellen Ausbruch steckt wohl eine neue Mpox-Variante, eine Sublinie der Mpox-Klade I, die Ende 2023 im Kongo entdeckt wurde und als „zweifellos extrem gefährlich“ gilt. Letztmals wurden Affenpockenfälle in Deutschland in 2023 entdeckt.

Anlass zur Sorge sehen weder das RKI noch Top-Virologe Dr. Hendrik Streeck derzeit in Deutschland, auch weil hierzulande genügend Impfstoffe bereitlägen. Seit Mitte 2022 ist in der Europäischen Union der Pockenimpfstoff Imvanex zugelassen, der auch zum Schutz vor Affenpocken eingesetzt werden kann. Das Virus ist verwandt mit den klassischen humanen Pockenviren (Variola). Eine erhöhte Gefährdung gebe es daher derzeit nicht, man beobachte die Situation aber weiter sehr genau und passe seine Empfehlungen bei Bedarf an, so das RKI. (rku)

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