„Prinzipiell größeres Risikoprofil“: Kardiologe erklärt, warum Männer öfter Herzinfarkt erleiden

  1. Startseite
  2. Deutschland

Kommentare

Männer landen häufiger wegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung im Krankenhaus. Beim Thema Herzinfarkt gibt es im Vergleich zu Frauen Unterschiede.

Frankfurt – Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute – egal, ob Mann oder Frau. Jedoch trifft es deutlich mehr Männer als Frauen. Das geht aus dem aktuellen Herzbericht der Deutschen Herzstiftung hervor. Zwei Faktoren spielen laut einem Herzexperten dabei eine Rolle.

Häufige Ursachen für einen Herzinfarkt: „Männer haben prinzipiell ein größeres Risikoprofil“

„Zum einen haben Männer prinzipiell ein größeres Risikoprofil, weil sie mehr rauchen als Frauen und sicherlich auch das Übergewicht bei Männern stärker vertreten ist“, sagt Prof. Holger Thiele von der Universitätsklinik für Kardiologie am Herzzentrum Leipzig bei herzmedizin.de.

Die Webseite der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) informiert Interessierte sowie Fachpersonal über Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Frauen seien zudem durch die weiblichen Hormone, die Östrogene, zumindest bis zu den Wechseljahren vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Atherosklerose der Extremitäten oder der koronaren Herzkrankheit geschützt. „Die Frauen holen nach der Menopause auf und bekommen die Herzerkrankungen im Durchschnitt zehn Jahre später“, so Prof. Thiele. 

Herzinfarkt-Risiko bei Männern: Kardiologe empfiehlt Sport, kein Übergewicht und Nichtrauchen

Männer müssten genauso auf ihre Herzgesundheit achten wie Frauen, betont Kardiologe Thiele. „Sie müssen Sport treiben, Bluthochdruck und Übergewicht vermeiden, nicht rauchen und sich gesund ernähren.“ Dann hätten Männer (derzeit 78,5 Jahre) sicherlich die gleiche Lebenserwartung wie Frauen (83,4 Jahre).

Männer erleiden häufiger einen Herzinfarkt als Frauen. (Symbolbild)
Männer erleiden häufiger einen Herzinfarkt als Frauen. (Symbolbild) © Igor Stevanovic/imago

Spätestens ab 40 Jahren sollten Männer und Frauen ihren Blutdruck messen lassen, die Cholesterinwerte prüfen oder ein EKG schreiben lassen, empfiehlt herzmedizin.de. Ein leicht erhöhter Blutdruck gelte demnach als „Silent Killer“ (auf Deutsch: stiller Mörder), ein Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzschwäche. Ein plötzlicher Herzinfarkt kann auch jüngere Menschen treffen. Bestimmte Symptome können auf ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko hinweisen.

Check-Ups und Vorsorge sind wichtig. „Rund 47.000 Herzinfarkte pro Jahr und 65.000 plötzliche Herztodesfälle, darunter eine Vielzahl aufgrund unentdeckter und nicht oder zu spät behandelter Herzkrankheiten, sind das beste Beispiel dafür“, Kardiologe Prof. Dr. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender Deutschen Herzstiftung in einer Pressemitteilung.

Herzinfarkt: Risiko-Faktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Denn neben Alter und Genetik ist ein ungesunder Lebensstil ein Risiko für eine Herzkrankheit. Zu den Risiko-Faktoren zählen laut herzstiftung.de:

  • Bluthochdruck
  • Übergewicht
  • Fettstoffwechselstörung (hohes LDL-Cholesterin)
  • Diabetes mellitus
  • Rauchen
  • Stress

Herz-Kreislauf-Erkrankung: So können Männer ihr Risiko senken

Mit einer gesunden Ernährung lässt sich das Herzinfarkt-Risiko laut Experten um bis zu 30 Prozent senken. Viel Gemüse, Obst, Vollkornlebensmittel, Olivenöl, Fisch und wenig fettes und verarbeitetes Fleisch gehören dazu. Ein Punkt, bei dem es bei einigen Männern offenbar ziemlich hakt.

Männer essen häufiger Fleisch als Frauen, heißt es auch in einer im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlichten Studie. Bei der Forschende die „paradoxe Kluft zwischen den Geschlechtern beim Fleischkonsum“ eigenen Angaben zufolge erstmals dokumentierten. Nach dem Forscherteam um Christopher Hopwood von der Universität Zürich stellte sich heraus, dass je entwickelter ein Land war und je mehr Männer und Frauen in dem Land gleichgestellt waren, desto größer die Unterschiede beim Fleischkonsum. Im Rahmen der Studie wurden online mehr als 20.000 Menschen aus 23 Ländern, darunter auch Deutschland, befragt, wie häufig sie Fleisch essen.

Laut dem Ernährungsreport 2024 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) essen „30 Prozent der Männer verzehren mindestens einmal pro Tag Fleisch oder Wurst, bei den Frauen sind es 16 Prozent“. Männer (59 Prozent) greifen demnach weniger zu Obst und Gemüse als Frauen (83 Prozent).

Bewegung gehört zu gesundem Lebensstil: „Blutdruck und Puls muss hochgehen“

Zu einem gesunden Lebensstil gehört auch regelmäßige Bewegung. Sie kann das Risiko für eine Herzerkrankung um 40 Prozent senken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in ihrer aktuellen Richtlinie, sich mindestens 150 Minuten pro Woche zu bewegen.

„Vielen Laien ist nicht klar, dass der Mensch nicht nur Bewegung im Alltag, sondern auch Sport braucht. Der Gang von der U-Bahn ins Büro oder am Abend um den Block ist zwar lobenswert, ersetzt aber keinen Sport“, erklärt Dr. Manju Guha, Chefärztin der Kardiologie in der Rehaklinik am Sendesaal in Bremen laut herzmedizin.de.

Anmerkung der Redaktion

Die in diesem Artikel genannten Informationen ersetzen nicht den Gang zu einem Arzt oder einer Ärztin. Nur Fachleute können die richtige Diagnose erstellen und eine geeignete Therapie einleiten. Die Einnahme von Medikamenten oder auch Nahrungsergänzungsmitteln sollte vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden.

„Wir brauchen zusätzlich Training, bei dem wirklich Blutdruck und Puls hochgehen und man ins Schwitzen kommt.“ Nur das allein bewirke einen Trainingseffekt auf die Gefäße und auf die Muskulatur. (ml)

Auch interessant

Kommentare